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Life-Coaches: So findest du seriöse Anbieter in der Schweiz

Wem hilft Coaching? Ein schmaler Grat zwischen Esoterik und seriöser Hilfe. Bildbeschreibung: Zwei die Silhouette von zwei Personen überblenden einen halb hellen, halb dunklen Hintergrund. Ihre Gehirn ...
Das Chaos im Kopf auflösen, das versprechen zahlreiche Life-Coaches ihren Klientinnen und Klienten.Bild: watson/imago
Profit mit Erfüllung

Warum auch unseriöse Life-Coaches zufriedene Kunden haben

Pseudowissenschaftliche Kurse verkaufen, dank täuschendem Marketing. So verdienen unseriöse Life-Coaches ihr Geld, wie die Serie «Profit mit Erfüllung» gezeigt hat. Trotzdem haben auch sie eine zufriedene Kundschaft. Weshalb? Und was macht einen guten Coach aus?
27.10.2024, 16:1429.10.2024, 13:39
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Ja, es gibt sie: die «guten» Life-Coaches. Jene, die keine Scharlatane sind. Die nicht den Einstieg in eine Sekte bedeuten. Die ihrer Kundschaft tatsächlich weiterhelfen können, ohne auf deren Leichtgläubigkeit zu bauen. Das sagt Eric Lippmann. Er ist Professor für angewandte Psychologie an der ZHAW und war von 2002 bis 2024 Leiter des Studiengangs Coaching.

Lippmann gibt allerdings zu: Diese «guten» Life-Coaches in einem so undurchsichtigen Markt zu finden, in dem sich Verfechter von Pseudowissenschaften und Gurus tummeln, ist gar nicht so einfach.

Was seriöse und unseriöse Coaches unterscheidet

«Hellhörig sollte man immer werden, wenn Heilversprechen gemacht werden», sagt Lippmann. Die klare Abgrenzung des Coachings zur Psychotherapie sei das A und O. Das unterscheide einen seriösen Anbieter von einem unseriösen. Diese Grenze sollte Lippmann kennen wie kein anderer. Bevor er selbst anfing, Privatpersonen und Firmen im beruflichen Kontext zu coachen, führte er zehn Jahre lang als Psychologe Familientherapien durch.

«Das Setting und die Fragestellungen, mit denen man in der Therapie und im Coaching konfrontiert ist, sind zwar ähnlich», sagt Lippmann. Aber in seinen Coachings gehe er nie so sehr in die Tiefe, wie er es in einer Psychotherapiesitzung getan hätte. Und er würde auch nie Krankheitsbilder behandeln, sondern jeweils ein klares Ziel verfolgen. Ein Ziel, das sich entweder sein Kunde selbst gesetzt hat oder aber dessen Vorgesetzte. Denn Lippmann führt häufig auch Coachings im Auftrag von Unternehmen durch, die beispielsweise ihre Führungskräfte weiterbilden möchten.

Eric Lippmann, Professor an der ZHAW
Eric Lippmann, Coach und Professor für angewandte Psychologie an der ZHAW.Bild: zvg

Viele Anbieter, insbesondere private Coaching-Ausbildungsstätten, geben an, diese Grenze einzuhalten. Sie betonen: Sie würden nur mit «gesunden Menschen» arbeiten.

Grundsätzlich stimmt Lippmann dieser Haltung zu. Findet sie gleichzeitig aber auch realitätsfern. «Was bedeutet schon gesund?», fragt Lippmann. Mentale Gesundheit sei ein Spektrum. Je nachdem, wo man sich darauf befinde, könne man gleichzeitig eine psychische Störung haben und trotzdem «coachbar» sein. Weil man im Coaching die Themen, die in eine Psychotherapiesitzung gehörten, gar nicht behandeln würde. Und zwar aus einem simplen Grund:

«In einem seriösen Coaching liegt der Schwerpunkt auf dem beruflichen Kontext.»

So findet man einen guten Coach

Die Haltung, dass sich Coaches nur auf den beruflichen Kontext konzentrieren sollen, vertritt auch der Berufsverband für Coaching, Supervision und Organisationsberatung BSO. Lippmanns Tipp an alle, die auf der Suche nach einem Coach sind, lautet deshalb:

«Prüft, ob der Coach Mitglied beim BSO ist.»

Dieser stelle und überprüfe Qualitätsstandards bei Coaches in der Schweiz. So brauche ein Coach beispielsweise ein eidgenössisches Diplom in Coaching, Organisationsberatung oder Supervision, um Mitglied werden zu können.

«Profit mit Erfüllung», Teil 3
Wer im Leben nicht mehr weiterweiss, geht heute nicht unbedingt in Therapie, sondern zu einem Coach. Denn er kann «Blockaden lösen», «Stress heilen», die «Intuition stärken». So versprechen es die Coaches zumindest auf ihren Websites. Klingt verheissungsvoll. Und auch gefährlich, wenn man in die falschen Hände gerät. Darum geht watson dem Coaching-Business in der Schweiz mit der dreiteiligen Serie «Profit mit Erfüllung» auf den Grund.
Drei Sonntage in Folge fragen wir uns: Wer mischt alles im Coaching-Markt mit? (Teil 1) Mit welchen fragwürdigen Methoden verdient man in der Branche sein Geld? (Teil 2) Und warum scheinen Coachings trotzdem für viele Menschen eine Hilfe zu sein? (Teil 3)

Die BSO-Anerkennung allein ist allerdings noch keine Garantie für ein gutes Coaching, hält Lippmann fest. Denn:

«Ob mein Coach über genügend Praxis verfügt, kann auch der BSO nicht garantieren.»

Lippmann vergleicht Coaches mit Chirurgen: Ein Chirurg könne zwar über alle Ausbildungen und Anerkennungen verfügen. Aber eine Herz-OP wolle man trotzdem lieber bei jenem machen, der regelmässig solche durchführe. Lippmanns zweiter Tipp ist deshalb:

«Geht über Empfehlungen.»

Damit meint Lippmann aber explizit nicht die Empfehlungen, die man online findet. Etwa auf Google. Wie schon der erste Teil dieser Serie zeigen konnte, sind beispielsweise in der Stadt Zürich so gut wie alle Life-Coaches auf Maps mit fünf Sternen bewertet.

watson-Serie: Profit mit Erfüllung: Undercover in einer Life-Coach-Ausbildung von bei der Coach Akademie Schweiz, die besonders aggessives Marketing betreibt. Seltsamerweise haben auch unseriöse Life- ...
Wer in der Stadt Zürich auf Google Maps nach einem «Life-Coach» sucht, findet praktisch nur Dienstleister mit einer 5-Sterne-Bewertung.Bild: screenshot googlemaps

Von diesen Online-Bewertungen hält Lippmann nichts. «Sie lassen sich ganz einfach kaufen oder manipulieren, indem schlechte Bewertungen einfach gelöscht werden.» Lippmann würde auf Empfehlungen aus dem eigenen Umfeld vertrauen, mit Leuten sprechen, die beim einen oder anderen Coach schon Erfahrungen gesammelt haben. Doch auch dieser Ansatz könnte seine Tücken haben.

Mit Esoterik zum Glück? Ja, dank Placeboeffekt

Es gibt zahlreiche Menschen, die positive Erfahrungen mit Life-Coaches machen, die sich nicht an Lippmanns Definition von «seriösen» Coachings halten. Life-Coaches, die Heilversprechen machen, mit pseudowissenschaftlichen und esoterischen Methoden hantieren, die sich in ihren Coachings nicht auf den beruflichen Kontext beschränken, gar angeben, ernstzunehmende psychische Krankheiten wie Schizophrenie heilen zu können. Und deren Kundinnen und Kunden trotzdem begeistert sind.

Das zeigten zahlreiche Mails und Kommentare, die unsere Redaktion auf die ersten beiden Teile dieser Serie erhielt. Ein Leser schrieb: «Mein Coach hat auch keine psychologische Ausbildung gehabt, aber hat mir trotzdem mehr helfen können, meine Traumata zu bewältigen, als die Psychologen vor ihm.» Ein anderer meinte:

«Coaching war bei mir absolut für nachhaltige Lebensveränderungen verantwortlich.»
watson-Leser

Und eine Person schrieb in unseren Kommentaren gar:

«Wenn ich der evidenzbasierten Wissenschaft vertraut hätte, wäre ich heute vermutlich nicht mehr hier. (…) Mir hat der wissenschaftliche Weg nicht geholfen, im Gegenteil. Der alternative Weg mit einem Menschen mit viel Empathie war hingegen für mich der genau richtige Weg und hat mein Leben gerettet.»
watson-Leser

Wie kann es sein, dass gemäss Lippmanns Definition «unseriöse Life-Coaches» der Kundschaft nachhaltig helfen? Auch darauf hat Lippmann eine Antwort:

«Auch im Coaching gibt es so etwas wie einen Placeboeffekt.»

Das heisst: Coachings würden den Kundinnen und Kunden nur schon deshalb helfen, weil diese daran glaubten, dass es helfe. So wie Globuli gegen Prüfungsangst, Liebeskummer und Schnupfen helfen können, solange man daran glaubt.

Wo Psychotherapie hinterherhinkt

Es gibt aber noch zwei weitere Gründe, weshalb selbst unseriöse Life-Coaches den Menschen helfen können. Selbst mit esoterischen und pseudowissenschaftlichen Theorien wie die Coach Akademie Schweiz, die wir im zweiten Teil dieser Serie undercover getestet haben. Ein Grund ist das Verhältnis zwischen Coach und Coachee. «Dieses ist von Anfang an anders als in der Psychotherapie», hält Lippmann fest.

Seinen Coach suche man sich meistens selbst aus. Bei der Psychotherapie sei das häufig nicht möglich. Einfach aufgrund der wenigen Therapieplätze. «Da kann es schon sein, dass es menschlich zwischen Therapeut und Patient nicht so passt, zwischen Coach und Klient hingegen schon», sagt Lippmann. Dass sich jemand in der Therapie oder eben im Coaching wohlfühle, habe einen grossen Einfluss darauf, wie hilfreich die Sitzungen empfunden würden.

Der zweite Grund: «Es tut uns Menschen grundsätzlich gut, von jemandem ernst genommen und gehört zu werden. Und es tut uns grundsätzlich gut, uns mit uns selbst auseinanderzusetzen.» Deshalb Lippmanns Fazit zu esoterisch angehauchten Life-Coaches:

«Nützt es nichts, schadet es nichts.»

Dasselbe gilt aus Lippmanns Sicht für die diversen Life-Coach-Ausbildungsstätten.

Was hältst du nach dieser Serie von Life-Coaches?

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48 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bütschgi
27.10.2024 16:42registriert August 2015
Müsste es nicht heissen: “Nützt es nichts, so schadet es nicht.”? Gemeint ist damit: “Falls nicht wirksam, so besteht zumindest keine Gefahr.”
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ChiaraD
27.10.2024 17:22registriert Juni 2021
Danke, dass zum Schluss mit dem Statement von Eric Lippmann nun endlich noch der Unterschied zwischen beruflichen und privaten Coachings aufgezeigt wurde. Das hat mir von Beginn an gefehlt bei dieser Serie, dass der Begriff Coaching korrekt definiert wurde, gerade die Fachhochschulen wie ZHAW & FHNW haben fast ausschließlich Ausbildung im Bereich Organisationsberatung und Job-Coaching im Angebot oder Weiterbildungen für Psychologinnen und Psychotherapeuten. Das unterscheidet sich wesentlich von diesen Live-Coach-Ausbildungen. Ich hätte mir für diese Serie etwas mehr Differenzierung gewünscht.
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Mck
27.10.2024 16:38registriert Oktober 2024
Was für eine undifferenzierte, tendentiöse Reportage-Serie. Seriös und unseriös sind trennbar:
Qualifikationen und Zertifikate, nachweisbare Erfahrung, klare Informationen zu Methoden und Preisen, keine unrealistischen Heilversprechen. Positive Referenzen von früheren Klienten, professionelle Website, seriöse Kommunikationskanäle, klare Abgrenzung zu Psychotherapie, schriftlicher od. mündliche Vertrag, Datenschutz- und Vertraulichkeit geregelt. Mitglied bei SCA, BSO, ICF, eidgen. Berufsprüfung, höhere Fachprüfung. Aylin, bitte besuche noch eine seriöse Begleitungsperson und berichte.
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    Nenne die besten Hauptdarsteller – oder du musst die Oscars schauen

    Liebe Quizzticle-Klasse

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