Der Laver Cup soll eine Hommage an die Ikonen der Tennisgeschichte sein, an Rod Laver, den Namensgeber, an Björn Borg und John McEnroe, die Captains. Zugleich soll er die Besten der Gegenwart und die Gesichter der Zukunft des Sports zusammenbringen. So lautet die Vision von Roger Federer, seit er den Kontinentalwettbewerb 2017 ins Leben gerufen hat und mitorganisiert.
Bei Publikum und Sponsoren findet das Format, bei dem jeweils sechs Spieler für Europa gegen eine Weltauswahl antreten, Anklang. Ob in Prag, Chicago, Genf, Boston, London oder zuletzt in Vancouver – immer waren die Stadien gut gefüllt, trotz zum Teil horrender Ticketpreise. Das wird auch in Berlin so sein, wo zwischen Freitag und Sonntag der siebte Laver Cup über die Bühne geht. Doch wie meistens fehlt einer: Novak Djokovic.
24 Grand-Slam-Titel, 99 Turniersiege, dazu 428 Wochen an der Spitze der Weltrangliste, zuletzt auch noch Einzel-Gold bei den Olympischen Spielen in Paris. Der Serbe ist damit der erfolgreichste männliche Tennisspieler der Geschichte. Und Djokovic ist noch immer einer der Besten der Gegenwart.
Für den Laver Cup qualifiziert sind die drei nach Wimbledon im Ranking am besten klassierten Spieler. Dazu gehörte Djokovic. Dennoch war eine Teilnahme für ihn nie ein Thema. Wie fast immer. Dabei war er nur 2018 in Chicago und 2022 in London. Ein Fehlen beim grossen Abschied von Roger Federer kam nicht infrage und wäre ihm um die Ohren geflogen.
Der Laver Cup lockt zwar mit einem einzigartigen Ambiente, vor allem aber mit sehr viel Geld. Neben den drei Spielern, die sich aufgrund ihrer Klassierung in der Weltrangliste qualifizieren, werden drei weitere von den jeweiligen Captains eingeladen. Sie erhalten eine geheime Antrittsgage, die sich aber im Fall von Djokovic im siebenstelligen Bereich bewegen dürfte. Für den Sieg gibt es ausserdem 250'000 Dollar Preisgeld pro Spieler.
Dass sich die Spieler via Weltrangliste für einen Anlass qualifizieren, ist im Tennis zwar Standard, durch seinen Modus und die Einladungen erhält der Laver Cup aber einen besonders exklusiven Charakter. Und genau deshalb sieht Novak Djokovic den Kontinentalwettbewerb kritisch und meidet ihn.
Novak Djokovic setzte sich während Jahren im ATP-Spielerrat dafür ein, dass die Spieler stärker am enormen Umsatz partizipieren, den Turniere generieren. Zudem fordert er eine stärkere Regulierung von Sportwetten. Kern seiner Forderungen war und ist aber eine gerechtere Verteilung der Preisgelder, von der auch weniger gut klassierte Spielerinnen und Spieler profitieren sollen. Mit dem Ziel, dass mehr vom Tennis leben können.
Ob der Laver Cup das Gegenteil bewirkt, ist zwar streitbar. Sicher ist, dass er Djokovics Anliegen nicht dienlich ist, weil er einen exklusiven Zirkel begünstigt und dem Tennis zudem wertvolle Sponsorengelder entzieht.
Um Entwicklungen wie diesen entgegenzuwirken, hat Novak Djokovic vor fünf Jahren die Professional Tennis Players Association (PTPA) gegründet. Eine Vereinigung, die allen Athletinnen und Athleten besseren Zugang zu medizinischen Leistungen ermöglichen will, Beratung in Sachen Vorsorge oder Reisen bietet oder Anlaufstelle bei psychischen Problemen sein soll.
«Ich habe Einfluss und Macht und möchte mich für bessere Bedingungen einsetzen», sagte Djokovic bei der Gründung. Man spreche zu oft darüber, wie viele Millionen die Sieger eines Grand-Slam-Turniers erhielten, aber viel zu wenig darüber, wie wenige Spieler vom Tennis leben könnten.
Auch deshalb weilt Novak Djokovic derzeit nicht in Berlin beim Laver Cup, sondern vergnügte sich in Bulgariens Hauptstadt Sofia mit Grigor Dimitrov bei einem Schaukampf. Man sah ihn dort lachend und tanzend, singend und strippend. Der Erlös fliesst in die Stiftung des Bulgaren, die sich sozial benachteiligten Kindern und Erwachsenen in seiner Heimat zuwendet.
Solche Auftritte sollen in Zukunft zahlreicher sein, kündigte Djokovic an. Dafür werde er weniger Turniere bestreiten. «Erstmals in meinem Leben habe ich keine langfristigen Pläne und lebe einfach im Moment», sagt der zweifache Vater. Es sei nicht sein Ziel, sich auf Biegen und Brechen für den Final der acht Jahresbesten in Turin (10. bis 17. November) zu qualifizieren. Nach einer durchzogenen Saison liegt Djokovic nur auf dem neunten Rang.
Beim Laver Cup, der im nächsten Jahr in San Francisco stattfindet, dürfte Novak Djokovic auf absehbare Zeit wohl eher nicht antreten. Doch völlig altruistisch und konsequent ist auch er nicht: Nach dem Masters-Turnier in Schanghai werde er den Six Kings Slam (16. bis 19. Oktober) bestreiten.
Beim Schauturnier in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad sollen neben Djokovic auch Rafael Nadal, Jannik Sinner, Daniil Medwedew, Carlos Alcaraz und Holger Rune antreten. Allein ihr Erscheinen wird mit 1,5 Millionen Franken honoriert, der Sieger bekommt sechs Millionen.
Duck-und-weg…
…ich hol Popcorn.