«Es war zwar nur ein Randaspekt», erinnert sich Johan Clarey an die Lauberhorn-Abfahrt vom 19. Januar 2013. Dennoch kriegt der Franzose noch heute feuchte Hände, wenn er an das Rennen zurückdenkt. Mit 161,9 km/h rast er durch den Haneggschuss. «Es war ein geiles Gefühl, unglaublich!»
Unheimlich sei es ihm zu keinem Zeitpunkt geworden, sagt der heute 41-jährige Abfahrer rückblickend. Clarey wird in Wengen Fünfter. Der Sieg geht an den Italiener Christof Innerhofer, der angesprochen auf das Höllentempo seines Konkurrenten festgehalten haben will: «Wir fahren Abfahrt und nicht Riesenslalom.»
Der Geschwindigkeitsrausch freut zwar die Abfahrer selber, nicht aber den Weltverband. Aus Sicherheitsüberlegungen ist die FIS gegen eine Rekordjagd, entsprechend hat Clareys Marke auch nicht den Status eines Weltrekords. «Das ist eine hirnrissige Diskussion, die nur von den Medien lanciert wurde», schimpft FIS-Renndirektor Günter Hujara.
Jahrelang wird im Weltcup absichtlich nicht an der Stelle mit dem höchsten Tempo gemessen, sondern dort, wo die Geschwindigkeit etwas weniger hoch ist. Zu Clareys Marke kommt es, weil 2013 der «Blechpolizist» ganz am Ende des Haneggschusses steht. So kann sich auch Hannes Reichelt darüber freuen, der schnellste Österreicher zu sein: «Ich war der einzige mit mehr als 160 km/h. Das ‹zipft› die anderen glaub ich ‹gscheit› an.»
Die Frage nach dem schnellsten Menschen auf Ski wird aber ohnehin nicht im Weltcup beantwortet. Beim Geschwindigkeits-Skifahren geht es einzig und allein um den Top-Speed. Seit dem Frühling 2016 steht der Weltrekord bei 254,958 km/h, aufgestellt vom Italiener Ivan Origone.
1992 figuriert die Randsportart als Demonstrationsbewerb im Programm der Olympischen Spiele von Albertville. Doch ein Todessturz des Schweizers Nicolas Bochatay überschattet den Wettkampf: Er rast abseits der Speedski-Strecke in einen Pistenbully.