Die NFL hat ein Glücksspiel-Problem. Oder zumindest einige ihrer Spieler. Sechs weitere Spieler wurden aufgrund von Verstössen gegen die Glücksspiel-Regularien der American-Football-Liga gesperrt, vier davon auf unbestimmte Zeit. Bereits im April wurden sechs Profis aus denselben Gründen suspendiert.
Für zwei Spieler der Indianapolis Colts, Isaiah Rodgers und Rashod Berry, kam die Sperre nun der Entlassung gleich. Im Fall von Rodgers berichtet ESPN, dass er unter anderem auf mindestens ein Spiel seines Teams gewettet hat. Er solle zudem eine Wette mit dem Einsatz von 1000 Dollar auf die Leistung eines Runningbacks der Colts gewonnen haben.
So steht die NFL vor dem Problem, dass die Integrität einiger ihrer Spieler infrage gestellt wird. Chris Ballard, General Manager in Indianapolis, sagte sodann auch, dass diese Integrität des Spiels «von äusserster Wichtigkeit» sei, womit er die Entlassung der betroffenen Spieler begründete.
We have waived DE Rashod Berry and CB Isaiah Rodgers Sr.
— Indianapolis Colts (@Colts) June 29, 2023
Die US-Liga kann es sich ebenso wenig wie andere Sportligen erlauben, dass der Eindruck entsteht, dass ein oder mehrere Spieler nicht vollen Einsatz geben oder gar absichtlich schlecht spielen würden. Dies sei zwar bei keinem der Spieler der Fall gewesen, wie Ermittlungen der NFL ergeben hätten. Dennoch sah sich die Liga deshalb gezwungen, den Spielern bereits vor der Bekanntgabe der neuerlichen Sperren noch einmal die Glücksspiel-Regularien zu erläutern und deren Bedeutung zu betonen.
Es gelte, sich vor allem an die folgenden sechs Regeln zu halten:
Die Regeln bestehen bereits seit Längerem, bekamen in den letzten Jahren durch den Vormarsch von Sportwetten auch in den USA, wo diese lange verboten waren, jedoch neue Dringlichkeit.
Doch die NFL ist nicht die einzige Liga mit solchen Regeln – und Problemen. Auch die Premier League verbietet ihren Spielern jegliche Sportwetten. Erst Ende Mai wurde deshalb Brentford-Stürmer Ivan Toney für acht Monate gesperrt. Der 27-Jährige verstiess insgesamt 232 Mal gegen das Verbot und setzte unter anderem 15 Mal darauf, dass er ein Tor schiessen werde, und 16 Mal auf Siege seines Teams. In Deutschland sind den Bundesliga-Profis Glücksspiele hingegen erlaubt, solange keine Manipulation zu erkennen ist.
Dass die NFL nun aber so hart durchgreift, kommt nicht überall gut an. In den sozialen Medien ist zum Teil Unverständnis über die Länge der Sperren vernehmbar. Vor allem der Vergleich mit dem Fall von Deshaun Watson sorgt für Kritik. Dem Quarterback wurde von 24 Frauen sexuelle Belästigung vorgeworfen, dafür sperrte ihn die NFL für elf Spiele. Für die Verstösse gegen die Glücksspiel-Regularien wurden nun gleich sechs Profis für mindestens eine Saison gesperrt.
Jonathan Jones, Cornerback der New England Patriots, hinterfragt die Logik des Glücksspiel-Verbots gar als Ganzes: «Ich kann also mein Leben riskieren, damit mein Team gewinnt, ich darf aber nicht 1000 Dollar auf einen Sieg meines Teams setzen.» Damit spielt er auch auf Damar Hamlin an, der nach einem Tackling in der letzten Saison auf dem Feld wiederbelebt werden musste.