Als Mitte Mai die Saison in den nationalen Ligen endete, wirkten die Spieler und Trainer bereit für Ferien. Auch viele Fans dürften sich nach dieser langen Saison auf eine Pause gefreut haben. Mancherorts wurde gejubelt und gefeiert, andernorts geweint und getrauert. Man muss Erfolge Revue passieren lassen, Misserfolge müssen verarbeitet werden – das braucht Zeit. Doch die gibt es im modernen Fussball nicht mehr. Es geht Schlag auf Schlag. Oder wie Oliver Kahn einst sagte: «Weiter, immer weiter!»
Besonders eklatant ist dies im Falle der Nationalspieler von Paris Saint-Germain und Inter Mailand. Bei diesen stand eine Woche nach dem letzten Spiel im Cup oder der Liga der Champions-League-Final auf dem Programm. Von dort ging es – für die Pariser nach einer kurzen Feier – direkt weiter zu den Nationalteams. Die PSG-Portugiesen um Vitinha absolvierten vier Tage nach dem 5:0-Sieg gegen Inter den Nations-League-Halbfinal gegen Deutschland und wiederum vier Tage später den Final gegen Spanien.
Zeit zum Durchschnaufen gibt es aber auch jetzt nicht – denn nun folgt sowohl für Paris Saint-Germain als auch Inter Mailand die Klub-WM, die in der Nacht auf den morgigen Sonntag beginnt und alle vier Jahre stattfindet. Ein Wettbewerb, der von FIFA-Präsident Gianni Infantino gegen den anfänglichen Widerstand aus Europa durchgeboxt wurde.
Noch immer blicken die Europäer sehr skeptisch auf das neue Format der Klub-Weltmeisterschaft. Nati-Verteidiger Manuel Akanji, der mit Manchester City ebenfalls am neuen FIFA-Wettbewerb teilnehmen wird, sagt: «Ich stehe weiterhin sehr kritisch dazu. Wir hätten gern Ferien und Zeit, unsere Körper zu erholen.» Javier Tebas, Präsident der spanischen Liga, glaubt, dass die Klub-WM das Ökosystem der nationalen Ligen gefährden wird. Deutschlands Nationaltrainer Julian Nagelsmann bezeichnete sie als «brutale Belastung». Und der Premier-League-Verantwortliche Mathieu Moreuil sagte: «Der Spielkalender ist übersättigt.»
Am Beispiel Vitinha sieht dies folgendermassen aus: Seit dem letzten August absolvierte der 25-jährige Mittelfeldspieler 52 Spiele für PSG und acht weitere für Portugal. An der Klub-WM könnten bis zum 13. Juli bis zu sieben zusätzliche Partien folgen. Vitinha sagte dazu: «Es ist eine sehr lange Saison mit viel Verschleiss. Wenn es keine Verletzungen gibt, ist das schon ein Erfolg.» Dennoch wolle er mit seinem Klub natürlich alles geben, um den nächsten Titel einzufahren.
Nach dem Final in New York dauert es dann einen Monat, bis ab dem 15. August in den Topligen wieder Fussball gespielt wird. Das hat auch für die Klubs Folgen: So plant Real Madrid keine Testspiele vor dem Beginn der Saison. Wenn es hochkommt, haben Vitinha und Co. drei Wochen Pause, bis sie wieder in die Vorbereitung starten müssen. Wirklich abschalten kann da niemand, kritisiert auch Englands Nationaltrainer Thomas Tuchel: «Nach einer so langen Saison ein so langes Turnier zu spielen, wiegt schwer auf den Schultern. Die Spieler müssen konstant auf Trab sein.»
Zumal schon im letzten Sommer die Europameisterschaft die Sommerpause verkürzte und im nächsten Jahr dann die vergrösserte Weltmeisterschaft mit 48 Teams über fünfeinhalb Wochen ausgetragen wird. So gibt es nur noch alle vier Jahre einen spielfreien Sommer für die Profis. Was die Folge sein kann, zeigte sich unter anderem am Fall von Rodri. Der 28-jährige Spanier absolvierte zwischen August 2023 und September 2024 68 Spiele und zog sich dann erstmals in seiner Karriere eine schwerwiegende Verletzung zu. Erst vor Kurzem kam der Ballon-d'Or-Gewinner von seinem Kreuzbandriss zurück.
«Das Problem ist die Anhäufung von übermässig langen und intensiven Saisons hintereinander», kritisiert der Chef der englischen Fussballervereinigung. Die globale Spielervereinigung FIFPRO äusserte ebenfalls schon häufiger Kritik daran, dass die «mentale und physische Gesundheit der Spieler zu wenig Beachtung findet». Die Verletzungsgefahr steigt nämlich mit der Anzahl Spiele.
ManCity-Trainer Pep Guardiola deutete deshalb auch schon an, das Turnier vielleicht nicht ganz ernstzunehmen: «Wir werden versuchen, das Ganze zu geniessen. Nach elf Monaten werden wir die Spieler nicht in ihren Hotelzimmern sitzen lassen, um über das nächste Spiel nachzudenken.»
Insgesamt findet der Wettbewerb bei den Profis also wenig Anklang. Das berichtet auch Ex-Fussballer und TV-Experte Jamie Carragher: «Ich glaube nicht, dass die Lust bei den Spielern, den Klubs und den Fans auf diese Klub-WM gross ist. Das ist ein Problem für den Wettbewerb.» Die bisher nicht besonders gut angelaufenen Ticketverkäufe unterstreichen die Aussage in Bezug auf die Zuschauerinnen und Zuschauer. Doch es gibt natürlich auch eine andere Seite.
Die FIFA schüttet insgesamt eine Milliarde Dollar an Preisgeldern aus, gewisse Topklubs kassieren nur schon über 30 Millionen als Antrittsgage, der Gewinner erhält gar bis zu 125 Millionen. Bayern-Patron Uli Hoeness sagte dazu, dass alleine die Klub-WM dazu führe, dass der deutsche Rekordmeister «in diesem Jahr keinen grossen Verlust» machen werde. Von den grossen Einnahmen profitieren am Ende auch die Spieler, die immer höhere Gehälter einstreichen können – und dafür die zusätzliche Last scheinbar gerne in Kauf nehmen.
So einfach wäre es.
.. Sie werden noch mehr Kohle fordern und bekommen..
Als Fußballfan kann ich nur eins machen, ich schaue den Quatsch nicht an. Mich wird als Einzelner natürlich keiner vermissen ... ausser es machen viele andere auch so
Im übrigen drücke ich den Amateuren aus Auckland die Daumen gegen die Bazis morgen