International
Wirtschaft

USA: Darum geht es Trump mit seinen Zöllen wirklich

«Der dümmste Handelskrieg aller Zeiten»: Darum geht es Trump mit seinen Zöllen wirklich

Der amerikanische Präsident kündigt die nordamerikanische Freihandelszone auf und macht dafür die Rauschgift-Epidemie in den USA verantwortlich. Bisher verschont bleiben Europa und die Schweiz.
02.02.2025, 03:56
Renzo Ruf, Washington / ch media
Mehr «International»

Die Zeitung «Wall Street Journal» ist der Republikanischen Partei eigentlich günstig gestimmt. Normalerweise findet das Wirtschaftsblatt positive Worte für den neuen Präsidenten. Der Beschluss von Donald Trump, auf fast sämtlichen Importen aus den beiden Nachbarländern Mexiko und Kanada am Dienstag einen Zoll von 25 Prozent zu verlangen, für den haben die konservativen Meinungsmacher aber kein Verständnis. «Der dümmste Handelskrieg aller Zeiten», lautete der Titel eines Kommentars, den das «Wall Street Journal» vorausschauend bereits am Freitag veröffentlichte.

Trump liess sich nicht umstimmen. Am Samstag machte er seine Drohung war, und bestrafte die grössten Handelspartner der USA mit Importzöllen.

Die offizielle Begründung für diesen lange angekündigten Schritt: Kanada und Mexiko würden nicht genug unternehmen, um die «Flut illegaler Drogen» zu stoppen, die über Amerika hereinbreche. Sowohl aus dem Norden wie auch aus dem Süden komme derart viel Rauschgift wie die synthetische Droge Fentanyl ins Land, um Millionen von Menschen zu töten. (Gemäss offiziellen Zahlen starben 2023 in den USA 107'543 Menschen an einer Überdosis).

Weil für die Rauschgift-Epidemie wohl auch China irgendwie verantwortlich ist, werden die bereits bestehenden Strafzölle auf Importen aus der asiatischen Wirtschaftsmacht um 10 Prozent des Warenwertes erhöht.

Ziel ist es, den Standort USA zu fördern

Trumps Begründung wirkt an den Haaren herbeigezogen. Kanada und Mexiko sind, alles in allem, verlässliche Handelspartner der grössten Volkswirtschaft der Welt. Auch deshalb bilden die drei Nationen gemeinsam eine Freihandelszone, die seit der ersten Amtszeit von Trump den Namen USMCA (früher: NAFTA) trägt. Während die Unterwanderung der staatlichen Behörden durch die Drogen-Kartelle in Mexiko sicherlich ein grosses Problem darstellt, gibt es in Kanada keine Anzeichen dafür, dass die Staatsgewalt die Produktion von Rauschgiften toleriert.

Dem neuen Präsidenten ist dies alles egal. Er scheint der Meinung zu sein, dass sämtliche Güter, für die es in seinem Land eine Nachfrage gibt, in den USA selbst produziert werden sollen. Dass Amerika im Jahr 2022 Güter im Wert von 481 Milliarden Dollar aus Kanada importierte, macht ihn richtiggehend wütend. «Anstatt unsere Bürger zu besteuern, um andere Länder zu bereichern, werden wir ausländische Länder besteuern, um unsere Bürger zu bereichern», sagte Trump am 20. Januar in seiner Antrittsrede.

Er vergisst dabei, dass sein Land viel vergleichsweise billige Ölprodukte aus Kanada importiert. Und dass sich die amerikanischen Exporte nach Kanada 2022 auf 428 Milliarden Dollar beliefen; viele heimische Firmen sind also auf den grossen Markt im nördlichen Nachbarland angewiesen. Ähnlich sieht die Handelsbilanz für Mexiko aus. Beide Staaten haben bereits wirtschaftspolitische Vergeltungsaktionen angekündigt.

Ein Mann hat einen Sturz von den Niagarafällen überlebt. Die kanadische Polizei konnte den Mann verletzt aus dem Fluss unterhalb der Wasserfälle bergen. (Bild: Warren Toda/EPA Keystone)
Ein Naturwunder, das die Nachbarstaaten USA und Kanada verbindet: die Niagarafälle.Bild: EPA

Es drohen Preissteigerungen auf Alltagsgütern

Der Handelskrieg, den Trump nun ausgerufen hat, der wird deshalb vor allem auf dem Buckel amerikanischer Konsumenten ausgetragen. Die meisten Unternehmen dürften die Strafzölle auf die Kundinnen und Kunden überwälzen. Alltagsgüter wie Früchte und Gemüse, aber auch für Autos, Alkohol, Spielzeuge und Baumaterialien könnten massiv teurer werden.

Vorerst verschont blieb die Europäische Union, ebenfalls ein grosser Handelspartner der USA. Am Freitag hatte Trump im Weissen Haus angedeutet, dass er auch «ziemlich bald» Strafzölle auf importierten Gütern aus Europa erheben werde. Die Schweiz hat der neuen US-Präsident in diesem Zusammenhang bisher nie erwähnt.

Hinter den Kulissen versuchten die betroffenen amerikanischen Staaten und viele Grossfirmen die Strafzölle noch in letzter Minute abzuwenden. Trump, der das Wochenende in seiner Residenz in Palm Beach (Florida) verbringt, hatte aber kein Musikgehör. Interessanterweise verzichtete der Präsident aber auf eine öffentliche Zeremonie. Als er die entsprechenden Dekrete unterzeichnete, machte das Weisse Haus dies via den Internetdienst X publik. (bzbasel.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
368 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Nirantali
02.02.2025 04:52registriert Juli 2020
Ja, wer kennt sie nicht – die Drogenschmuggler, die Ihre illegalen Waren beim Zoll anmelden und dann 10-25% Strafzölle zahlen müssen. 🤭
42514
Melden
Zum Kommentar
avatar
Takasu
02.02.2025 06:05registriert Mai 2024
"Trump wird dafür sorgen das alles wieder günstiger wird."
Waren das nicht die Worte von vielen Anhängern?
3068
Melden
Zum Kommentar
avatar
N. Y. P.
02.02.2025 05:39registriert August 2018
Kanada und die USA waren bislang eine Symbiose an gut nachbarschaftlicher Zusammenarbeit.

Jetzt schickt sich der Stratege im Weissen Haus also an, alles in Schutt und Asche zu legen.

Das stabile Genie vergisst aber, wie im Artikel erwähnt, die Sache zu Ende zu denken.

Auch Kanada kann den Amerikanern mächtig auf die 🥚🥚 treten.

Dann beginne also die Freak Show..
3009
Melden
Zum Kommentar
368
    Per Anfang April: Mehr Lohn für Swisscom-Mitarbeitende

    Das Schweizer Telekommunikationsunternehmen Swisscom erhöht die Löhne von rund 9500 Mitarbeitenden ab dem 1. April um 1,3 Prozent. Diese unterstehen laut dem Unternehmen dem Gesamtarbeitsvertrag. Um der Teuerung Rechnung zu tragen, erhielten die meisten Mitarbeitenden eine generelle Lohnerhöhung, die je nach Lage im Lohnband unterschiedlich hoch ausfalle, teilte Swisscom mit.

    Zur Story