Ivan Lendl ist ein Rebell. Er kehrt dem Ostblock den Rücken und wird schliesslich Amerikaner. Er ist eine «Ballmaschine» und kompensiert fehlende Genialität mit einer unheimlichen Fitness und Präzision im Spiel.
Er gilt in den 1980er-Jahren als fittester Tennisspieler aller Zeiten. Vom Stil her ist er am ehesten mit Novak Djokovic vergleichbar. Dieses nüchterne Spiel führte 1985 erst zum legendären Titelblatt der «Sports Illustrated» mit der Schlagzeile «The Champion That Nobody Cares About». Doch bald respektierten und verehrten die Amerikaner Ivan Lendl – und sie tun es immer noch.
Lendl erspielt sich Preisgeld in der Höhe von 21,262 Millionen Dollar – zu einer Zeit, als der Dollar noch nicht plus/minus einem Franken entspricht. Lendl war zwischendurch sogar Mitbesitzer eines NHL-Teams (Hartford Whalers) und verkaufte seine Anteile erst, als die Whalers 1997 nach Raleigh zügelten und zu den Carolina Hurricans wurden.
Seine Mutter Olga Lendlová war Spitzenspielerin in der ehemaligen ČSSR und sein Vater Jiří Lendl Präsident des tschechoslowakischen Verbandes. 1978 wurde Ivan Lendl Tennis-Profi, bereits 1981 kehrte er seiner sozialistischen Heimat den Rücken und zügelte in die USA.
Dort hat er sich 1984 definitiv niedergelassen. Seit dem 7. Juli 1992 ist er US-Bürger. 1989 heiratete Lendl die Amerikanerin Samantha Frankel.
So viel Tennis-Respekt wie Ivan Lendl geniesst in den USA höchstens noch Roger Federer. In seiner 17 Jahre dauernden Karriere gewann Lendl insgesamt 94 Turniere, darunter je dreimal das French Open und das US Open sowie zweimal das Australian Open. Nur in Wimbledon, wo er zweimal das Finale erreichte, gewann er nie. Wie sehr ihn dies schmerzt, gibt er nie offen zu: «Natürlich wäre es schön gewesen, aber deswegen habe ich keine Albträume.»
Zusätzlich triumphierte Lendl 1980 mit der Tschechoslowakei im Davis Cup. Nach Novak Djokovic (351 Wochen), Roger Federer (310) und Pete Sampras (286) hielt er sich am längsten als Nummer 1 der Welt (270).
1990 endete für Ivan Lendl die Serie von acht Finalteilnahmen in Folge bei den US Open, bei den Australian Open holte er den achten und letzten Grand-Slam-Titel. Bei den Australian Open 1991 erreichte Ivan Lendl schliesslich das letzte Grand-Slam-Finale seiner Karriere und verlor gegen Boris Becker in vier Sätzen.
Die letzten drei Jahre der Karriere waren geprägt von anhaltenden Rückenproblemen und relativ frühen Niederlagen bei den wichtigen Turnieren. Es war der Preis, den er für seine generöse Spielweise bezahlte. Schliesslich beendet er am 20. Dezember 1994 im Rahmen einer offiziellen Telefon-Medienkonferenz seine Karriere im Alter von 34 Jahren.
Ivan Lendl hat auch nach seinem Rücktritt als Spieler das Tennis nachhaltig geprägt. Von 2012 bis März 2014 kümmerte er sich als Trainer um den Briten Andy Murray und half ihm, einer der besten Spieler der Welt zu werden (Olympiasieger 2012, Siege beim US-Open 2012 und 2013 in Wimbledon). Im Juni 2016 kehrte er zurück in Murrays Team. In derselben Saison wurde Murray erstmals die Nummer 1 der Welt.
Von 2018 bis 2019 war Lendl dann auch als Trainer des Deutschen Alexander Zverev tätig, das Engagement ging 2019 allerdings wegen schlechten Resultaten und Meinungsverschiedenheiten zu Ende.