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Franziska Driessen: Zürichs oberste Katholikin will Islam öffentlich anerkennen

Zürichs oberste Katholikin will den Islam öffentlich anerkennen – zumindest ein bisschen

07.05.2018, 06:4107.05.2018, 07:06
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Im Kanton Zürich hat sich die oberste Katholikin für eine öffentliche Anerkennung auch staatlich nicht akzeptierter Religionsgemeinschaften wie Muslimen ausgesprochen. Das Recht, ebenfalls Steuern eintreiben zu können, soll aber nicht darunter fallen.

Man wolle darauf hinwirken, dass auch andere Religionsgemeinschaften wie Muslime und Orthodoxe eine öffentliche Anerkennung erhalten, sagte Franziska Driessen, neue Präsidentin des Synodalrats der römisch-katholischen Kantonalkirche Zürich, in einem Interview, das am Montag in der «Nordwestschweiz» erschien. Es brauche rechtliche Grundlagen.

Franziska Driessen
Nennt die Probleme beim Namen: Franziska Driessen ist die erste Frau an der Spitze der Katholiken des Kantons Zürich.Bild: zhkath.ch/Christoph Wider

Den Katholiken schwebt nach Angaben von Driessen eine sogenannte kleine Anerkennung vor. Diese würde etwa bedeuten, dass ein muslimischer Seelsorger Zugang zu einem Spital oder Gefängnis einfordern und dort Patienten besuchen dürfe. Heute würde dies vom guten Willen eines Spitals und eines Gefängnisses abhängen. Im Gegenzug müssten in einer öffentlich anerkannten muslimischen Struktur die Frauen das Stimmrecht erhalten. Diese Anforderung sei 1955 auch an die Katholiken bei der Anerkennung im mehrheitlich reformierten Kanton gestellt worden.

Man könne die Muslime und die Orthodoxen nicht mehr einfach ignorieren, nur weil einige glaubten, dass sie eine kleine Minderheit seien, sagte Driessen. Das seien sie definitiv nicht mehr. Die Muslime seien zum Teil in zweiter Generation hier und hätten ein ganz anderes Verständnis ihrer Religion als in ihren Herkunftsländern. Jetzt müssten die Voraussetzungen für eine öffentliche Anerkennung geklärt werden.

Soll der Islam in der Schweiz öffentlich anerkannt werden?
An dieser Umfrage haben insgesamt 367 Personen teilgenommen

Die erste Frau an der Spitze des Zürcher Kirchen-Leitgremiums stützt den grundsätzlichen Kurs des Regierungsrats. Dieser hatte Ende letzten Jahres Leitlinien präsentiert, die das Verhältnis zwischen Staat und Religionsgemeinschaften im Kanton definieren sollen. Ziel ist, dass sich die nicht anerkannten Gemeinschaften daran halten – auf freiwilliger Basis. In Zürich sind bisher ausschliesslich christlich-jüdische Gemeinschaften rechtlich akzeptiert. (sda)

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20 Kommentare
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reaper54
07.05.2018 08:15registriert März 2015
“Die Muslime seien zum Teil in zweiter Generation hier und hätten ein ganz anderes Verständnis ihrer Religion als in ihren Herkunftsländern.”
Wow dieser Satz zeigt wie naiv diese Frau ist. Viele Moscheen sind aus Saudi Arabien oder der Türkei gesponsert und Predigen einen sehr radikalen Islam. Der Islam ist kein kultureller Teil der Schweiz, er steht im krassen Gegensatz zu unserem Grundverständnis von Demokratie und Freiheit.
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Stichelei
07.05.2018 08:23registriert Oktober 2015
Die Entwicklung sollte eher in die andere Richtung gehen: Statt mehr Religionen zu anerkennen, sollte sich der Staat zurück ziehen und die bestehenden Religionsprivilegien abschaffen.
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inmi
07.05.2018 07:22registriert Februar 2014
Nein, die Entwicklung muss in Richtung vollständige Trennung von Religion und Staat gehen. Wir können uns doch als Zivilisation nicht rückwärts entwickeln. Glaub was du willst, aber das ist Privatsache. Mehr solche Verflechtung von Religion und Öffentlichkeit hat keine Daseinsberechtigung.
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