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2G+ und Homeoffice-Pflicht – das hat der Bundesrat beschlossen

Bundesrat Alain Berset spricht waehrend einer Medienkonferenz ueber die Volksinitiative Tier- und Menschenversuchsverbot, am Donnerstag, 16. Dezember 2021 in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Verschärft die Massnahmen: Alain Berset.Bild: keystone

2G(+) und Homeoffice-Pflicht – das hat der Bundesrat beschlossen

17.12.2021, 15:3018.12.2021, 18:04
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Der Bundesrat hat am Freitag nach Konsultation der Kantone, der zuständigen Parlamentskommissionen, der Sozialpartner und direkt betroffener Verbände weitergehende Massnahmen beschlossen. Sie sind bis am 24. Januar 2022 befristet. Sie betreffen zum Teil auch die geimpften und genesenen Personen, da die Omikron-Variante sehr ansteckend ist. Ziel ist, die Spitalstrukturen so gut wie möglich vor einer noch stärkeren Belastung zu schützen und allen den Zugang zur Intensivpflege im Spital weiterhin zu gewährleisten.

Die neuen Corona-Regeln in der Übersicht.
Die neuen Corona-Regeln in der Übersicht.Bild: keystone

2G mit Masken- und Sitzpflicht

Wo derzeit in Innenräumen die 3G-Regel gilt (Zugang für geimpfte, genesene oder negativ getestete Personen), gilt künftig die 2G-Regel (Zugang nur für geimpfte und genesene Personen). Dies betrifft Restaurants, Kultur-, Sport- und Freizeitbetriebe sowie Veranstaltungen. Mit der neuen Regel wird das Risiko reduziert, dass nicht immunisierte Personen infiziert werden. Sie geben das Virus leichter weiter und erkranken deutlich häufiger schwer. Zusätzlich gilt an diesen Orten weiterhin eine Maskenpflicht und eine Sitzpflicht bei der Konsumation. Für Veranstaltungen mit mehr als 300 Personen draussen gilt weiterhin die 3G-Regel.

2G+ für Discos und Aktivitäten ohne Masken

epa09292584 Several people drink cocktails in a disco club in Madrid, Spain, 21 June 2021 (issued 22 June 2021). Discos and night clubs reopened on 21 June with capacity restrictions in Madrid after 1 ...
Bild: keystone

Wo weder das Maskentragen noch eine Sitzpflicht möglich ist, sind nur noch geimpfte und genesene Personen zugelassen, die zusätzlich ein negatives Testresultat vorweisen können (2G+). Diese Regel gilt einerseits für Discos und Bars, andererseits für Sport- und Kulturaktivitäten von Laien, wenn keine Maske getragen wird, wie etwa Blasmusikproben. Sie gilt nicht für Jugendliche bis 16 Jahre.

Dank der zusätzlichen Testpflicht wird sichergestellt, dass keine infektiösen Personen an einer Veranstaltung ohne Masken- und Sitzpflicht teilnehmen. Nach der Konsultation wurde diese Regel ergänzt: Personen, deren vollständige Impfung, Auffrischimpfung oder Genesung nicht länger als vier Monate zurückliegt, sind von der Testpflicht ausgenommen. Betriebe und Veranstaltungen, die der 2G-Regel unterstehen, können freiwillig 2G+ anwenden und damit auf die Masken- und die Sitzpflicht verzichten.

Einschränkung privater Treffen drinnen

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Bild: shutterstock.com

Erfahrungen zeigen, dass das Risiko einer Ansteckung im privaten Rahmen beträchtlich ist. Deshalb hat der Bundesrat für private Treffen in Innenräumen Einschränkungen für nicht immunisierte Personen beschlossen. Sobald eine Person ab 16 Jahren dabei ist, die nicht geimpft oder genesen ist, dürfen sich nur noch zehn Personen treffen. Kinder werden mitgezählt. Sind alle Personen ab 16 Jahren geimpft oder genesen, gilt drinnen eine Obergrenze von 30 Personen. Draussen gilt weiterhin eine Obergrenze von 50 Personen.

Home-Office-Pflicht wird wieder eingeführt

Homeoffice
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Der Bundesrat führt zudem die Home-Office-Pflicht wieder ein, um die Kontakte zu reduzieren. Ist das Arbeiten vor Ort notwendig, gilt in den Räumlichkeiten, in denen sich mehr als eine Person aufhält, weiterhin eine Maskenpflicht.

Maskenpflicht auf Sekundarstufe II

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Neben den repetitiven Tests ist die Maskenpflicht eine zentrale Massnahme, um die Viruszirkulation in den Schulen zu reduzieren. Auf Sekundarstufe II wird eine Maskenpflicht vorgeschrieben. Der Bundesrat empfiehlt den Kantonen zudem dringend, die Maskenpflicht auch in den tieferen Stufen einzuführen. Viele Kantone haben dies bereits getan. Der Bundesrat empfiehlt zudem den Kantonen, an den Schulen repetitive Tests durchzuführen, um Infektionsketten rasch zu unterbrechen.

Empfehlung, nicht-dringliche Eingriffe zu verschieben

ZUR INTENSIVSTATION FUER BRANDVERLETZTE DES UNIVERSITAETSSPITALS ZUERICH STELLEN WIR IHNEN HEUTE, MITTWOCH, 8. FEBRUAR 2017, FOLGENDES NEUES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG --- [Editors Note: GRAPHIC CONT ...
Bild: KEYSTONE

Der Bundesrat verzichtet auf die Einführung des Fernunterrichts, weil sehr bald Semesterferien sind. Für die Tertiärstufe sowie für bestimmte Bildungsangebote und Prüfungen gilt neu eine 3G-Pflicht; für Weiterbildungen gelten die normalen Veranstaltungsregeln. Der Bundesrat empfiehlt zudem den Kantonen dringend, nicht-dringliche Eingriffe in den Spitälern zu verschieben, um das Gesundheitspersonal zu entlasten. Sollte sich die Lage in den nächsten Tagen oder Wochen rasch verschlechtern, ist der Bundesrat in der Lage, schnell auf die neue Situation zu reagieren.

Testkosten für Zertifikat werden wieder übernommen

Leticia Lopez gets her sample collected for a COVID-19 test at a pop-up testing and vaccination site outside a swap meet in Los Angeles, Wednesday, Dec. 15, 2021. The new omicron coronavirus mutant sp ...
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Der Bundesrat hat zudem beschlossen, dass künftig die Kosten von gewissen Covid-19-Tests, die zu einem Covid-Zertifikat führen, wieder übernommen werden. Damit setzt er einen Beschluss des Parlaments im Covid-19-Gesetz um. Bezahlt werden sollen Antigen-Schnelltests und Speichel-PCR-Pooltests. Nicht bezahlt werden Selbsttests sowie Einzel-PCR-Tests und Antikörpertests. Weiterhin übernommen werden die Kosten von Einzel-PCR-Tests bei Personen mit Krankheitssymptomen, bei Kontaktpersonen und nach positiven Poolproben. Das neue Testkostensystem gilt ab morgen Samstag, 18. Dezember 2021. Ab dem 17. Januar 2022 müssen zudem alle, die an repetitiven Tests teilnehmen, ein Testzertifikat erhalten können.

Nur noch ein Test bei der Einreise bei geimpften und genesenen Personen

Ein Labor-Mitarbeiter verarbeitet Corona-Proben in einem Labor am Flughafen Zuerich, am Donnerstag, 2. Dezember 2021 in Zuerich. Das neu eroeffnete Flyender Labor bietet nach eigenen Angaben die schne ...
Bild: keystone

Nach Konsultation der Kantone hat der Bundesrat zudem das Testregime bei der Einreise angepasst, gültig ab Montag, 20. Dezember 2021. Vor der Einreise in die Schweiz werden neben PCR-Tests, die nicht älter als 72 Stunden sind, auch Antigen-Schnelltests akzeptiert, die nicht älter als 24 Stunden sind. Auf die Pflicht eines zweiten Tests 4 bis 7 Tage nach der Einreise in die Schweiz wird bei geimpften und genesenen Personen verzichtet.

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bild: bag

Covid-19-Impfstoff: Versorgung ist auch 2022 sichergestellt

ARCHIVBILD ZUR MELDUNG, DASS SICH DAS BAG FUER DIE IMPFUNG VON KINDERN AB 5 JAHREN AUSSPRICHT, AM DIENSTAG, 14. DEZEMBER 2021 - Junge Leute, einige von ihnen unter 16 Jahre alt, warten im Impfzentrum  ...
Bild: keystone

Der Bundesrat hat an seiner Sitzung auch über die Beschaffung von Covid-19-Impfstoffe diskutiert. Er bestellt auch für das zweite Halbjahr 2022 je 7 Millionen Impfdosen von Moderna und Pfizer/BioNTech. Für das erste Halbjahr hatte er sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt je 7 Millionen Impfdosen gesichert. Im Jahr 2022 stehen damit insgesamt rund 34 Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung. Es ist somit ausreichend Impfstoff vorhanden, um auch 2022 alle Impfwilligen zu impfen. Dies auch für den Fall, dass eine immunevasive Virusvariante das Pandemiegeschehen bestimmen könnte und damit zusätzliche Impfdosen verabreicht werden müssten. Die Schweiz erhält gemäss den geltenden Verträgen grundsätzlich stets die neuste verfügbare Impfstoffvariante der jeweiligen Hersteller zur Verfügung, sofern sie durch Swissmedic zugelassen ist.

Die Schweiz setzt sich im Rahmen der globalen Pandemiebekämpfung seit Beginn dafür ein, dass möglichst viele Menschen weltweit Zugang zu sicheren und effizienten Covid-19 Impfstoffen erhalten. Der Bundesrat hat am 30. Juni 2021 die Spende von 4 Millionen Covid 19-Impfdosen beschlossen. Eine allfällige Weitergabe von weiteren Dosen an die COVAX Initiative wird zu einem späteren Zeitpunkt geprüft.

Strategie zur Förderung von Forschung, Entwicklung und Produktion von Impfstoffen

Der Bundesrat hat zudem eine Aussprache geführt, wie die inländische Forschung, Entwicklung und Produktion von Impfstoffen längerfristig gefördert werden kann. Ziel ist es, dass die Schweiz ihre starke Position als Produktionsstandort und zentraler Akteur für die Forschung und Entwicklung von Schlüsseltechnologien weiter ausbaut. Gleichzeitig soll die internationale Zusammenarbeit entlang der ganzen Impfstoffwertschöpfungskette gestärkt werden. Das EDI und das WBF werden dem Bundesrat bis Ende 2022 einen Umsetzungsvorschlag für die beschlossenen strategischen Massnahmen unterbreiten.

(aeg)

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BAG verteilt Torte zur Feier des Impffortschritts
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BAG verteilt Torte zur Feier des Impffortschritts
Sicht auf ein Plakat des BAG, am Montag, 19. Juli 2021, auf dem Bundesplatz in Bern. Das BAG informiert, dass die Impfkampagne voranschreite, zudem können sich Personen spontan gegen Covid-19 impfen lassen.
quelle: keystone / peter schneider
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«Es verlassen zu viele den Beruf» – der Alltag von Pflegefachkräften
Video: watson
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486 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Scaros_2
17.12.2021 15:37registriert Juni 2015
Warum kann der Bundesrat solche Massnahmen nicht mitte der Woche kommunizieren, so dass man seine Mitarbeiter noch darauf vorbereiten kann. Freitag nachmittag um 15.30 ist einfach eine selten dämliche Zeit.
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Hamudi Dudi
17.12.2021 15:38registriert September 2019
Das mit der Testbefreiung, wenn Genesung oder Impfung bis zu 4 Monate zurückliegen, kam jetzt ziemlich überraschend und benachteiligt doch diejenigen, die sich vernünftigerweise früh impfen liessen und jetz noch nicht zum Booster berechtigt sind/ihn noch nicht bekommen haben. Oder verstehe ich etwas falsch?

Es wird lustig, wenn ich im Familienchat erwähne, dass wir uns gar nicht treffen dürfen (mehr als 10 Pers., inkl. 1 ungeimpft). :P
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Sitzplätzler
17.12.2021 15:34registriert April 2017
Das ist ja schon legendär, dass diese so verdammt effektive und einfach umsetzbare HO-Pflicht erst jetzt kommt, etwa 2 Wochen nachdem die "dringliche Empfehlung" noch reichte🙈 Wieso nicht sofort?? Naja...besser spät als gar nicht. Aver zeigt einfach exemplarisch das rumgeeiere...
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