Vor drei Monaten verabschiedeten sie Inler in der Textil-Stadt Adana nach dem besten Ergebnis der Klubgeschichte mit Fanfaren. «Ich durfte den Verein als Ikone verlassen», blickt Inler auf aufwühlende Momente zurück. Mit dem Tabellenvierten hat er nahezu alles erlebt. «2020 bin ich mit dem Ziel gekommen, den Klub wieder in die erste Liga zu führen.» Die Ochsentour lohnte sich – Inler gewann den Zweitliga-Titel und lotste das Team als Captain zurück ins europäische Geschäft.
«Zehn Stockwerke ging es nach oben. Eine unglaubliche Geschichte!» Internationale Beobachter hatten ihn längst abgeschrieben und aus den Augen verloren. Bei Adana Demirspor Kulübü hingegen schenkten die Entscheidungsträger dem 89-fachen Nationalspieler bis zur letzten Minute der vergangenen Süper-Lig-Saison das vollumfängliche Vertrauen.
Nun führt ihn die Reise zurück nach Istanbul. Auf der europäischen Bosporus-Seite gewann er mit dem ältesten türkischen Erstligisten die vierte seiner inzwischen fünf Meister-Trophäen. Und wie damals steht Senol Günes an der Seitenlinie. Der 71-Jährige geniesst in der Türkei Kultstatus. «Der Kontakt zu ihm ist nie abgerissen. Ich tauschte mich immer mal wieder aus mit ihm», meldet Inler aus der türkischen Metropole.
Er habe davon geträumt, seine Ausland-Karriere nach über 17 Saisons in der Serie A, in England und in der Türkei bei einem grossen Klub zu beenden. «Nun wird ein Kindheitstraum wahr. Besiktas hatte immer einen besonderen Platz in meinem Herzen», betont Inler im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Seit seinem Ausstieg in Adana hat sich Inler privat in Italien und in der Schweiz fit gehalten. «Wir haben lange verhandelt, nun liegt eine perfekte Lösung vor.»
Inler schwebt vor, neben seinem letzten Engagement als Spieler seine künftige Laufbahn anzukurbeln. Ab Oktober wird er während zwei Jahren verschiedene Tools der UEFA-Akademie absolvieren. Am Ende soll der «Executive Master For International Players» (UEFA MIP) stehen. «Das Papier gibt mir eine solide Grundlage, später ins Management eines Klubs einzusteigen.» Im kommenden Frühling verlässt der 39-jährige Mittelfeldspieler die internationale Fussball-Bühne dann endgültig.
Noch denkt er wie ein Spieler und hofft auf gelegentliche Einsatzzeiten. «Ich werde alles unternehmen, um mich dem Coach anbieten zu können.» Die Equipe um den früheren Liverpool-Star Alex Oxlade-Chamberlain und Milans Ex-Meister-Stürmer Ante Rebic peilt grosse Ziele an. Seit Günes wieder am taktischen Ruder sitzt, hat Besiktas eine Serie von 22 Partien ohne Niederlage produziert. Im Herbst trifft Inlers neuer Arbeitgeber in der Gruppenphase der Conference League auf den FC Lugano. (kat/sda)