Alles ist angerichtet für Schweizer Festspiele in Saalbach-Hinterglemm. Im Idealfall gibt es am Wochenende je vier Kristallkugeln für Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt sowie einen grandiosen Teamerfolg in der Nationenwertung zu feiern.
Doch nun sorgt ein Eklat für düstere Wolken bei Swiss Ski und riesigen Ärger bei Lara Gut-Behrami. Wie der «Blick» am Mittwoch vermeldete, musste Swiss-Ski-Trainer und Lara-Vertrauter Alejo Hervas auf Druck von Gut-Behrami abreisen. Dies offenbar, nachdem die Athletin von einem geplanten Wechsel des 48-jährigen Spaniers ins Schweizer Männerteam Wind gekriegt hatte, ihn zur Rede stellte und auf dessen Bestätigung mit bitterer Enttäuschung reagierte.
Als die Schweizer Medien am vergangenen Wochenende die Erfolge von Lara Gut-Behrami erklärten und die dazugehörenden Faktoren personalisierten, da führte der Name Alejo Hervas so manche Hitparade an. Vor fünf Jahren einigte sich Lara Gut-Behrami mit ihm über eine Zusammenarbeit und brachte Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor dazu, dem Südspanier eine Stelle im Betreuerteam zu offerieren.
Hervas sei nicht nur ein exzellenter Konditionstrainer, sondern auch ein bestens geschulter Skitrainer sowie ein echter Teamplayer, sagte Beat Tschuor damals. Der Mann aus Sevilla unterstützte neben seiner individuellen Arbeit mit Gut-Behrami bei Trainings und Rennen weitere Fahrerinnen.
Und der Mann mit Vergangenheit im spanischen und kanadischen Skiverband schien bis zum gestrigen Tag auch ein Herz und eine Seele mit der Tessinerin zu sein. Nach dem Gewinn der Riesenslalom-Kristallkugel am vergangenen Sonntag betonte Laras Vater Pauli Gut einmal mehr, welch bedeutsame Rolle Hervas im Uhrwerk spiele. Dieser seinerseits bekräftigte zu Beginn der Saison die sportliche Erfolgsbeziehung mit dem Treueschwur, er werde bis zum Ende ihrer Karriere nicht von Laras Seite weichen.
In den vergangenen Wochen fanden unter Leitung von Alpin-Direktor Hans Flatscher und den beiden Cheftrainern Beat Tschuor und Thomas Stauffer Gespräche mit den Spartentrainern über deren berufliche Zukunft statt. Die aktuelle sportliche Erfolgswelle bei Swiss Ski sorgt dafür, dass deren Baumeister auch bei anderen Nationen gefragte Leute sind. Deshalb macht es Sinn, die Perspektiven der Trainer früh zu konkretisieren.
Im Fall von Hervas lief aber einiges nicht nach Drehbuch. Schlimm genug, dass die für kommende Woche geplante Kommunikation nicht intern gehalten werden konnte. In wessen Interesse es war, den fliegenden Wechsel von Alejo Hervas via Medien publik zu machen, darüber kann nur spekuliert werden.
Dass offenbar mehrere Athleten aus dem Schweizer Männerteam Hervas direkt für einen Transfer zu gewinnen versuchten, ärgert die Verbandsspitze mindestens ebenso. Die Aufarbeitung, wer mit welchen Spielchen was erreichen wollte, wird nicht ohne Donnerwetter über die Bühne gehen.
Alpindirektor Hans Flatscher sagte gegenüber «Blick», noch sei nichts entschieden. Er bestätigte aber das Interesse des Spaniers an einer künftigen Zusammenarbeit mit Marco Odermatt und Co. Erst am vergangenen Samstag wurde bekannt, dass der aktuelle Athletiktrainer von Odi, der Österreicher Kurt Kothbauer, Swiss Ski nach acht Jahren verlässt.
Es bleibt zu hoffen, dass dieser Eklat keine negativen Auswirkungen auf die sportliche Leistung von Lara Gut-Behrami in Abfahrt und Super-G haben wird. Wegen des abgesagten zweiten Trainings hat die 32-Jährige zumindest einen Tag Zeit, um den Ärger zu verdauen. Doch düstere Wolken hat es in Saalbach derzeit auch ausserhalb des Schweizer Teamhotels. (aargauerzeitung.ch)