Wer kennt es nicht: Dieses Gefühl, wenn man eigentlich nur ruhig da sitzen und zuhören müsste. Doch aus irgendeinem Grund findet man alles unglaublich witzig und muss auf einmal loslachen. Und je mehr man mit dem Lachen eigentlich aufhören müsste, desto schlimmer wird es. Genau so geht es an diesem Tag auch Roger Federer.
Im Rahmen eines Sponsoring-Termins darf der amerikanische Fernsehsender CNN mit Roger Federer ein Interview machen. Zunächst läuft das Gespräch auch ganz gut. Obschon die Stimmung äusserst locker ist und der Journalist Pedro Pinto erste Sprüche klopft, kann sich Roger Federer konzentrieren und auf englisch in gewohnter Eloquenz Auskunft geben.
Doch dann kommt Pedro Pinto mit einer Bitte, die Roger Federer komplett aus der Fassung bringen wird: «You don't have to do anything. I'm just gonna read out some questions in Spanish», so der CNN-Mann. Federer muss also nur zuhören und so tun, als ob er etwas verstehen würde. Für einen Mann, der sogar im Tiebreak eines Grand-Slam-Finals die Contenance bewahren kann, eigentlich kein Problem. Eigentlich.
Denn kaum hat Pinto des erste Wort auf Spanisch ausgesprochen, bekommt der eigentlich ruhig gestellte Federer aus dem Nichts einen Lachanfall. Das Lachen des Tennis-Maestros wirkt derart ansteckend, dass der Interviewer und die anwesende Regie ebenfalls losprusten. Pinto, der nun Lunte gerochen hat, und Freude an der ganzen Situation bekommt, nutzt die Stimmung gekonnt aus: «Weil dieses Interview für Lateinamerika ist, kann ich ja einen Hemdknopf mehr aufmachen», witzelt er.
Von diesem Moment an ist es um Roger Federer geschehen: Auch wenn Pinto gar nichts mehr sagt, Federer lacht sowieso. Die Konzentration ist am Boden, der Schweizer schlägt eine Pause vor. Doch der Unterbruch bringt wenig, nun verliert auch Pinto immer wieder die Kontrolle.
Der Himmel am Horizont ist schon merklich dunkler, als die erste Szene endlich im Kasten ist. Zur grossen Freude müssen auch «nur» deren drei gedreht werden. Federer hatte schon Angst, dass er fünf spanische Fragen über sich ergehen lassen muss. Irgendwie bringen sie auch die folgenden zwei Szenen noch auf die Reihe und können das Interview abschliessen.
Pedro Pinto zieht aus dem Treffen mit Federer eine spannende Schlussfolgerung: «Mit ein bisschen Humor und ein wenig Spanisch kann man den sonst so gefassten und ruhigen Roger Federer knacken.» Das sei wahrscheinlich auch Del Potros und Nadals Erfolgsrezept gegen den Schweizer.
Und tatsächlich: Pedro Pinto scheint mit seiner Analyse absolut ins Schwarze zu treffen: Ein Jahr später trifft sich Federer mit Nadal zu einem Werbedreh, welcher erneut in einer veritablen Lach-Orgie endet. Besonders dann, wenn Nadal «Switzerland» sagt und dabei das «Spanier-S» hervorholt, kann sich Federer kaum mehr auf dem Stuhl halten. Somit wäre nicht nur die Frage nach Nadals Geheimrezept, sondern auch jene nach Federers Lieblings-Song geklärt: «Das chunt eus Spanisch vor!»