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Skispringen: Norwegens Sportchef gibt Betrug im Anzug-Gate an der WM zu

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Marius Lindvik erlebte nach Rang 2 eine Bruchlandung.Bild: www.imago-images.de

Norwegen gibt Betrug im Anzug-Gate zu: «Wir haben versucht, das System auszutricksen»

Die Nordische Ski-WM wird von einem Skandal um das einheimische Skisprungteam überschattet. Der Sportdirektor des norwegischen Verbands gab einen Betrug zu.
09.03.2025, 17:1109.03.2025, 19:27

Nach der Entscheidung auf der Grossschanze an der WM in Trondheim waren am Samstag zwei norwegische Springer disqualifiziert worden. Zu ihnen gehörte der Marius Lindvik, der hinter dem Slowen Domen Prevc die Silbermedaille gewonnen hatte. Die Athleten wurden wegen Ungereimtheiten bei ihren Anzügen aus der Rangliste gestrichen.

Bereits vor dem Wettkampf hatten Manipulationsvorwürfe die Runde gemacht. Tags darauf dann der Hammer: Die Norweger gestehen. Verbands-Sportdirektor Jan Erik Aalbu sagte am Sonntag an einer Medienkonferenz:

«Wir haben Änderungen an den Anzügen vorgenommen in dem Wissen, dass sie nicht legal sind. So wie ich das sehe, haben wir betrogen. Wir haben versucht, das System auszutricksen. Das ist inakzeptabel.»

Sein Team habe alle enttäuscht, die das Skispringen liebten, sagte Aalbu weiter. Er wolle sich bei den anderen Nationen, den WM-Organisatoren und allen Fans entschuldigen. «Ich bin selbst schockiert über diese Enthüllungen.» Er kündigte Konsequenzen an, blieb allerdings unklar, wie diese aussehen werden.

epa11949918 The ski jumping national team's coach Magnus Brevig (left) and sports director Jan-Erik Aalbu meet the press after two Norwegian jumpers were disqualified and accused of cheating afte ...
Cheftrainer Brevig (links) und Sportdirektor Aalbu.Bild: keystone

Aufnahmen mit versteckter Kamera

Aalbu zufolge seien die Manipulationen der Sprunganzüge ohne das Wissen der Athleten geschehen. Offenbar war bei den Nähten ein verstärkendes Material eingenäht worden, nachdem die Anzüge die obligatorische Kontrolle durch den Weltverband FIS bestanden hatten. Ein steifes Band im Bereich zwischen Schritt und Knie sollte in der Luft für mehr Stabilität sorgen.

Den Fall ins Rollen gebracht hatten Aufnahmen eines polnischen Journalisten, die dieser durch einen Fensterspalt hindurch gemacht hatte. Dabei war auch Norwegens Chefcoach Magnus Brevig neben einer Nähmaschine zu sehen. Die Verbände von Polen, Österreich und Slownien hatten nach dem Auftauchen der Bilder einen Protest deponiert.

Anzug-Gate: Norwegische Skispringer an Heim-WM nach Videobeweis disqualifiziert
Die Aufnahmen, die den Skandal aufdeckten.Bilder: Jakub Balcerski

Mangel an Beweisen bei früheren Wettkämpfen

Die FIS kündigte am Sonntagmorgen eine Untersuchung an. «Die unabhängige Ethik- und Compliance-Abteilung der FIS untersucht nun den Verdacht einer illegalen Manipulation der Ausrüstung durch das norwegische Team», hiess es in einer Mitteilung.

Lindvik war zuvor Weltmeister auf der Normalschanze geworden. Diesen Titel dürfte er wohl aus Mangel an Beweisen behalten – ein Beigeschmack dürfte bleiben. Ganz im Gegensatz zu Cheftrainer Brevig, den das Anzug-Gate wohl den Job kosten wird. (ram)

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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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die_flotte_Otte
09.03.2025 17:26registriert Februar 2014
Wieso werden die Anzüge nach der Kontrolle nicht zurückbehalten, bis kurz vor dem Springen? Die Diskussion um die Anzüge ist ja nicht neu. Es kann doch nicht sein, dass man noch Änderungen vornehmen kann an bereits geprüften Anzügen. Oder übersehe ich etwas?
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Tschowanni
09.03.2025 19:46registriert Oktober 2015
Na zumindest sagt er sofort was Sache ist, steht bis zum Ende dazu. Der Mann hat 🥚
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Ichwillauchwassagen
09.03.2025 19:02registriert Mai 2019
Es sollten direkt vor dem Sprung der Anzug von der FIS abgegeben werden, 15 Minuten vorher.
Wie bei der F1, park fermé, da kann nichts mehr herumgeschraubt/genäht werden.
Scheinbar haben alle jetzigen Versuche nicht gefruchtet.
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