Er ist der schnellste Mann der Welt. In 9,784 Sekunden entschied Noah Lyles den olympischen 100-m-Sprint am Montagabend für sich.
Drei Tage später konnte er diesen Erfolg über 200 m aber nicht mehr wiederholen. Hatte er noch gut begonnen und war er am Ende der Kurve in etwa gleichauf mit dem späteren Sieger Letsile Tebogo, ging Lyles in der zweiten Hälfte des Rennens die Kraft aus. Er musste sich dem Mann aus Botswana deutlich geschlagen geben. Auch sein Landsmann Kenny Bednarek bezwang Lyles, den amtierenden Weltmeister über 100 m und 200 m.
Im Ziel ist Lyles völlig ausgelaugt. Am Boden sitzend und schwer atmend, muss er medizinisch betreut werden. Die Kraft reicht nicht einmal mehr, um das Stade de France selbst zu verlassen. Der 27-Jährige wird in einem Stuhl aus dem Innenraum des Stadions gerollt.
Wer nun glaubt, dass dies mit seiner Show vor dem Start – Lyles stürmte aus den Katakomben, sprang auf und ab und lief wie schon vor dem Rennen über 100 m einige Meter auf die Strecke – zusammenhängt, irrt sich. Denn nach dem Rennen erklärte Lyles, dass er an Corona erkrankt war. Aus diesem Grund trug er bei seiner Ankunft im Stadion sowie bei den Interviews nach dem Rennen eine Maske. Ausserdem hielt er sich von seinen Konkurrenten fern, wie Sieger Tebogo später sagte.
He didn’t win, but chills seeing Noah Lyles come out of the tunnel for the 200M. Wow. #Athletics #Olympics pic.twitter.com/631J48qBeG
— Jake Marsh (@PMTsportsbiz) August 8, 2024
Schon am Dienstag hatte er die Diagnose erhalten, sagte Lyles danach bei US-Sender NBC. «Ich bin aufgewacht und mir ging es schrecklich», so der Olympiasieger über 100 m. Er habe direkt gewusst, dass es mehr war, als nur die Nachwehen des Sprints vom Vorabend. «Also haben wir einen Test gemacht und leider war das Resultat, dass ich an Covid erkrankt bin.»
Lyles habe dennoch versucht, positiv zu bleiben. «Ich habe daran gedacht, dass ich schon in schlimmeren Situationen war und in schlechteren Zuständen gerannt bin», sagte der US-Amerikaner. Deshalb entschied er sich auch dazu, die 200 m trotz Krankheit zu rennen. Über den dritten Platz freute er sich dann umso mehr: «Ich bin so stolz auf mich wie noch nie, eine Bronzemedaille mit Covid zu holen.»
Rückblickend erklärt er: «Ich hatte schon wieder eine Menge Energie. Es war mit Abstand der beste der letzten drei Tage. Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, aber fast.» Es reiche aber wohl trotzdem nur für einmal. Dies zeigte sich auch nach dem Rennen, als ihm schwindlig war und er aufgrund von Kurzatmigkeit und Schmerzen in der Brust medizinische Hilfe benötigte. Es gehe ihm aber schon wieder besser, wie er danach zu den Medien sagt: «Ich hatte bessere Tage, aber ich bin wieder auf den Beinen.»
Wenige Stunden nach dem Rennen erklärte er seine Olympischen Spiele via Instagram dennoch für beendet. Dabei hätte er gerne noch Gold mit der 100-m-Staffel geholt. «Es waren nicht die Olympischen Spiele, wie ich sie mir erträumt habe, aber sie haben sehr viel Freude in mir hinterlassen», schrieb Lyles, der in dem Zug auch Tebogo und Bednarek noch einmal gratulierte.
Eine kleine Spitze in Richtung seiner Kritiker konnte der selbstbewusste Lyles, der sich auch schon mal mit den NBA-Stars angelegt hat, dann aber doch nicht lassen: «Ich hoffe, ihr habt die Show genossen. Ob ihr mich mögt oder nicht, ihr müsst zugeben, dass ihr zugeschaut habt, nicht wahr?»
"Lyles habe dennoch versucht, positiv zu bleiben."
Das habt ihr doch mit Absicht so geschrieben oder? :D