34 Mal sind sich Deutschland und England bis heute in Länderspielen schon gegenübergestanden. Die Paarungen gelten als grosse Klassiker des internationalen Fussballs.
Während es dabei oft hitzig zu und her geht, ist eine Begegnung – eine inoffizielle, kein Länderspiel – ein wunderbarer Kontrast. Denn sie findet am Weihnachtstag 1914 statt. Mitten im Ersten Weltkrieg, an der Front in Flandern.
Die Angaben dazu sind widersprüchlich. Berichterstatter hatten auch Wichtigeres zu tun, als das exakte Resultat eines Fussballspiels zu überliefern. Die Rede ist von einem 3:2-Sieg der Deutschen.
Doch wie kommt es überhaupt zu diesem äusserst ungewöhnlichen Spiel? Zwischen zwei Gegnern, die sich noch am Tag zuvor bekriegt haben und die den Krieg nach den Weihnachts-Feiertagen auch wieder aufnehmen?
Berichte stützen sich auf einen deutschen Soldaten, der erzählt habe, wie man an Heiligabend im Schützengraben «Stille Nacht, heilige Nacht» gesungen habe. Briten, die in Hörweite postiert waren, hätten mit eingestimmt und ihr «Silent Night» zum Besten gegeben. Alliierte Soldaten aus Frankreich und Belgien schliesslich hätten sich mit «Douce nuit» dem Gesang angeschlossen.
So absurd es klingt: Aus erbitterten Kriegsfeinden werden an Heiligabend so etwas wie Freunde. Ein Engländer taucht mit erhobenen Händen aus dem Graben auf, geht auf die Deutschen zu, reicht ihnen Zigaretten, Tabak und die Hand. «Jetzt stellten wir auf den kilometerlangen Schützengräben Kerzen auf», wird der Soldat bei der Deutschen Welle zitiert. «Das war die reinste Illumination, über die die Engländer durch Zurufe und Händeklatschen ihre Freude ausdrückten. Meine Leute sammelten unterdessen die Gefallenen ein.»
Auch von einem britischen Soldaten sind Erinnerungen überliefert. «Was für ein Tag», schildert er. «Wir tranken von ihrem Schnaps, sie von unserem Rum. Wir assen gemeinsam, zeigten uns Fotos unserer Familien, lachten viel.»
Herzlichkeit, an einem Ort, wo der Horror haust. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs verlieren bei Schlachten im flandrischen Ypern mehr als 300'000 Soldaten ihr Leben. Alleine am 22. April 1915 kommen 18'000 Franzosen um.
Im Morgengrauen des Weihnachtstages hat sich der Nebel verzogen und in den beiden Lagern fasst man den Mut, sich im freien Feld zu treffen. Für Stunden sind die Schützengräben gemäss 11 Freunde verwaist, denn ein schottischer Soldat hat einen echten Lederfussball mitgebracht.
Auf gefrorenem Boden, mit Helmen als Torpfosten entwickelt sich ein Spiel. «Obwohl sie alle sehr müde sein mussten, spielten sie mit riesigem Enthusiasmus», notiert Leutnant Johannes Niemann vom 133. Königlich Sächsischen Infanterieregiment. Er ist es auch, der vom 3:2-Sieg der Deutschen berichtet.
Auch an anderen Orten an der Weltkriegsfront kommt es am Weihnachtstag 1914 angeblich zu Fussballspielen. Für den Stephanstag – in England heute ein traditioneller Spieltag der Premier League – werden weitere Begegnungen ausgemacht. Doch die Befehlshaber schieben diesen Plänen einen Riegel vor. «11 Freunde» zitiert die Notiz eines verärgerten Gefreiten: «Eine Friedenssehnsucht darf in der Kriegszeit nicht zur Debatte stehen.» Der Name des Gefreiten? Adolf Hitler.
Unverständlich die Dummheit und Überheblichkeit