Startort ist Küsnacht ZH. In der 1. Etappe am Sonntag sind bereits mehr als 2700 Höhenmeter zu bewältigen – für den Tagessieg kommt also nur ein kletterstarker Finisseur infrage. Die Fahrer erhalten zudem auch in den Tagen darauf bei den Ankünften in Aesch BL (2. Etappe), Grenchen SO (3.), Brunnen SZ (4.) und Novazzano (5.) nicht allzu weit vor dem Ziel jeweils noch Steigungen vorgesetzt.
Der Schluss der Landesrundfahrt ist mit den Bergankünften auf der Moosalp VS (6.) und im liechtensteinischen Malbun (7.) definitiv auf die starken Bergfahrer zugeschnitten. Die Entscheidung im Kampf um den Gesamtsieg fällt am letzten Tag im Zeitfahren über 25,6 flache Kilometer in Vaduz.
Insgesamt haben die 154 Fahrer, unter ihnen 20 Schweizer, an den acht Renntagen mehr als 21'000 Höhenmeter und fast 1350 km zu absolvieren. «Es ist eine der härtesten Tours der jüngeren Vergangenheit», so die Ankündigung von David Loosli, dem Sportlichen Direktor des Rennens.
Die vorgesehene Ankunftszeit ist in der ersten Woche jeweils zwischen 17.05 und 17.35 Uhr – je nachdem, wie schnell die Fahrer das Teilstück bewältigen. In den Etappen 6 bis 8 am Ende der Tour ist die Ankunft zwischen 16.05 und 16.45 Uhr geplant.
Das SRF und der Rad-Streamingdienst GCN+ zeigen die Tour de Suisse täglich live.
An erster Stelle zu nennen ist Remco Evenepoel. Das 22-jährige Supertalent aus Belgien feierte heuer schon acht Siege, einer davon beim Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich. Der Russe Alexander Wlassow seinerseits greift nach dem Double Tour de Romandie/Tour de Suisse – ein Unterfangen, welches zuletzt 1994 dem Waadtländer Pascal Richard gelungen ist.
Das einmal mehr sehr stark besetzte Ineos-Team hat mit Geraint Thomas, Adam Yates und Daniel Martinez mehrere ehemalige Sieger von Rundfahrten im Aufgebot, dazu mit Youngster Thomas Pidcock auch den Mountainbike-Olympiasieger. Auf der provisorischen Teilnehmerliste steht zudem Peter Sagan. Der mittlerweile 32-jährige Slowake ist mit 17 Etappensiegen überlegener Rekordhalter der Tour de Suisse. Doch zu seinem Formstand gibt es viele Fragezeichen. Sagan ist 2022 noch ohne Sieg.
Mit dem Ecuadorianer Richard Carapaz (2021) und dem Kolumbianer Egan Bernal (2019) fehlen die letzten zwei Gesamtsieger der Schweizer Landesrundfahrt. Auch der Niederländer Mathieu van der Poel und der französische Weltmeister Julian Alaphilippe, die im Vorjahr für Spektakel sorgten, fehlen heuer auf den Schweizer Strassen, ebenso das slowenische Top-Duo Tadej Pogacar und Primoz Roglic.
Im vergangenen Jahr überraschte Gino Mäder als Gesamtfünfter der Vuelta. An der Tour de Suisse gewann er die Schlussetappe. Nun geht der Gesamtzweite der Tour de Romandie als Captain seines Teams Bahrain-Victorious mit grossen Ambitionen in der Gesamtwertung an den Start. Wohl eher für Etappensiege kommt Marc Hirschi in Frage, beim UAE Team Emirates des Berners sind auch der Portugiese Rui Costa, Ex-Weltmeister und dreifacher Tour-de-Suisse-Sieger, und der Spanier Marc Soler im Aufgebot.
Viele andere Schweizer Teilnehmer werden versuchen dürfen, auf eigene Rechnung zu fahren. Dazu gehören Stefan Bissegger (EF Education First), Johan Jacobs (Movistar), Silvan Dillier (Alpecin-Fenix) oder Sébastien Reichenbach. Der Walliser Kletterer zählt ebenso zum Aufgebot von FDJ wie Stefan Küng, der den Sieg im abschliessenden Zeitfahren anvisiert – wenn er dann noch dabei ist. Die Frau des Ostschweizers ist schwanger, die Geburt des ersten Kinds steht unmittelbar bevor.
Etwas unklar war bis zum GP Gippingen der Formstand von Simon Pellaud, einem Fahrer, der sich oft einen Platz in Fluchtgruppen erkämpfen kann. Im Aargau zeigte sich, dass der 29-jährige Walliser seine gesundheitlichen Probleme in diesem Frühjahr wohl ad acta legen konnte. Sollte er es in eine Gruppe schaffen, ist es gut möglich, dass Pellaud Landsleute an seiner Seite hat. Das Schweizer Nationalteam erhielt eine Wildcard, die sieben Fahrer fokussieren sich nicht auf die Gesamtwertung, sondern auf Etappensiege oder das Erobern des Bergtrikots.
Die im Vorjahr wiederbelebte Tour de Suisse der Frauen führt in diesem Jahr über vier statt zwei Tage. Der Auftakt erfolgt am kommenden Samstag, 18. Juni in Vaduz, tags darauf steht gleichenorts wie bei den Männern das Zeitfahren über 25,6 km im Programm. Die Etappen 3 und 4 führen nach Chur und hinauf nach Lenzerheide (Bergankunft). (ram/sda)