Markus Bernsteiner übernehme ab Neujahr die Nachfolge von Spuhler als Steuermann des Ostschweizer Unternehmens. Spuhler als bisheriger Interims-CEO wird sich dann wieder auf das Amt als Verwaltungsratspräsident konzentrieren, wie Stadler am Mittwoch in einem Communiqué mitteilte.
Spuhler war im Mai 2020 wieder als CEO bei Stadler eingesprungen, nachdem sein eigentlicher Nachfolger Thomas Ahlburg das Unternehmen wegen Differenzen über die Weiterentwicklung verlassen hatte.
Bernsteiner ist ein Urgestein von Stadler: Er arbeitet seit 1999 für das Unternehmen. Gegenwärtig ist er bereits stellvertretender Chef der Stadler-Gruppe und der Leiter der Division Schweiz.
Er wird die Leitung eines Konzerns übernehmen, der zwar so viele Aufträge hereinholt wie noch nie, aber schwer mit der Profitabilität kämpft.
Im ersten Halbjahr ist der Reingewinn wegen der Frankenstärke und Finanzverlusten auf 2.4 Millionen Franken zusammengeschmolzen. Vor einem Jahr hatte der Ostschweizer Konzern noch einen Reingewinn von 26.3 Millionen Franken erzielt. Währungseffekte von 30 Millionen aufgrund der abrupten, starken Aufwertung des Schweizer Frankens - insbesondere gegenüber dem Euro - hätten das Ergebnis erheblich beeinträchtigt, schrieb Stadler.
Belastet wurde das Konzernergebnis noch durch weitere Kursverluste im Finanzergebnis in der Höhe von 32.1 Millionen Franken. Diese seien vor allem auf stichtagsbezogene Bewertungseffekte aufgrund der starken Aufwertung des Schweizer Frankens, insbesondere gegenüber dem Euro, zurückzuführen, schrieb Stadler.
Die Währungsrisiken würden sich nicht in vollem Umfang absichern lassen. Denn zwischen Angebotsabgabe und finaler Vertragsunterschrift könnten teilweise mehrere Jahre liegen. Auch während der langen Laufzeiten der Aufträge von mehreren Jahren könnten die Währungsrisiken nicht vollständig abgesichert werden, erklärte der Konzern.
Der Umsatz legte dagegen um 4 Prozent auf 1.47 Milliarden Franken zu. Der Betriebsgewinn EBIT kletterte um 36 Prozent auf 66.8 Millionen Franken. Grund dafür sei ein Einmaleffekt im Zusammenhang mit der im vergangenen Dezember angekündigten Akquisition der deutschen Signaltechnikfirma BBR.
«Während sich die Corona-Auswirkungen weitgehend normalisiert haben, bleibt die Lieferkettensituation weiterhin angespannt», schrieb Stadler: Verzögerungen bei Zulieferteilen hätten bisher zu keinen wesentlichen Verschiebungen bei den Fahrzeugauslieferungen geführt. Dies sei den Anstrengungen zu verdanken, die Fertigungsprozesse zu vereinfachen, einen kontinuierlichen Produktionsfluss zu schaffen, die Materialbereitstellungen zu optimieren sowie der lokalen Verankerung der Lieferanten.
Der Auftragseingang schoss allerdings bereits in den ersten sechs Monaten auf 6.0 Milliarden Franken nach oben. Damit sei das Gesamtjahresziel schon erreicht worden. Und die Auftragsbücher sind mit 21.7 Milliarden Franken so dick wie noch nie. Ende Dezember hatte der Auftragsbestand noch bei 17.9 Milliarden Franken gelegen. So hat Stadler Riesenaufträge der SBB und der ÖBB an Land gezogen sowie eine Reihe weitere Grossaufträge gewonnen.
Damit hat das Unternehmen von Peter Spuhler die Erwartungen der Analysten bei Auftragseingang, Umsatz, EBIT und EBIT-Marge teils weit übertroffen, beim Reingewinn aber total verfehlt.
Zudem schraubt der Konzern den Ausblick teilweise zurück. Zwar erwartet Stadler im Gesamtjahr 2022 weiterhin Umsatz zwischen 3.7 und 4.0 Milliarden Franken.
Dagegen peile Stadler neu eine etwas tiefere EBIT-Marge im Vergleich zum Vorjahreswert von 6.2 Prozent an. Diese werde aber mindestens 5 Prozent betragen, hiess es. Bisher war der Konzern von einer stabilen Marge ausgegangen.
Für 2025 bestätigt Stadler das Ziel von 8 bis 9 Prozent EBIT-Marge «in stabilem wirtschaftlichen Umfeld», aber aufgrund aktueller Rahmenbedingungen seien 7 bis 8 Prozent realistisch, schrieb das Unternehmen: (sda/awp)