Ab Dienstag 0.01 Uhr müssen in die USA importierte Waren aus Kanada und Mexiko mit 25 Prozent versteuert werden. Ausgenommen davon sind kanadische Energieträger. Für die sind es, wie auch für chinesische Produkte, 10 Prozent.
Wie US-Händler damit umgehen, wird sich zeigen. Eine Möglichkeit ist, tiefere Einkaufspreise auszuhandeln. Eine andere, die Zölle selbst zu «schlucken» und die 25 Prozent vom Gewinn abzuschreiben. In der Praxis kommt dies allerdings selten vor – wie eine Untersuchung des National Bureau of Economic Research zeigt. Die Studie kommt «etwas überraschend» zum Schluss, dass die Zölle mehrheitlich den Konsumenten aufgebrummt werden. Sprich: Die betroffenen Produkte werden teurer. Das war auch während Donald Trumps erster Amtszeit der Fall, als er zu ähnlichen Massnahmen griff.
Mit Mexiko, Kanada und China treffen die neuen Zölle die mit Abstand wichtigsten Lieferanten für die USA. Sie waren im Jahr 2022 für 43,9 Prozent aller importierten Waren zuständig. Und weil einige davon nicht gelagert werden können, werden sich Trumps Einfuhrzölle möglicherweise bereits morgen in den Regalen zeigen.
Mehr als die Hälfte (60 Prozent) der frisch verkauften Früchte, und 40 Prozent des Gemüses produziert die USA nicht selbst. Mit über 69 Prozent beim Gemüse und 51 Prozent bei den Früchten übernimmt Mexiko den Löwenanteil vom Import. Das bedeutet, dass jede dritte verkaufte Frucht in den USA aus Mexiko stammt.
Nicht ganz so viel, aber beinahe (28 Prozent), ist der Mexiko-Anteil beim frischen Gemüse. Laut «New York Times» stammen «die meisten» in den USA verzehrten Avocados vom südlichen Nachbarn. Ebenso Tomaten, Himbeeren, Paprika und Erdbeeren. Es wird davon ausgegangen, dass die Preise dieser Produkte bereits in den nächsten Tagen in die Höhe schnellen – und das nicht nur im Supermarkt. Betroffen werden auch Restaurants sein, Kantinen und Fast-Food-Menus. Der Hinweis, dass frisches Gemüse und Früchte im Land der Burger sowieso nur eine untergeordnete Rolle spielen, gilt nicht. Der Markt dafür wächst jährlich um ca. 5 Prozent.
Die Situation noch verschärfen dürfte Trumps Drohung, illegal eingereiste Migranten rigoros auszuschaffen. Viele von ihnen arbeiten für wenig Lohn in landwirtschaftlichen Betrieben. Fallen sie weg, steigen auch die Preise der einheimischen Produkte.
In Sachen Gemüse- und Früchteimport belegt Kanada hinter Mexiko den zweiten Platz – anders sieht es beim Erdöl aus. 52 Prozent (vor Mexiko mit 10 Prozent) sämtlicher US-Ölimporte stammen aus Kanada. Ganze US-Regionen sind von kanadischem Öl abhängig – vor allem im Mittleren Westen. Dort verarbeiten Raffinerien viel kanadisches Öl zu Benzin und Diesel. Ob sich das für die dort ansässigen Raffinerien in Zukunft noch lohnt, wird sich zeigen. Erwartet wird, dass deshalb auch der in den USA so heilige Benzinpreis steigen könnte – auch das innerhalb der nächsten Tage.
Etwas weniger schnell, aber ebenfalls absehbar, sind Preisanpassungen im US-Automobilsektor. Mexiko und Kanada sind mit Japan die wichtigsten Importeure für Neuwagen und Autoteile der USA. Bis die Lager leergekauft sind – das dürfte nun schnell gehen – werden sich die Preise einigermassen halten können. Danach wird auch in diesem Sektor eine Teuerung erwartet.
Als Reaktion auf die Trump-Zölle, haben Mexiko und Kanada angekündigt, ebenfalls Zölle in derselben Höhe auf amerikanische Waren zu erheben. Entsprechend wird es auch nördlich und südlich der USA zu unangenehmen Preisbewegungen kommen. Deshalb zirkulieren in den sozialen Medien bereits kanadische Listen mit Produkten, die US-Güter äquivalent ersetzen.
Noch etwas härter dürfte es die mexikanische Landwirtschaft treffen. Viele Betriebe produzieren ausschliesslich für den Export in die USA. Seit 2000 hat sich der Export von Gemüsen und Früchten verdreifacht. Der Handels-Krieg, den Trump mit seinen ehemaligen Partnern des Freihandelsabkommens USMCA anzettelt, geht in die erste Runde.
Bin ja mal gespannt, ob einige der Trumpwähler zugeben werden, dass sie sich ins eigene Bein geschossen haben.