Nach wochenlangem Hin und Her ist eine der grossen Transfer-Sagas in diesem Sommer zu Ende. Robert Lewandowski verlässt Bayern München nach acht Jahren und wechselt zum FC Barcelona.
Agreement in principle for the transfer of Robert Lewandowski
— FC Barcelona (@FCBarcelona) July 16, 2022
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Die Katalanen gaben bekannt, sich mit dem deutschen Rekordmeister auf einen Transfer geeinigt zu haben. Das sind die wichtigsten Antworten dazu.
Am Ende der vergangenen Saison machte Lewandowski gleich klar – er will Bayern München trotz Vertrag bis 2023 bereits in diesem Sommer verlassen. «Meine Geschichte beim FC Bayern ist vorbei», liess der Pole offiziell verlauten. Und auch Barcelona machte kein Geheimnis daraus, den Polen unbedingt verpflichten zu wollen.
Dennoch schien es lange Zeit alles andere als klar, dass der Wechsel tatsächlich über die Bühne gehen würde – so stellte sich Bayern München immer wieder öffentlich gegen einen Lewandowski-Wechsel. Sowohl Vorstandschef Oliver Kahn als auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic betonten, man werde den Polen nicht ziehen lassen.
Dass man das Angebot von Barcelona nun doch akzeptierte, liege daran, dass sich «die Lage grundlegend geändert» habe, so Kahn gegenüber der «Bild». So hätten die Katalanen eine Summe geboten, «bei der ein Verkauf für uns absolut sinnvoll ist».
Damit bestätigt Kahn indirekt, was viele Kenner schon zuvor vermutet hatten: Dass Bayern nicht wirklich damit rechnete, Lewandowski zu halten, sondern vielmehr das Angebot der Katalanen etwas in die Höhe treiben wollte. «Wir sassen immer im Driver’s Seat und haben immer aus der Position der Stärke heraus agiert», so der Bayern-Boss. Denn so schaffte man es, für den Goalgetter trotz auslaufendem Vertrag im nächsten Sommer doch noch eine stolze Ablösesumme zu generieren.
Nach dem langen Poker wird Lewandowski für Barcelona somit alles andere als günstig. Gemäss Transfer-Experte Fabrizio Romano kostet der 33-Jährige 45 Millionen Euro – mit Bonus-Zahlungen könnte die Summe auf bis zu 50 Millionen anwachsen. Damit wird der Pole zum teuersten Bayern-Verkauf überhaupt. Er löst Douglas Costa ab, der 2018 für 40 Millionen zu Juventus Turin wechselte.
Auch für Lewandowski selbst ist der Deal lukrativ. In einem für einen Fussballer doch relativ hohen Alter erhält er nochmals einen langfristigen Vertrag mit einem sehr guten Lohn. Gemäss Fabrizio Romano wird der Stürmer einen Vertrag bis 2025 unterschreiben, der eine Option für ein weiteres Jahr enthält. Dabei wird er jährlich neun Millionen Euro netto bekommen.
Robert Lewandowski 🔵🔴 #FCB
— Fabrizio Romano (@FabrizioRomano) July 16, 2022
▫️ Salary around €9m net per season.
▫️ First call with Xavi, end of February.
▫️ Bayern receive €45m plus €5m add ons.
▫️ Robert’s contract to be signed on Sunday.
▫️ Pini Zahavi-Laporta relationship, key for this deal.
Official, done deal. 🇵🇱🤝 pic.twitter.com/Oi9q0ISDp6
Gleichzeitig muss auch festgehalten werden, dass Lewandowski nach seinem Wechsel nach Barcelona nächste Saison weniger verdienen wird, als wenn er bei den Bayern geblieben wäre. Sein Vertrag in München hätte ihm gemäss Medienberichten etwa zwölf Millionen netto eingebracht, also etwa drei Millionen mehr.
Mit dem Abgang Lewandowskis stellt sich bei den Bayern-Fans die grosse Frage: Heisst der Nachfolger des Polen Cristiano Ronaldo?
Dass der Portugiese wechseln will, ist schon seit Wochen kein Geheimnis mehr. Und mit seiner Torgefährlichkeit würde er die Lücke, welche mit dem Abgang Lewandowskis im Bayern-Sturm klafft, ziemlich sicher füllen können.
Eine Verpflichtung Ronaldos scheint beim deutschen Rekordmeister aber nach wie vor kein Thema zu sein. Nachdem Hasan Salihamidzic bereits vor einigen Wochen gesagt hatte, man sei nicht an Ronaldo interessiert, blockten die Münchner erneut ab. «Ich habe viel Respekt für ihn, aber nochmals: Er war und ist kein Thema bei uns», so Salihamidzic gegenüber Sport1.
Und Trainer Julian Nagelsmann widersprach Gerüchten, wonach er sich für eine Verpflichtung des Portugiesen ausgesprochen habe, gegenüber «Bild»-Journalist Christian Falk: «Ich habe das auch gelesen, aber es stimmt nicht.»
I have asked Julian Nagelsmann, Coach of FC Bayern, if it is TRUE✅ that he has expressed the wish that Bayern should buy Cristiano Ronaldo. Nagelsmann: „I read that too, but that's NOT TRUE“ ❌ pic.twitter.com/l1PNYGHpon
— Christian Falk (@cfbayern) July 16, 2022
Überraschenderweise relativ wenige. Zuletzt brachte der «Kicker» den Namen von Harry Kane ins Spiel, allerdings dürfte eine Verpflichtung des Engländers äusserst schwierig werden. In den vergangenen Wochen wurden zudem immer mal wieder die Namen von Sasa Kalajdzic (Stuttgart) und Jonathan David (Lille) mit dem deutschen Meister in Verbindung gebracht, allerdings scheint auch hier noch sehr wenig Konkretes vorhanden zu sein.
Dass es derzeit nur wenige Gerüchte gibt, liegt daran, dass die Bayern womöglich gar keinen direkten Lewandowski-Nachfolger verpflichten werden. Oliver Kahn sagte gegenüber der «Bild», man habe dem Transfer zu Barcelona auch deshalb zugestimmt, weil man zuletzt «sehr erfolgreich auf dem Transfermarkt agiert» habe. Konkret nannte Kahn Sadio Mané – dieser ist zwar eher auf dem Flügel zuhause, kann aber auch im Sturmzentrum auflaufen.
Selbes gilt für Serge Gnabry, der seinen Vertrag kürzlich verlängert hat. «Ich sehe mich natürlich eher im Zentrum», sagte der deutsche Internationale zuletzt selbst an einer Pressekonferenz.
Statt die Lewandowski-Millionen in einen neuen Stürmer zu investieren, könnten sich die Bayern-Bosse stattdessen dazu entscheiden, damit die Defensive zu stärken. Dabei geht es vor allem um einen Namen: Matthijs de Ligt. Der Innenverteidiger von Juventus Turin ist der absolute Wunschkandidat bei den Deutschen und Oliver Kahn hat bereits bestätigt, dass der Niederländer zu den Bayern wechseln will.
Das Problem: Eine Verpflichtung ist alles andere als günstig. Der 22-Jährige hat bei Juventus Turin eine Ausstiegsklausel in der Höhe von 125 Millionen Euro. Juve ist zwar damit einverstanden, den Verteidiger für eine tiefere Summe ziehen zu lassen, fordert aber noch immer etwa 100 Millionen. Das erste Angebot der Bayern soll gemäss italienischen Medienberichten hingegen «nur» bei etwa 60 Millionen liegen.
Mit dem Verkauf Lewandowskis ist das Budget bei den Münchnern nun aber grösser geworden. In Italien geht man deshalb davon aus, dass das Angebot für de Ligt erhöht und eine Einigung zwischen den Teams gefunden wird. Denn Juve selbst scheint derzeit auch nicht abgeneigt zu sein, den Niederländer für viel Geld ziehen zu lassen – denn die Italiener würden ihrerseits dieses Geld gerne in Roma-Shootingstar Nicolo Zaniolo und einen anderen Innenverteidiger investieren.
Der Pole blickte gegenüber Sky am Samstag auf seine Zeit bei den Bayern zurück. «Diese acht Jahre waren besonders und das vergisst man nicht. Ich hatte eine tolle Zeit in München», so der Pole.
Er habe nochmals mit der Mannschaft trainiert und sich verabschiedet. In der Folge setzte Lewandowski zudem einen Instagram-Post ab, mit welchem er von den Fans verabschiedete. Zu Barcelona äusserte er sich nur kurz – am Flughafen von Mallorca antwortete er auf die Frage, ob er nun glücklich sei: «Ja, ich bin sehr glücklich.»
Gegenüber Sky äusserte sich auch Lewandowskis Agent Pini Zahavi, der zuletzt ebenfalls intensiv auf einen Wechsel gepocht hatte. «Ich will mich bei Bayern bedanken – insbesondere Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic», so der Agent. Er habe am Freitag «nonstop» mit Salihamidzic und Barça-Sportdirektor Mateu Alemany telefoniert, um eine gute Lösung für alle zu finden. Dies sei seiner Meinung nach gelungen: «Ich denke, alle sind als Gewinner hervorgegangen.»