Die Erlösung für die Schweizer kommt in der 49. Minute – im inzwischen strömenden Regen. Xherdan Shaqiri wird an der Strafraumgrenze gestört, der Ball landet bei Granit Xhaka, der flach auf Cedric Itten passt. Der mit dem Rücken zum Tor stehende Stürmer schirmt den Ball gut ab, dreht sich um die eigene Achse und erwischt den Torhüter zwischen den Beinen.
Für den Angreifer der Berner Young Boys war es das erste Tor im Dress des Nationalteams seit fast zwei Jahren. Damals hatte er beim 4:0 gegen Bulgarien getroffen, mit dem man sich für die WM in Katar qualifizierte. In der Folge spielte er in der Nationalmannschaft lange keine Rolle mehr, kam erst zu Beginn der aktuellen Qualifikationsphase wieder zum Einsatz. Entsprechend dürfte der Treffer auch für ihn persönlich eine Befreiung gewesen sein.
Bis dahin hatten sich die Schweizer enorm schwergetan. Immer wieder versuchten sie es mit Flanken in den Strafraum oder Distanzschüssen, wobei die Bälle konsequent geblockt wurden. So kam es, dass das erste Highlight des Spiels eine Auswechslung war: In der 23. Minute verabschiedete sich Ildefons Lima von der internationalen Bühne. Sein 137. Einsatz für Andorra war der letzte für den Rekordspieler. Zum Abschluss hatte der 43-Jährige das Team als Captain aufs Feld führen dürfen, wo Lima, eigentlich ein Verteidiger, als Sturmspitze agierte.
Derweil schafften es die Schweizer weiterhin nicht, Lücken in der andorranischen Fünferkette zu finden. Sieben Schweizer Torschüsse zählten die Statistiker bis zur Pause, keiner davon war aufs Tor gegangen.
Auch in der zweiten Halbzeit gingen die Schüsse der Schweizer meist neben statt aufs Tor. Es waren wohl die vergebenen Möglichkeiten im Zusammenspiel mit teils harten Einsteigen der Andorraner, die für Frust sorgten, der sich in der 69. Minute entlud. Nach einem harten Einsteigen gegen Dan Ndoye, das nur mit der Gelben Karte bestraft worden war, kam es zu einer Rudelbildung, die weitere Verwarnungen nach sich zog. Ein Anhaltspunkt dafür, dass nach den beiden Unentschieden gegen Rumänien und Kosovo doch etwas Druck auf den Schweizern lastete.
Ein weiteres Zeichen dafür war Xhakas Reaktion nach dem 2:0 in der 84. Minute, mit dem das Spiel endgültig entschieden war. Der Captain, der sich mit seiner Kritik am Training während des aktuellen Zusammenzugs selbst in die Schlagzeilen gebrachte hatte, hielt sich nach dem gelungenen Distanzschuss den Zeigefinger auf den Mund.
Für den Schlusspunkt sorgte Shaqiri vom Penaltypunkt aus, nachdem der Schiedsrichter die Szene im Strafraum erst als Schwalbe von Ndoye gewertet hatte.
Eine Glanzleistung war es erneut nicht. Es ist aber auch schwer, gegen einen so defensiv eingestellten Gegner zu brillieren. Die Aufgabe haben die Schweizer nach Anlaufschwierigkeiten schliesslich doch erfüllt.
Schweiz - Andorra 3:0 (0:0)
9000 Zuschauer (ausverkauft). - Tourbillon, Sitten. - SR Masijew (AZE).
Tore: 49. Itten (Xhaka) 1:0. 84. Xhaka (Ndoye) 2:0. 92. Shaqiri (Foulpenalty/Foul an Ndoye) 3:0.
Schweiz: Mvogo; Elvedi, Akanji, Rodriguez; Vargas (94. Bislimi), Freuler (66. Sow), Xhaka, Steffen; Shaqiri (94. Aebischer); Itten (81. Okafor), Amdouni (66. Ndoye).
Andorra: Alvarez; Nicolas, Llovera, Guillen, Alavedra, Garcia; Eric Vales (76. Alaez), Rebes, Marc Vales (76. Vieira), Cervos (89. Vieitez); Lima (23. Fernandez, 89. Bernat).
Bemerkungen: Schweiz ohne Embolo, Kobel und Widmer (alle verletzt).
Verwarnungen: 22. Freuler. 68. Eric Vales. 69. Akanji, Sommer (Ersatzgoalie), Yakin (Trainer), Guillen. (abu/sda)