Der US-Sport ist, nicht unähnlich der US-Wirtschaft, eng mit seinem nördlichen Nachbarn verknüpft. In den beiden Sportarten Basketball und Eishockey ist das in Form einer Art gemeinsamen Liga der Fall: In der NHL spielen neben 25 Teams aus den USA auch 7 aus Kanada. Und in der NBA spielen die Toronto Raptors mit den restlichen 29 US-Mannschaften jährlich um den Titel.
Der Zoll-Streit, den Donald Trump am Wochenende vom Zaun brach, fand nun seinen Weg in die beiden Ligen – und offenbart unweigerlich die bislang unwichtig scheinende Herkunft der Teams.
Als die Toronto Raptors, das einzige kanadische Team in der NBA, am Sonntag ihre Gäste aus Los Angeles empfingen, buhten ihre Fans die US-Hymne aus. Nach anfänglich höflichem Jubel für die 15-jährige Sängerin buhten die Fans während der Performance von «The Star-Spangled Banner». In beiden Ligen ist es Tradition, dass die Nationalhymne (oder eben beide, falls ein kanadisches Team spielt) live gesungen wird. Nach seinem Auftritt wurde das Mädchen mit einer Mischung aus Buhrufen und Applaus bedacht – bevor die Menge dann die kanadische Hymne «O Canada» lautstark beklatschte.
Trump kündigte ausserordentlich hohe Zölle auf Mexiko, Kanada und China an – und unterzeichnete die seit langem versprochene Wirtschaftspolitik am Samstag in seinem Anwesen Mar-a-Lago. Gemäss Trump-Administration zielen die Zölle darauf ab, «den Zustrom von Drogen und Einwanderern ohne Papiere in die USA einzudämmen». In Realität werden sie aber wohl am Anfang eines Zollkriegs zwischen den jeweiligen Ländern stehen – mit dem schlechteren Ende für die Konsumentinnen und Konsumenten in beiden Ländern, welche sich auf erhebliche Preissteigerungen einstellen müssen.
Das NBA-Spiel in der Scotiabank Arena in Toronto war nicht das erste mit Pfiffen gegen die US-Hymne. Schon in der NHL gab es übers Wochenende mehrere solche Fälle. Beim Spiel der Minnesota Wild gegen die Ottawa Senators am Samstag beispielsweise waren Buhrufe während der US-Hymne zu hören, die zudem gegen Ende hörbar lauter wurden. Genau wie beim Spiel der Raptors wurde das anschliessende «O Canada» mit lautem Beifall begrüsst.
Angesprochen auf die Pfiffe und Buhrufe reagierten die Spieler der Teams unterschiedlich. «Ich meine, das ist doch schade, oder? Es ist, wie es ist», sagte zum Beispiel der in New York geborene Stürmer von den Detroit Red Wings, Patrick Kane. Und weiter: «Ich schätze, man kann es vielleicht von ihrer Seite her verstehen, aber es scheint eine Sache zu sein, die momentan in der ganzen Liga umgeht.»
Etwas deutlicher wurde hingegen nach seinem Spiel der Basketballer Chris Boucher von den Toronto Raptors, ein kanadischer Staatsbürger. Auf die Frage, ob er schon einmal «solche Pfiffe» erlebt habe, antwortete Boucher: «Nein, nein, nein. Aber haben Sie schon jemals solche Zölle gegen uns gesehen?»
Buhrufe für die US-Nationalhymne in Kanada seien selten, aber nicht ungewöhnlich, schreibt die Nachrichtenagentur AP, insbesondere wenn sie mit Weltereignissen zusammenhängen. In den frühen 2000er-Jahren brachten Fans bei Spielen in Kanada mit Buhrufen auch schon ihre Ablehnung des von den USA geführten Krieges gegen den Irak zum Ausdruck. (lak)
Schade finde ich es jetzt nur für die erst 15-jährige Sängerin. Die kann jetzt definitiv nichts dafür...