Der deutsche Rekordmeister Bayern München weilt derzeit für ein einwöchiges Trainingslager in den USA. Geplant sind zwei Testspiele: Am Donnerstag spielen die Bayern gegen den neu von Wayne Rooney trainierten MLS-Klub D.C. United, am Samstag kommt es im legendären Lambeau Field der Green Bay Packers zum Knüller gegen Manchester City.
Impressionen von der öffentlichen Einheit in Washington! 📸🤩#AudiFCBTour #MiaSanMia #Anzeige pic.twitter.com/tphi91gazD
— FC Bayern München (@FCBayern) July 20, 2022
Noch sind bei den Bayern aber die Transfers der letzten Tage das Thema Nummer 1. Auf einer Pressekonferenz wunderte sich Trainer Julian Nagelsmann zunächst über die Vielzahl an Zugängen des FC Barcelona, der als Königstransfer Weltfussballer Robert Lewandowski für 45 Millionen Euro von den Bayern abgeworben hat.
«Es ist nicht nur Lewy. Sie kaufen viele Spieler – ich weiss nicht, wie. Es ist der einzige Klub in der Welt, der kein Geld hat, aber jeden Spieler kauft, den er will. Es ist irgendwie komisch, irgendwie verrückt», erlaubte sich Nagelsmann gestern in Washington eine kleine Breitseite gegen die Katalanen.
Der hoch verschuldete spanische Traditionsklub hat bislang für den Brasilianer Raphinha von Leeds United und für Lewandowski mehr als 100 Millionen Euro ausgegeben. Ausserdem kamen Franck Kessié von der AC Milan und Andreas Christensen von Chelsea ablösefrei.
Die Bayern ihrerseits haben gestern nach Sadio Mané einen zweiten Transfer-Coup vermelden können. Für 67 Millionen Euro kommt Innenverteidiger Matthijs de Ligt von Juventus Turin. «Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir Matthijs bekommen haben», freute sich Nagelsmann. «Er ist immer noch einer der talentiertesten Spieler in Europa.»
🗣️ @mdeligt_04: "Ich bin sehr froh, dass ich jetzt Teil der Geschichte des FC Bayern werde." 🔴⚪ #ServusDeLigt#FCBayern #MiaSanMia pic.twitter.com/I42Okfl7H3
— FC Bayern München (@FCBayern) July 19, 2022
In der Defensive sieht der Bayern-Trainer seine Mannschaft gut aufgestellt, Gedanken muss er sich dagegen in der Offensive machen. Dort gilt es, die rund 40 Saisontore von Lewandowski zu ersetzen. «Es wird ein neues Bayern München. Es wird eine Herausforderung, und ich mag Herausforderungen», sagte Nagelsmann zur kniffligen Aufgabe, den Bayern-Sturm ohne Lewandowski neu zu formieren. «Es ist gut für alle, wir müssen neue Wege finden und kreativ sein.»
In einem Abschiedsinterview aus Deutschland mit der «Sport Bild» meldete sich zuletzt auch der polnische Starstürmer zum Thema zu Wort. «Ich glaube, die Bayern haben so viele talentierte Offensivspieler, dass es nicht zwingend eine Nummer 9, einen echten Mittelstürmer, braucht», erklärte Lewandowski. «Der Bayern-Sturm ist überragend besetzt, sie können das sehr gut managen, auch ohne einen 1:1-Ersatz für mich.»
Sein ehemaliges Team könne nun «variabler spielen» und eine «neue Identität entwickeln», so der langjährige Bayern-Torjäger. «Ich denke, dass Julian Nagelsmann viele Ideen hat und diese sehr gut zum FC Bayern passen werden.» Mit Sadio Mané und Serge Gnabry gäbe es viele Optionen. «Dazu gibt es Kingsley Coman, Leroy Sané, Thomas Müller, Jamal Musiala – diese Spieler bekommen mehr Verantwortung für das Toreschiessen und können in dieser Rolle wachsen.»
Lewandowski rechtfertigte sich ausserdem noch einmal für die wochenlange Transferposse, in der er seinen Abgang trotz laufenden Vertrags erzwungen hatte. «Ich habe zwölf Jahre in Deutschland gelebt, acht Jahre bei Bayern München gespielt. Ich kann mit ruhigem Gewissen und klarem Herzen sagen: Ich habe alles für den Verein gegeben, was in meiner Macht stand», erklärte der siebenfache Bundesliga-Torschützenkönig.
Diese Geschichte werde für immer bleiben, führte Lewandowski aus. «Ich werde das nie vergessen. Ich habe hier nicht nur Kollegen, sondern Freunde gefunden, mit denen ich in Kontakt bleiben möchte.» Dennoch sei ein Abgang in diesem Sommer für ihn alternativlos gewesen: «Ich wollte nicht in zehn Jahren vor dem Spiegel stehen und mir sagen: Ich habe nicht alles aus meiner Karriere herausgeholt, ich habe mir diesen Traum der spanischen Liga nicht erfüllen können. In meinem Kopf war, dass dieser Schritt nun genau der richtige ist.»
Dass es mit dem Transfer zu Barcelona geklappt hat, dafür machte Lewandowski vor allem seinen Berater Pini Zahavi verantwortlich. «Pini hat nie locker gelassen, das ist unglaublich. «Er sagte zu mir: ‹Es war der vielleicht komplizierteste Transfer meines Lebens. Aber wir haben es geschafft.› Ich bin ihm sehr dankbar, dass er mir geholfen hat, diesen Schritt zu vollziehen. Pini ist nicht egoistisch, er hat nur eines im Kopf: das Wohl seiner Spieler und Klienten. Ich glaube, die Bayern-Verantwortlichen wissen: Er ist ein Profi.»
Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic hat für Lewandowskis Verhalten nach wie vor «null komma null» Verständnis, wie er dem «Zeit»-Magazin erzählte. «Nicht nur, weil ich alle meine Verträge als Spieler selbstverständlich erfüllt habe. Ich hätte das als Spieler intern und für mich geklärt. Und meinen Vertrag erfüllt», ergänzte «Brazzo». (pre)