Die ersten wissenschaftlichen Resultate der Kometenmission «Rosetta» dürften die Debatte um die Herkunft des Wassers auf der Erde neu anheizen. Denn die Daten der Berner Forschenden und ihren Kollegen zeigen: Von Kometen wie «67P/Tschuriumow-Gerasimenko» stammt es nicht.
Vor knapp einem Monat schrieb die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA) Geschichte, als sie erstmals ein Landegerät auf einem Kometen aufsetzen liess. Im Orbit des «Tschuri» getauften Kometen segelt weiterhin die «Rosetta»-Sonde, auf der das in Bern entwickelte Messgerät «Rosina» die – ziemlich übel stinkende –Kometenhülle erschnüffelt.
Für das Wasser darin interessieren sich die Forschenden besonders. Denn Experten sind sich einig, dass kleine Himmelskörper wie Asteroiden oder Kometen das Wasser auf die Erde gebracht haben müssen. Die am Donnerstag im Fachjournal «Science» veröffentlichten Resultate belegen jetzt aber: Von so weit entfernten Kometen wie «Tschuri» kann es nicht stammen.
Der Schlüssel zur Herkunft des Wassers sind verschieden schwere Wasserstoff-Atome, sogenannte Isotopen. Manche Wassermoleküle enthalten eine leichte Variante von Wasserstoff, andere eine schwere, Deuterium genannt. Ihr Verhältnis ist je nach Herkunft des Wassers unterschiedlich.
Im Wasser in «Tschuris» Hülle ist dieses Verhältnis dreimal grösser als auf der Erde, wie die «Rosina»-Messungen zeigen. Damit scheiden solche Kometen als Quelle für das irdische Wasser aus. «Für die Erde heisst das, dass das Wasser vermutlich von Asteroiden kommt», erklärte «Rosina»-Projektleiterin Kathrin Altwegg von der Universität Bern vor Medienvertretern in Bern.
Der Forscherin ist eine gewisse Genugtuung anzumerken: Schon vor über 30 Jahren stellten sie und ihr Vorgänger in Bern, Hans Balsiger, bei Messungen des Halley-Kometen fest, dass dessen Verhältnis von Deuterium zu Wasserstoff (D/H) deutlich über dem der Erde lag. Die Kometen-Theorie für das Wasser auf der Erde verlor an Anhängern.
Einige Forscher holten sie indes wieder aus der Mottenkiste, als im Jahr 2011 Messungen des Kometen 103P/Hartley2 ein der Erde sehr ähnliches D/H-Verhältnis aufzeigten.
Nach den neuen Erkenntnissen ist es wahrscheinlicher, dass das Wasser auf unserem Planeten von Asteroiden stammt, die näher an der Erdumlaufbahn sind. Ein anderer Teil des Wassers stammt wohl aus den Anfängen der Erde selbst, gespeichert als Kristallwasser in Mineralien und auch an den Polen.
Die «Rosetta»-Sonde hat bereits rund 6,5 Milliarden Kilometer im All zurückgelegt. Sie wird den Kometen «Tschuri» mindestens bis August 2015 begleiten, wenn er seine sonnennächste Position erreicht. Die Mission hat insgesamt 1,3 Milliarden Franken gekostet und gut 2000 Personen seit 20 Jahren beschäftigt. (kad/sda)