16 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Ökonomen haben in einem Appell vor den wirtschaftspolitischen Plänen von Donald Trump gewarnt. Das ist bemerkenswert, denn diese Zunft ist nicht dafür bekannt, übermässig viele Linke zu beherbergen. Die Befürchtungen der Volkswirte sind jedoch berechtigt. Trumps Vorstellungen haben eine grosse Ähnlichkeit zu den ökonomischen Irrtümern der Dreissigerjahre, welche eine weltweite Depression zur Folge hatten.
Kurzer Rückblick: In den Dreissigerjahren verfolgten alle Industriestaaten eine sogenannte «Beggar-thy-Neighbor»-Politik. Die beiden Grundpfeiler dieser Politik waren Strafzölle für Importe und gezielte Abschwächung der eigenen Währung, um die Exportwirtschaft zu fördern.
Beide Ziele verfolgt auch Trump: Er brüstet sich bekanntlich damit, dass er ein «tariff man» sei, will heissen, dass er die amerikanische Wirtschaft mit Strafzöllen vor der ausländischen Konkurrenz schützen will. Sollte er wieder ins Weisse Haus einziehen, will er daher einen generellen Strafzoll für alle Importe verhängen, für die Chinesen darf es auch ein bisschen mehr sein, nämlich 60 Prozent.
Dass diese Strafzölle de facto auch eine Konsumsteuer darstellen, nimmt er dabei billigend in Kauf. Gemäss der Tax Foundation, einer unabhängigen Denkfabrik mit dem Schwerpunkt Steuern, wird dies den durchschnittlichen amerikanischen Haushalt jährlich 625 Dollar kosten.
Trumps Liebe zu Strafzöllen hat sich mittlerweile herumgesprochen. Weniger bekannt ist seine Liebe zu einem schwachen Dollar. Sie passt so nicht ins Macho-Image des Ex-Präsidenten, und gerade für Konservative ist eine starke Währung so etwas wie ein männliches Potenz-Symbol. Nicht so für Trump. Noch während seiner Amtszeit erklärte er: «Als euer Präsident, würdet ihr meinen, sei ich entzückt ob einem starken Dollar. Ich bin es nicht.»
Ökonomen sind daher der Meinung, dass Trump in einer zweiten Amtszeit gezielte Anstrengungen unternehmen wird, um den Greenback zu schwächen. Unterstützt wird er dabei vom soeben zum Vize gesalbten JD Vance. Dieser hat im vergangenen Jahr im Senat erklärt:
Den Dollar abzuwerten, ist jedoch gar nicht so einfach. Trotz aufgeblähten Staatsschulden und politischer Polarisierung ist der Greenback so stark wie schon lange nicht mehr. Eswar Prasad, ein führender Wirtschaftsprofessor in Sachen Geldpolitik, stellt daher in «Foreign Affairs» fest: «Eigentlich wäre anzunehmen, dass der Dollar rapide an Macht verliert. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Trends, die den Dollar eigentlich schwächen müssten, verstärken seine globale Dominanz.»
Tatsächlich ist keine ernsthafte Konkurrenz zum Dollar in Sicht. Die Chinesen möchten gerne, können aber nicht. Zu gross sind die aktuellen wirtschaftlichen Probleme, mit denen sich Peking herumschlagen muss: «Weil der wirtschaftliche Aufschwung ins Stocken geraten ist, hat Xi Jinping die Kontrollen verstärkt und wichtige Reformen abgeblasen» so Prasad. «Deshalb ist es sehr unwahrscheinlich, dass ausländische Zentralbanken und Investoren dem Renminbi Vertrauen schenken.»
Der Euro, einst als Konkurrent zum Dollar gedacht, leidet ebenfalls darunter, dass Euroland von einem wirtschaftlichen Schwächeanfall zum nächsten wankt. Und Kryptos sind weit davon entfernt, ein Thema zu werden. «Keine Zentralbank wird das Risiko mit Kryptowährungen eingehen», so Prasad. «Sie sind nach wie vor viel zu spekulativ.»
Weil weit mehr ausländisches Geld in den USA investiert ist als umgekehrt, wäre ein schwacher Dollar tatsächlich «ein riesiges finanzielles Geschenk des Rests der Welt an die Adresse der Vereinigten Staaten», wie Prasad festhält. Doch paradoxerweise würde sofort eine Gegenreaktion einsetzen. Ein schwächelnder Greenback würde eine Panik auf den Märkten auslösen. Das wiederum würde dazu führen, dass alle den sicheren Dollar-Hafen ansteuern und damit die amerikanische Währung wieder stark machen würden.
Trotzdem bleiben die wirtschaftspolitischen Pläne von Trump und seinem Vize abenteuerlich, und allmählich machen sich nicht nur Nobelpreis-gekrönte Ökonomen Sorgen, sondern auch die Finanzanalysten der führenden Banken. Wie genau sie auf einen allfälligen Sieg Trumps reagieren werden, ist noch unklar. Bereits wird auch gemunkelt, dass der Ex-Präsident das heikelste Tabu der modernen Finanzordnung ankratzen will: die Unabhängigkeit der Nationalbank.
Dann jedoch wäre auf den Finanzmärkten der Teufel los. Michael Strobaek, Chief Investment Officer bei der Genfer Privatbank Lombard Odier, erklärt gegenüber der «Financial Times»: «Sollte er dies tun, dann werden wir Unsicherheit und Aufstände an den Märkten haben.»
Nebst der Sündenbock-Kultur auch die Tatsache, dass er eine grosse Menge an unzufriedenen Menschen anstachelt und ihnen Heilsversprechen macht ist besorgniserregend.
Dass er mit der europäischen Erfahrungen auf unserem Kontinent noch Fanboys hat ist unglaublich. 🤦♀️