Sport
Fussball

EM 2024: Darum darf der Europameister die Trophäe nicht behalten

epa11373214 Former Spanish international and UEFA EURO 2008 champion Joan Capdevila touches the Henri Delaunay Trophy during an event where the head coach of the Spanish national soccer team announced ...
Holen sich die Spanier erneut denn EM-Pokal?Bild: keystone

Darum darf der EM-Sieger die Trophäe nicht behalten

Am Sonntag wird der EM-Pokal an den Sieger des Finalduells zwischen Spanien und England übergeben. Diese Geschichte steckt hinter der begehrten Trophäe.
13.07.2024, 10:18
Julian Buhl / t-online
Mehr «Sport»
Ein Artikel von
t-online

Bei der Eröffnungszeremonie der Europameisterschaft in Deutschland schuf Heidi Beckenbauer einen emotionalen Moment. Unter grossem Beifall der 66'000 Zuschauern brachte die Witwe des im Januar verstorbenen Franz Beckenbauer an der Seite der beiden Europameisterkapitäne Jürgen Klinsmann und Bernard Dietz den EM-Pokal auf das Spielfeld.

Heidi Beckenbauer schaute gerührt und mit Tränen in den Augen auf die Tribüne zu den jubelnden Fans. Sie applaudierte und winkte ins Publikum. Zum Abschluss schickte sie einen Handkuss Richtung Himmel.

Knapp vier Wochen später ist der EM-Pokal nun am Ort seiner Bestimmung angekommen: Im Berliner Olympiastadion. Dort wird er am Sonntag als Trophäe an den Sieger des Finalduells zwischen Spanien und England übergeben werden. Gesehen hat das Objekt der Begierde fast jeder schon einmal. Doch was genau und welche Geschichte steckt hinter der begehrten EM-Pokal?

Diese Geschichte steckt hinter dem EM-Pokal

Er heisst Henri-Delaunay-Pokal, besteht aus Sterlingsilber und wiegt etwa 8 Kilogramm. Er ist 60 Zentimeter hoch und besticht durch ein schlichtes, aber elegantes Design. Die Trophäe zeigt eine klassische Vase, die auf einem Sockel ruht, der mit Plaketten versehen ist, auf denen die Namen der Gewinnerteams eingraviert sind. Das Design symbolisiert sowohl die Tradition als auch den Fortschritt des Fussballs in Europa.

Benannt wurde er nach dem Franzosen Henri Delaunay, dem ehemaligen Generalsekretär des französischen Fussballverbands und der UEFA, der zuvor selbst Fussballer und Schiedsrichter war. Delaunay gilt als «geistiger Vater» der Fussball-Europameisterschaft. Schon 1927 hatte er bei der Fifa ein Konzept für das Turnier erstellt. Die erste Europameisterschaft gab es dann von 1958 bis 1960. Er selbst erlebte das allerdings nicht mehr, weil er 1955 verstarb.

Siegerfoto Europameister CSSR, v.li.: Karol Dobias, Koloman Gögh, Anton Ondrus mit dem Coupe Henri Delaunay, Jan Pivarnik, Antonin Panenka, Nationaltrainer Vaclav Jezek (beide verdeckt) und Marian Mas ...
Der alte EM-Pokal war deutlich kleiner.Bild: imago/Sven Simon

Seit der EM 2008 wird ein neuer Pokal in neuem Design verliehen, der die gleichnamige Trophäe ablöste. Er ähnelt grundsätzlich dem Vorgängermodell, ist aber etwa knapp 18 Zentimeter grösser und hat keinen Marmorsockel mehr. Dadurch ist er deutlich leichter. Stattdessen wurde der silberne Boden vergrössert. Der alte Pokal wurde ersetzt, um einerseits die Vergrösserung des Turniers auszudrücken.

Zudem war er zuvor der kleinste Pokal der europäischen Turniere. «Als eines der beiden wichtigsten Fussball-Turniere der Welt brauchte die EURO einen grösseren Pokal, der sich auch von den anderen Trophäen abhebt», sagte UEFA-Mediendirektor William Gaillard damals.

Darf der Sieger den EM-Pokal behalten?

Das Original aus dem Jahr 1960, das in Paris von Arthur Bertrand entworfen wurde, war versilbert und kostete damals 20'000 französische Francs. Der neue Henri-Delaunay-Pokal besteht aus Sterling-Silber. Hergestellt wurde er vom Juwelier Asprey. Er kostete die UEFA 15'400 Euro. Der reine Materialwert des Silbers betrug damals rund 3'000 US-Dollar.

Behalten darf der EM-Champion den Pokal übrigens nicht. Denn der gehört als Wanderpokal weiter zum ständigen Eigentum der UEFA. Es gibt aber zwei Ausnahmefälle, in denen der EM-Sieger den Pokal trotzdem mit nach Hause nehmen darf. Sollte eine Mannschaft dreimal in Folge oder fünfmal insgesamt Europameister werden, erhält der entsprechende Verband zumindest eine originalgetreue Nachbildung der Trophäe vom europäischen Fussballverband.

Mit jeweils drei EM-Siegen sind Deutschland (1972, 1980, 1996) und Spanien (1964, 2008, 2012) da am nächsten dran. Spanien, das 2008 übrigens die erste neue Trophäe in Empfang nahm, könnte sich mit dem vierten Triumph am Sonntag zum alleinigen Rekordchampion machen. Für eine eigene Nachbildung des Pokals würde das allerdings trotzdem nicht reichen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Bilder der Fussball-EM 2024
1 / 102
Die besten Bilder der Fussball-EM 2024
Spanien jubelt als Europameister! Im Final schlägt die «Furia Roja» England dank eines späten Tors von Mikel Oyarzabal mit 2:1.
quelle: keystone / frank augstein
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Shaqiri tüpft wie ein Gott – und die Kommentatoren so
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Mega-Böcke in der 2. Bundesliga – bei diesen Handspielen gibt es keine Diskussionen

Diskussionen über Schiedsrichterentscheidungen gehörten schon immer zum Fussball – wie Stollenschuhe oder auf halbmast hängende Stutzen. In den vergangenen Jahren aber haben sie zunehmend an Fahrt aufgenommen, mit dem Videobeweis zudem eine neue Dimension gewonnen.

Zur Story