Das Schweizer Ski-Imperium schlägt zurück. Nachdem die letzten drei Rennen für die bislang beste Weltcup-Nation in diesem Winter enttäuschend verlaufen waren, sackte Swiss-Ski heute in der Königsdisziplin gleich zwei Medaillen ein.
Jasmine Flury krönte sich in der Abfahrt sensationell zur Weltmeisterin. Mit Corinne Suter fuhr eine Teamkollegin und gute Freundin Flurys auf den Bronzeplatz. Es war ein äusserst knappes Rennen. Flury siegte vier Hundertstel vor der Österreicherin Nina Ortlieb und zwölf Hundertstel vor der Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Suter, die trotz der Nachwirkungen einer Gehirnerschütterung zum dritten Mal in Folge an Weltmeisterschaften auf das Abfahrtspodest fuhr.
Nach einer 32-jährigen Durststrecke in WM-Abfahrten triumphierte zum zweiten Mal in Folge eine Schweizerin in der Königsdisziplin. 2021 waren Suter und Gut-Behrami in Cortina d'Ampezzo Erste und Dritte. Zugleich schraubten die Abfahrerinnen mit dem Doppelpodest die bislang magere Ausbeute von Swiss-Ski an den Titelkämpfen in Méribel und Courchevel auf drei Medaillen hoch.
Wahnsinns Abfahrtsrennen⚡️🎉! Was für eine Spannung🔥! Herzliche Gratulation #JasminFlury zum Weltmeistertitel🥇und @CorinneSuter zur Bronzemedaille🥉in der Abfahrt 🎿 an der @CM_2023 👏👏💥💪💪@swissskiteam 🇨🇭🇨🇭🇨🇭#courchevelmeribel2023 pic.twitter.com/U9GbhS9yCa
— Viola Amherd (@Violapamherd) February 11, 2023
Flury, die im Weltcup erst einmal zuvorderst stand (2017 in St. Moritz), ist die zweite Weltmeisterin aus Graubünden nach der Churerin Yvonne Rüegg. Diese triumphierte 1960 in Squaw Valley (USA) im Riesenslalom.
«Es fühlt sich noch nicht real an. Es war eine super Fahrt, aber dass das für den Weltmeistertitel reicht und Corinne Suter auch noch Dritte wird, ist unfassbar», sagte die Davoserin im SRF-Interview. «Ein Traum war ein WM-Titel immer. Aber nachdem ich 2021 das Potenzial nicht ausschöpfen konnte ... ich weiss nicht. Dass alles so perfekt aufgehen könnte wie heute, hätte ich nicht gedacht. Ich hatte einen schnellen Ski und fühlte mich gut. Schon im Training am Freitag hatte ich wieder mega Spass am Fahren», so die von den Emotionen überwältigte und nach Worten ringende Flury.
Sofia Goggia dominierte in den Trainings und zeigte, dass sie die Strecke in Méribel eigentlich im Griff hatte. Doch für einmal konnte sie dies im Rennen nicht nach Wunsch umsetzen. Die Italienerin fuhr zwar in etwa gleich schnell wie die spätere Weltmeisterin Flury, doch im Zielhang unterlief ihr ein grosser Fehler. Sie fädelte am Tor ein und schied aus, konnte aber einen Sturz immerhin gerade noch so verhindern.
Der Blick auf die Startliste der WM-Abfahrt der Frauen war überraschend. Nicht einmal 30 Fahrerinnen waren am Start. Isabella Wright beendete das Rennen mit der Startnummer 29. Eine Farce? Nein. Es ist nun mal so, dass die Top-Nationen nur je vier (oder das Land mit der Titelverteidigerin fünf) Starterinnen nominieren dürfen.
Und für die Ski-Exoten hat der internationale Ski-Verband FIS in den Speed-Disziplinen die Qualifikations-Richtlinien nach oben geschraubt, dass auch nur Fahrerinnen und Fahrer starten können, die der mächtigen Aufgabe WM-Abfahrt auch gewachsen sind. Das hat zur Folge, dass gerade bei den Frauen das Starterinnen-Feld etwas ausgedünnt wird.
Ebenfalls zu reden gab die Piste im oberen Streckenteil. Favoritinnen mit hinteren Startnummern wie Ragnhild Mowinckel, Lara Gut-Behrami oder Kajsa Lie verloren dort viel Zeit. Tatsächlich wurde die Piste mit steigenden Temperaturen und stärker werdender Sonneneinstrahlung oben etwas langsamer. Aber gerade die zwei Norwegerinnen und auch Gut-Behrami vergaben oben auch Zeit durch eine rundere Linie. Was oben noch möglich gewesen wäre, zeigte die letzte Starterin Isabella Wright, die bei der zweiten Zwischenzeit die sechstbeste Marke aufstellte.
Morgen kämpfen auch die Männer in der Königsdisziplin Abfahrt um die Medaillen. Für einmal sind die Schweizer nicht zu den Topfavoriten zu zählen. Natürlich sind Marco Odermatt oder Niels Hintermann immer für eine Medaille gut. Alexander Kilde, Dominik Paris oder James Crawford dürften aber noch höher einzuschätzen sein.
Start 11 Uhr
Die Schweizer Starter