Schwere Überschwemmungen, Starkregen, Hagelstürme: Seit rund zwei Wochen toben in der Schweiz immer wieder heftige Gewitter. In den vergangenen Tagen sind gemäss einer auf Twitter publizierten Aufstellung von Meteonews in einzelnen Messstationen über 100 Millimeter Niederschlag gefallen. Die Spitze der Rangliste zieren Thierachern BE mit 108 Millimetern, Aarau mit 106 Millimetern und Gösgen SO mit 100 Millimetern.
Auch heute Montag ist erneut mit unwetterartigen Gewittern zu rechnen. Ob und wie diese mit dem Klimawandel zusammenhängen wird immer wieder diskutiert. In einem Twitter-Thread zeigt der ETH-Forscher und Klimaexperte Reto Knutti anschaulich, wie sich diese Fragen beantworten lassen.
1/ Heftige Niederschläge in Teilen der Schweiz in den letztenTagen. Bahnhöfe unter Wasser, die Aare bedrohlich hoch.
— Reto Knutti (@Knutti_ETH) June 25, 2021
Klimawandel oder Zufall?
Thread...https://t.co/aOBvxd67XC
Grundsätzlich lässt sich sagen: Wetter ist das, was wir jeden Tag erleben. Es ist der physikalische Zustand der Atmosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt. Das durchschnittliche Wetter über einen langen Zeitraum nennt man das Klima. Die Weltorganisation für Meteorologie spricht beispielsweise ab einer 30-jährigen Wetterperiode von Klima.
Auch Knutti schreibt in seinem Thread, dass die Menge an Niederschlag sehr variabel sein kann. Die Klimaerwärmung führe aber dazu, dass sich der Wasserkreislauf deutlich verändere. Im globalen Norden regne es mehr, in den Subtropen weniger. Und auch die steigenden Temperaturen hätten einen Einfluss auf die Niederschlagsmenge: «Selbst wenn die Sommer trockener werden, nehmen die extremsten Niederschläge zu», so der Klimaexperte. Das liege daran, dass warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen könne, wenn diese vorhanden sei.
Das zeige sich auch klar in den Niederschlagsstatistiken der Schweiz: «Starkniederschläge in Häufigkeit und Intensität nehmen an fast allen Stationen zu.» Das sei nicht nur in der Schweiz der Fall, sondern auch an zahlreichen anderen Orten auf der Erde sichtbar. Auch an Orten, wo der Niederschlag insgesamt abnimmt, nähmen extreme Ereignisse und Schwankungen zu.
Sind die starken Unwetter also nun Zufall oder Klimawandel?
Knutti erklärt es so: Ein einzelnes grosses Unwetter wird nicht direkt vom Klimawandel verursacht. Einen solchen kausalen Zusammenhang kann man nicht herstellen. Aber die Häufung von solchen Unwettern – oder aber auch längeren Hitzeperioden – lässt sich mit der Veränderung des Klimas in Zusammenhang bringen.
2/ Wetter ist variabel, Niederschläge sind sogar extrem variabel. Mit der menschgemachten Erwärmung verändert sich über die Energiebilanz jedoch auch der Wasserkreislauf deutlich.
— Reto Knutti (@Knutti_ETH) June 25, 2021
3/ Niederschlag nimmt in hohen Breiten zu, in den Subtropen ab, Verdunstung nimmt zu, Bodenfeuchte ab, etc. Regionale Unterscheide sind jedoch je nach Region und Saison unterschiedlich. pic.twitter.com/r5eVOLExSQ
— Reto Knutti (@Knutti_ETH) June 25, 2021
4/ Eines der klarsten Signale ist die Zunahme der stärksten Niederschläge. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, falls genügend vorhanden ist (~7% pro °C). Das Prinzip des Tumblers. Theoretisch verstanden von Clausius 1850 und Clapeyron 1834! pic.twitter.com/fFxP45I9qS
— Reto Knutti (@Knutti_ETH) June 25, 2021
6/ Selbst wenn die Sommer trockener werden nehmen die extremsten Niederschläge zu. Die ersten Klimamodelle haben das vor 30 Jahren vorausgesagt, bevor es genügend Beobachtungen gab.https://t.co/nm6DGgDYK7 pic.twitter.com/4GR1wcKshp
— Reto Knutti (@Knutti_ETH) June 25, 2021
7/ Heute ist das praktisch überall in den Daten sichtbar. In der Schweiz nehmen die Starkniederschläge in Häufigkeit und Intensität an fast allen Stationen zu.https://t.co/am8Qp393Am pic.twitter.com/HKPxHDtr45
— Reto Knutti (@Knutti_ETH) June 25, 2021
8/ Die Variabilität (täglich, monatlich, Jahr zu Jahr) nimmt auch zu.
— Reto Knutti (@Knutti_ETH) June 25, 2021
Selbst an Orten wo Niederschlag über alles abnimmt, nehmen die Extreme und die Schwankungen also zu.https://t.co/FCw68CjCWd pic.twitter.com/JULnxDBGKo
9/ Global zeigen die Modelle, dass die Häufigkeit des heute "nässesten Tages in ~3 Jahren" mit einer Erwärmung von 3°C sich etwa verdoppelt. pic.twitter.com/uz10892g5P
— Reto Knutti (@Knutti_ETH) June 25, 2021
10/ Man kann also nicht ein spezifisches Regenereignis dem Klimawandel in einem deterministisch kausalen Sinn zuordnen, aber eine klare Aussage über den Einfluss des Klimawandels auf die Häufigkeit machen.https://t.co/nm6DGgDYK7
— Reto Knutti (@Knutti_ETH) June 25, 2021
11/ Niederschlag ist zeitlich höchst ungleich verteilt. Global fallen ~20% des N. in den nässesten 2 Tagen, ~70% in den nässesten 2 Wochen.
— Reto Knutti (@Knutti_ETH) June 25, 2021
Die Änderung noch extremer: die Hälfte der Zunahme erfolgt in den nässesten 6 Tagen pro Jahr.https://t.co/0Gvu64Rmiy pic.twitter.com/or0v8LH3Xh
(ohe/sda)
Nützen tut dieser Artikel leider wenig, denn die Menschen, welche diesen Zusammenhang nicht wahrhaben wollen, lesen den Artikel nicht.
Das zentrale Problem: ganz früher sprach man noch von einem Jahrhundertgewitter. Dann begann man sich lange auf Starkregen alle 50 Jahre mal einzustellen und jetzt gings ganz schnell von 20 auf 10 Jahre runter und regionale Forscher tendieren auf noch kürzere Abstände.
Alle paar Jahre ein Jahrhundertregen, inkl. ev. einer Jahrhundertflut und an vielen Faktoren selber rumgebastelt - Fun!