Zum ersten Mal haben Astronomen nach eigenen Angaben verschiedene Gase in der Atmosphäre einer sogenannten Supererde identifiziert. Die Lufthülle des fernen Planeten enthalte Wasserstoff und Helium, aber kein Wasser, berichten die Wissenschaftler.
Forschende des University College London (UCL) und der belgischen Katholieke Universiteit Leuven haben die Atmosphäre eines fernen Planeten analysiert, der den doppelten Durchmesser der Erde hat. Ihre Erkenntnisse über diese Supererde stellen die Astronomen nun im Fachblatt «The Astrophysical Journal» vor, wie das UCL am Dienstag mitteilte.
Supererden gelten als häufigster Planetentyp in unserer Galaxie, der Milchstrasse. Es handelt sich dabei um Planeten, die etwas mehr Masse haben und etwas grösser sind als die Erde, aber längst nicht so gross und schwer wie die Gasriesen in unserem Sonnensystem.
Unwirtlicher Planet
Die jetzt untersuchte Supererde trägt die Katalognummer «55 Cancri e» und umkreist eine Sonne im Sternbild Krebs. Der Exoplanet hat etwa die achtfache Masse unserer Erde. Allerdings umrundet «55 Cancri e» seinen Heimatstern so nah, das ein Jahr dort nur 18 Stunden dauert. Auf der Planetenoberfläche wird es durch die Nähe zum Stern geschätzte 2000 Grad Celsius heiss.
Nicht nur durch die Hitze ist Leben auf dem Planeten nach unseren Massstäben ausgeschlossen. Mit dem «Hubble»-Weltraumteleskop gelang es dem Team jetzt, den chemischen Fingerabdruck der Atmosphärengase des Planeten zu analysieren. Dabei stiessen die Wissenschaftler auf Wasserstoff und Helium, die der Planet offensichtlich aus seiner Entstehungszeit behalten hat.
Giftige Atmosphäre
Ausserdem fanden die Forscher Spuren von Cyanwasserstoff (HCN), die allerdings durch weitere Untersuchungen noch bestätigt werden müssen. «Cyanwasserstoff oder Blausäure ist hochgiftig, also ist es vielleicht kein Planet, auf dem ich gerne leben würde», sagte Mitautor der Studie Jonathan Tennyson vom UCL.
Die Supererde ist nicht der erste Planet eines anderen Sterns, bei dem die Atmosphäre analysiert wurde. Andere Forscher haben bei verschiedenen grösseren Exoplaneten bereits Atmosphärenbestandteile identifiziert, darunter auch Wasser.
Das «Hubble»-Teleskop hat nach UCL-Angaben bereits die Lufthüllen zweier anderer Supererden ins Visier genommen. Dabei hätten sich jedoch keine chemischen Bestandteile identifizieren lassen.
(sda/dpa)