Noch klammert sich US-Präsident Joe Biden an seine Kandidatur für die Wahl am 5. November gegen Donald Trump.
Zwar hat Biden kürzlich bei einer Wahlkampfveranstaltung zum ersten Mal offensiv die Fähigkeiten seiner Vizepräsidentin Kamala Harris angepriesen («Sie ist nicht nur eine grossartige Vizepräsidentin, sie könnte auch Präsidentin der Vereinigten Staaten sein»), der 81-Jährige hat in mehreren Interviews in den vergangenen Wochen aber auch immer wieder betont, dass er sich als den am besten qualifizierten Kandidaten betrachtet, um ein zweites Mal gegen Donald Trump in den Ring zu steigen.
Dass sein Kontrahent am vergangenen Samstag in Pennsylvania ein Attentat überlebte und mit euphorisierten Trump-Supportern daraus nun politisches Kapital schlagen kann, kommt Biden sicher nicht entgegen.
Als wäre dies alles nicht genug, folgt nun der nächste Nackenschlag: die neuste Einschätzung des Fernsehsenders CNN. Diese zeigt: Bidens Chancen, im November wiedergewählt zu werden, schwinden immer mehr.
2020 hat Biden gegen Trump noch einen überzeugenden Sieg eingefahren. Von 538 Wahlleuten stimmten 306 für Biden und 232 für Trump. Das absolute Mehr liegt bei 270 Wahlleuten.
Ganz anders die CNN-Vorhersage für die kommende US-Wahl: Trump könnte 330 oder mehr Wahlleute auf sich vereinen. Mit George H. W. Bush bewegte sich 1988 letztmals ein Republikaner in diesen Sphären, Bush vereinte bei seinem überzeugenden Sieg gegen Michael Dukakis 426 Wahlleute auf sich.
Aktuell prognostiziert CNN einen Trump-Sieg mit 272 zu 225 Wahlleuten. Dabei sind die Swing States Arizona (11 Wahlleute), Wisconsin (10) und Pennsylvania (19) plus einer von fünf Wahlleuten in Nebraska noch nicht eingerechnet.
Schlecht für Biden: Gemäss aktuellen Zahlen führt Trump in Arizona, Wisconsin und Pennsylvania knapp, und auch Nebraska dürfte dem Ex-Präsidenten zufallen. Und selbst wenn diese 41 Wahlleute an Biden gingen, würde es nur für 266 Wahlleute und damit nicht für einen Sieg reichen.
CNN-Journalist John King zieht in seiner Analyse weitere umkämpfte Bundesstaaten in Betracht, die Trump gewinnen könnte. Er nennt Virginia (13 Wahlleute) und New Hampshire (4) und bezieht sich dabei auf besorgte Demokraten, die der Meinung sind, Biden müsse dort mehr Präsenz zeigen.
Holt Trump also nebst Arizona, Wisconsin, Pennsylvania und Nebraska auch noch Virginia und New Hampshire, käme er auf die von CNN prognostizierten 330 Wahlleute, Biden lediglich auf 208.
Noch dauert es einige Wochen bis zur Wahl am 5. November. In einem derart dynamischen Wahlkampf, wie ihn die USA derzeit erlebt, kann viel passieren. Und trotzdem: Bidens Alter, sein gesundheitlicher Zustand, seine tiefen Zustimmungswerte, die Felle scheinen dem aktuellen US-Präsidenten immer mehr davonzuschwimmen.
Nein, der Sieg war haarscharf in gewissen Bundestaaten.
2020 Biden vs. Trump:
Michigan: 2'804'040 vs. 2'649'852
Pennsylvania: 3'458'229 vs. 3'377'674
Wisconsin: 1'630'866 vs. 1'610'184