(231937) 2001 FO32 lautet der ziemlich sperrige Name, den die Astronomen dem Himmelskörper von der Grösse der Golden Gate Bridge gegeben haben. Das Center for Near Earth Object Studies (CNEOS) des NASA Jet Propulsion Laboratory hat den Asteroiden aufgrund seiner relativ nahen Vorbeiflügen an der Erde der Kategorie der «Potentially Hazardous Asteroids» (PHA, dt. Potenziell gefährliche Asteroiden) zugeordnet.
Am 21. März wird der kosmische Brocken mit einer Geschwindigkeit von mehr als 34 Kilometer pro Sekunde so nah wie nie zuvor gemessen an der Erde vorbeiziehen. Trotz dieser Rekordnähe ist der Abstand von 2'016'424 Kilometern sehr sicher – es ist mehr als die fünffache durchschnittliche Erde-Mond-Distanz. Auch die nächsten Begegnungen unseres Planeten mit dem Asteroiden dürften problemlos verlaufen: Bis zum März 2185 wird die jeweilige Distanz, in der 2001 FO32 an der Erde vorbeizieht, auf mehr als 11,4 Millionen Kilometer anwachsen. Es wird erst irgendwann nach dem Jahr 2200 geschehen, dass der Brocken der Erde wieder so nah kommt wie jetzt.
Gefahr besteht also in absehbarer Zeit nicht, denn die Einstufung als PHA bezieht sich auf eine Zeitskala von tausenden von Jahren. Ohnehin hat die Erde die Sonne bisher rund viereinhalb Milliarden Mal umkreist und dabei alle grösseren Objekte, die diese Bahn durchqueren, aus dem Weg geräumt. Die NASA rechnet deshalb für die nächsten 100 Jahre nicht mit einer Gefahr durch bekannte Asteroiden.
Trotzdem sorgt der Asteroid bei den Astronomen für einiges Aufsehen: Mit einem geschätzten Durchmesser von 440 bis 680 Meter ist er das grösste Objekt, das in diesem Jahr nicht allzu weit an der Erde vorbeifliegt. Für die Wissenschaftler bietet der relativ nahe Vorbeiflug eine Gelegenheit, einen Blick auf ein Relikt aus der Geburtsphase des Sonnensystems zu werfen.
Weltweit richten sich denn auch verschiedene Teleskope auf den Asteroiden. Die NASA setzt dabei vornehmlich die Infrared Telescope Facility (IRTF) ein. Dieses 3,2-Meter-Teleskop befindet sich auf dem Vulkan Mauna Kea auf Hawaii und kann mithilfe seines Infrarotspektrographen SpeX das Sonnenlicht, das von der Oberfläche des Asteroiden reflektiert wird, nach charakteristischen chemischen «Fingerabdrücken» absuchen.
Diese Daten sollen Vermutungen über die Zusammensetzung des Brockens ermöglichen, etwa über Vergleiche mit Meteoriten auf der Erde. Ein hoher Anteil an Kohlenstoff wiederum könnte bedeuten, dass es sich bei 2001 FO32 um den Kern eines längst «toten» Kometen handelt.
Genauere Vorstellungen zu Grösse und Aussehen des Asteroiden werden auch Radarbeobachtungen des Deep Space Network (DSN) liefern. Auf der südlichen Erd-Hemisphäre können auch Hobby-Astronomen mit mittelgrossen Teleskopen den kosmischen Besucher beobachten.
2001 FO32 wurde am 23. März 2001 vom Lincoln Near-Earth Asteroid Research (LINEAR) in Socorro im US-Staat New Mexico entdeckt und von der NASA als Apollo-Asteroid klassifiziert. Für seine Umlaufbahn um die Sonne benötigt der Asteroid 810 Tage; sie reicht von innerhalb der Merkur-Bahn bis zum Asteroidengürtel weit jenseits des Mars. Seine Bahn kreuzt daher die Erdbahn, wobei die Erde jedoch nicht immer in der Nähe ist, wenn dies geschieht. Auf seiner langgestreckten und gegenüber der Erdbahn um 39 Grad geneigten Bahn erreicht 2001 FO32 seine höchste Geschwindigkeit dann, wenn er der Sonne am nächsten ist.
Die Astronomen haben die Bahn von 2001 FO32 so exakt berechnet, dass die Unsicherheit bei der grössten Annäherung am 21. März lediglich 330 Kilometer beträgt – dies bei einer Distanz von mehr als zwei Millionen Kilometern. Wäre die Erde so gross wie ein Basketball, wäre 2001 FO32 ein Sandkorn mit einem Durchmesser von 60 Mikrometern (0,06 mm), das in rund 120 Meter Entfernung vorbeifliegen würde. Bei diesem Massstab wäre die Unsicherheit von 330 Kilometern lediglich so gross wie die Dicke eines menschlichen Haars.
(dhr)