Sport
Afrika-Cup

Und dann macht er einfach einen U-Turn! Auf! Der! Autobahn!

1 / 89
Afrika-Cup 2015
Der Harmattan-Wüstenwind mit Sand der Sahara sorgt für trübe Aussichten in Malabo.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
watson am Afrika-Cup

Und dann macht er einfach einen U-Turn! Auf! Der! Autobahn!

Etwas vom Eindrücklichsten in Äquatorialguinea sind die Strassen. Die vier Spielorte des Afrika-Cups sind hervorragend erschlossen und man fährt auf neuen Strassen quer durch den Dschungel – praktisch ohne Gegenverkehr.
31.01.2015, 17:28
REto Fehr, Äquatorialguinea
Mehr «Sport»

Selten habe ich so hervorragende Strassen gesehen, wie hier in Äquatorialguinea. Der Aufwand und die Zerstörung des Dschungels stehen allerdings in keinem Verhältnis. Dass dermassen geklotzt wird, hängt nicht mit dem Afrika-Cup zusammen. Dafür war die Vorbereitungszeit zu kurz. Es wird sowieso gebaut: Da wird beispielsweise Mongomo ganz im Osten des Landes mit einer gewaltigen Autobahn quer durch das Niemandsland mit Bata an der Küste verbunden. 

Gut zwei Stunden dauert die Fahrt. Erst bin ich in einem Taxi unterwegs. Alles ist ausgeschildert, Autobahnbrücken kreuzen hin und wieder unseren Weg. Wir besuchen mit Oyala eine gewaltige Baustelle mitten im Dschungel. 

Autobahn von Mongomo Richtung Bata.
Autobahn von Mongomo Richtung Bata.Bild: watson

Die falsche Autobahn-Auffahrt hoch und dann ... umgedreht!

Als wir danach wieder auf die Autobahn zurückkehren, passiert es: Mein Fahrer Antonio nimmt die Auffahrt in die falsche Richtung. Als ich ihn darauf aufmerksam mache, verlangsamt er erst sein Tempo und stoppt dann nach rund 50 Metern – auf der Autobahn und nicht auf dem Pannenstreifen. Er schaut sich kurz um und meint: «Du hast recht.» 

watson am Afrika-Cup
watson-Sportchef Reto Fehr reist an den Afrika-Cup in Äquatorialguinea und berichtet ab dem 16. Januar regelmässig von seinen Erfahrungen – vorausgesetzt die Internetverbindung funktioniert und er erhält das versprochene Visum tatsächlich. Das kleine Land im Nacken Afrikas gilt als eines der touristisch wenigsten entwickelten und am schwierigsten zu bereisenden der Welt.



Durch Ölreichtum sind die Preise im Land unvorstellbar horrend. 2004 wies die Nation zwar die höchste Wirtschafts-Wachstumsrate (30%) aus und auf dem Papier wäre Äquatorialguinea gemessen am Pro-Kopf-Einkommen eines der reichsten Länder. In der Realität hat die Hälfte der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem, fliessenden Wasser und 20 Prozent der Kinder sterben vor dem 5. Lebensjahr. In der Korruptionsliste belegt die ehemalige, spanische Kolonie regelmässig hinterste Plätze und Präsident Teodoro Obiang – das am längsten im Amt stehende, nicht royale Amtsoberhaupt der Welt – kontrolliert seine «demokratische Nation» mit viel Militärpräsenz praktisch als Diktatur. 

Das Problem ist, dass die nächste Ausfahrt erst mehrere Kilometer entfernt kommen dürfte. Darum sagt Antonio kurzentschlossen: «Wir drehen um!» Ich lache erst. Doch er macht tatsächlich einen U-Turn auf der Autobahn, muss zweimal ansetzen, aber es klappt schliesslich und wir nehmen die Auffahrt wieder als Abfahrt!

Was stört uns schon das Verbotsschild. Hier fahren wir wieder runter.
Was stört uns schon das Verbotsschild. Hier fahren wir wieder runter.Bild: watson

Eigentlich bin ich völlig fassungslos. Ein U-Turn auf der Autobahn?! Das hätte ich niemandem zugetraut. An unserer Stelle ist das ganze allerdings halb so wild. Denn der Verkehr im Herzen Äquatorialguineas sieht so aus:

Fahrt auf der Autobahn Richtung Bata.Video: watson

Oder auch so: 

Fahrt auf der Autobahn Richtung Bata.Video: Youtube

Weit und breit kein Verkehr

Es hat auf dieser Autobahn schlicht weit und breit keine anderen Verkehrsteilnehmer. Wir überholen auf unser insgesamt rund 90-minütigen Fahrt nicht ein anderes Auto und werden von niemandem überholt. Auf der Gegenfahrbahn kommen uns insgesamt fünf Wagen entgegen. So einsam habe ich mich selten gefühlt.

Hier war vor Kurzem noch dichter Urwald, bald führt hier die neue Autobahn durch.
Hier war vor Kurzem noch dichter Urwald, bald führt hier die neue Autobahn durch.Bild: watson

Aber Präsident Teodoro Obiang lässt trotz dem völlig überdimensionalem Autobahnnetz nicht ab. Er verbindet die Städtchen seines Landes munter weiter und baut Strassen aus, wo es gar nicht mehr nötig wäre. So existiert auf der Insel Bioko von Malabo ins 45 Minuten entfernte Luba eine schöne, grosse Hauptstrasse. Das reicht völlig aus, um den kleinen Ort mit der Hauptstadt zu verbinden. Doch aktuell werden wieder Schneisen in den Urwald geschlagen. Bald soll eine neue vierspurige Autobahn eröffnet werden. Dabei beschränkt sich der Verkehr auf ein Minimum.

Christina Mikkelsen, Freundin von Äquatorialguineas Präsidentensohn Teodorin Obiang

1 / 9
Christina Mikkelsen, Freundin von Teodorin Obiang
Seit 2014 sind Teodorin Obiang und Christina Mikkelsen ein Paar.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Luzern dreht Spektakelspiel in Winterthur in der Nachspielzeit – Sion siegt in Yverdon
Luzern sieht auf der Winterthurer Schützenwiese wie der Verlierer aus, dreht die Partie aber in der Nachspielzeit und gewinnt 4:3. Sion setzt sich auswärts gegen Yverdon 1:0 durch.

Der FC Luzern beendet sein starkes Halbjahr mit einem spektakulären Sieg. In der Nachspielzeit macht er in Winterthur aus dem 2:3 ein 4:3. Ganz zum Ende hin flogen die Bälle doch noch ins Netz und belohnten den FC Luzern für den Sturmlauf in den letzten Minuten der Partie. Dieser war zunächst geprägt von vergebenen Chancen, selbst beste Möglichkeiten liessen die Gäste ungenutzt, setzten den Ball neben das Tor oder brachten ihn aus bester Position nicht über die fast verlassene Torlinie.

Zur Story