Was wäre das für eine Geschichte gewesen! Lange sah es so aus, als würde Christian Eriksen in seinem ersten EM-Spiel seit seinem Herzstillstand zum Matchwinner. Exakt 1100 Tage nach dem Spiel vom 12. Juni 2021 gegen Finnland, in dem der Däne laut eigener Aussage «fünf Minuten lang tot war», traf der 31-Jährige nach einem Einwurf, der von Jonas Wind per Hacke weitergeleitet wurde, zum 1:0. Dabei bewies Eriksen bei seinem Schuss ins flache Eck ein tolles Ballgefühl und höchste Präzision.
Danach geschah ein ganzes Weilchen nichts. Die beiden 21-jährigen Stürmer – Rasmus Höjlund bei Dänemark und Benjamin Sesko aufseiten Sloweniens – blieben ziemlich blass. Sesko machte vor der Pause nur mit einem Distanzschuss auf sich aufmerksam, der aber am Pfosten vorbeiflog. Nennenswerte Strafraumszenen hatte Slowenien eigentlich bis zur 74. Minute, als Ex-Basler Andraz Sporar den Ball nach einer Freistoss-Hereingabe am Tor vorbeischoss, nicht.
Doch obwohl auch Sporar daran scheiterte, als erster Slowene aufs Tor von Oldie Kasper Schmeichel zu schiessen, war dies der Anfang einer Drangphase des Aussenseiters. Wenig später knallte ein Distanzschuss von Leipzig-Star Sesko an den Pfosten. Der 37-jährige Goalie Dänemarks wäre machtlos gewesen. Das war er dann auch wiederum nur eine Minute später. Nach einer Ecke kam der Ball zu Erik Janza, der aus rund 18 Metern einfach mal abzog – und ins Tor traf. Weil Morten Hjulmand mit dem Gesäss noch dran war, hatte Schmeichel keine Chance mehr, den Gegentreffer in der 77. Minute zu verhindern.
Beim 1:1 blieb es in den verbleibenden gut 15 Minuten und so muss sich Dänemark vorwerfen lassen, zu wenig aus seinem Mehr an Spielanteilen gemacht zu haben. Trotz 64 Prozent Ballbesitz waren echte Grosschancen eine Seltenheit. Und wenn das Team von Trainer Kasper Hjulmand doch mal zu einem aussichtsreichen Abschluss kam, ging der Schuss entweder nicht aufs Tor oder war Goalie Jan Oblak zur Stelle. Der Atletico-Goalie klärte unter anderem gegen ManUnited-Stürmer Höjlund sehr stark.
Die Partie war aber auch aus Schweizer Sicht eine besondere. Mit Sandro Schärer leitete nämlich erstmals seit der WM 2010 ein Schweizer Unparteiischer eine Partie an einem grossen Turneir. Der 36-Jährige zeigte eine souveräne Leistung und wurde im Anschluss beim SRF von Sascha Amhof gelobt. Der Leiter der Schiedsrichterkommission des Schweizerischen Fussballverbands gab Schärer für seine Leistung «einen sehr guten Fünfer» und führte aus: «Der Schiedsrichter war kein Thema, der VAR war kein Thema.» Auch der Video-Assistent war in Fedayi San ein Mann aus der Super League.
Am Ende der Partie wurde Christian Eriksen trotzdem zum besten Spieler des Spiels ernannt, jedoch dürfte der Captain von Dänemarks Nationalteam mit der Leistung beim Unentschieden gegen Slowenien nicht zufrieden sein. Mit England und Serbien warten in der Gruppenphase nun nämlich zwei schwere Gegner.
Slowenien - Dänemark 1:1 (0:1)
Stuttgart. 54'000 Zuschauer. SR Schärer (SUI).
Tore: 17. Eriksen 0:1. 77. Janza 1:1.
Slowenien: Oblak; Karnicnik, Drkusic, Bijol, Janza; Stojanovic (67. Verbic), Gnezda Cerin, Elsnik (75. Gorenc Stankovic), Mlakar (76. Celar); Horvat; Sporar (94. Brekalo), Sesko (95. Kurtic).
Dänemark: Schmeichel; Andersen, Christensen, Vestergaard; Bah, Hjulmand (89. Delaney), Höjbjerg (83. Norgaard), Kristiansen (77. Maehle); Eriksen; Wind (83. Dolberg), Höjlund (83. Poulsen).
Verwarnungen: 50. Hjulmand. 54. Stojanovic. 85. Celar. (nih/sda)