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Feiertag abschaffen für Aufrüstung – das fordern deutsche Ökonomen

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Feiertage für Verteidigungsausgaben stoppen? Eine kontroverse Angelegenheit. (Symbolbild)Bild: KEYSTONE
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Deutschland will Feiertage streichen – für die Verteidigung

07.03.2025, 15:3807.03.2025, 15:38

Nachdem die USA vergangene Woche ihre Waffenlieferungen an die Ukraine abrupt gestoppt hatten, rüsten die EU-Länder massiv auf. Nicht nur für die Ukraine, sondern auch für die eigene Verteidigung.

Doch woher soll das Geld kommen? Deutschland liebäugelt derzeit mit einer kontroversen Strategie. Für die Mehrausgaben bei Rüstung und Verteidigung sollen die Deutschen mehr arbeiten. Konkret: auf einen Feiertag verzichten.

So fordern es zumindest führende Ökonomen wie der Präsident des Münchner ifo Instituts, Clemens Fuest. Und Deutschland wäre nicht das erste europäische Land, das die Bevölkerung zu mehr Arbeit verdonnert, um die hohen Rüstungsausgaben zu finanzieren.

2023 schaffte Dänemark einen der elf gesetzlichen Feiertage ab, den Store Bededag vier Wochen nach Ostern. Mit grossem Erfolg, wie Berechnungen in Kopenhagen zeigen. Die Massnahme habe dem Staatshaushalt zusätzliche 400 Millionen Euro eingebracht, schreibt Zeit Online.

Sinnvolle Massnahme oder falscher Ansatz?

Dass die Massnahme tatsächlich etwas bringen könnte, berechnete einst Guntram Wolff, der Direktor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Er analysierte 2023, dass Bereiche wie Klima und Verteidigung Finanzierungslücken von 15 bis 30 Milliarden Euro verursachen würden. Als Lösung schlug er unter anderem die Abschaffung von Feiertagen vor.

Seine Berechnungen ergaben: Zwei zusätzliche Arbeitstage würden das Arbeitsangebot – also das Angebot an Arbeitskräften, das Unternehmen und Organisationen nutzen können – um fast ein Prozent erhöhen, was zusätzliche Einnahmen für den Staat von etwa 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts generieren könnte. Das entspricht gut 21,5 Milliarden Euro.

Doch selbst wenn ein abgeschaffter Feiertag Milliarden einbringen würde, reicht das wohl nicht aus – der Finanzierungsbedarf ist inzwischen gemäss Zeit Online noch höher.

Dazu kommt die mangelnde Akzeptanz in der Bevölkerung: In Dänemark etwa gingen 50'000 Menschen auf die Strasse, um gegen die Abschaffung des Feiertags zu protestieren. Auch in Deutschland oder hierzulande dürfte es ähnlich sein.

Der Trend geht nicht umsonst in Richtung weniger arbeiten und mehr Teilzeit, wie eine Studie von Swissstaffing für die Schweiz zeigt. Das Bedürfnis nach tieferen Pensen zeigt sich in allen Branchen, unabhängig vom Geschlecht.

Die Abschaffung eines Feiertags hingegen würde nur in manchen Branchen zu mehr Wertschöpfung führen. «In grossen Teilen des öffentlichen Dienstes zum Beispiel wird nicht mehr produziert, auch die Gehälter steigen dort nicht, es würde einfach nur ein Tag mehr gearbeitet werden und die Menschen hätten eben einen Tag weniger Zeit für sich, ihre Familie oder Erholung», heisst es bei Zeit Online. Ein solcher Schritt dürfte also bei deutschen Arbeitnehmenden auf wenig Verständnis stossen.

Eine andere Lösung sehen Ökonomen und Ökonominnen darin, Menschen «aus der Teilzeitfalle zu holen». Stiege die Erwerbsbeteiligung allein bei Frauen um 2,5 Prozentpunkte, könne das BIP in Deutschland innerhalb von zehn Jahren zwischen sechs bis acht Prozent wachsen, zeigt eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft. Das wären fast 345 Milliarden Euro, also fast so viel, wie SPD und Union nun für Verteidigung und Infrastruktur planen. Und das ganz ohne den Verzicht auf einen Feiertag.

(lia)

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