Der FK Zalgiris Vilnius dürfte vielen Schweizer Fussballfans unbekannt sein. Das ist keine Überraschung, schliesslich hat der amtierende litauische Meister international noch keine grossen Stricke zerrissen. Bis gestern.
Gestern warfen die Aussenseiter aus dem Baltikum in der Champions-League-Qualifikation den schwedischen Meister Malmö FF raus, der 2018/19 und 2019/20 in den Sechzehntelfinals der Europa League stand und es 2021/22 in die Gruppenphase der Champions League schaffte.
Das Hinspiel zuhause gewann Zalgiris mit 1:0, das Rückspiel in Malmö, deren Captain Anders Christiansen vom Platz flog, gestern gar mit 2:0. Damit steht bereits fest, dass Vilnius mindestens in der Conference-League-Gruppenphase steht. Es ist das erste Mal überhaupt, dass sich ein Team aus Litauen für eine europäische Gruppenphase qualifizieren kann.
Und mittendrin: ein Schweizer. Oliver Buff, einst U17-Weltmeister mit der Schweiz, wechselte vergangenen März nach Vilnius. Vor zwei Wochen gab er sich bei der «Luzerner Zeitung» optimistisch und sagte: «Von der Qualität her müssten wir uns für den europäischen Wettbewerb qualifizieren. Wahrscheinlich wird es nicht die Champions League. Aber zumindest die Conference League sollte drinliegen.»
Bei der Sensation gegen den schwedischen Meister stand Buff in beiden Spielen in der Startelf. Gestern leitete er den Sieg mit der Vorlage zum 1:0 der Gäste ein.
Während in Vilnius die grossen Jubelstürme ausbrachen, dominierte in Malmö der Frust. Die schwedische Mannschaft wurde von den eigenen Fans ausgepfiffen, und insbesondere Trainer Milos Milojevic musste Buhrufe und Rücktrittsforderungen einstecken. Die schwedische Zeitung «Aftonbladet» schrieb von einem «Fiasko» und dass die Mannschaft «nicht einmal in die Nähe eines Weiterkommens» kam.
Dem FK Zalgiris Vilnius dürfte das gänzlich egal sein. Er hat Litauen, wo Basketball und nicht Fussball die beliebteste Sportart ist, auf die UEFA-Landkarte gebracht. Damit sind nur noch elf UEFA-Mitglieder noch nie in einer europäischen Gruppenphase (seit es diese gibt) vertreten gewesen: Liechtenstein, Kosovo, Bosnien und Herzegowina, die Färöer, Nordirland, Island, Malta, Wales, Andorra, Montenegro und San Marino. (abu)