300 im Norden Syriens verschleppte kurdische Männer sind offenbar wieder frei. Die «islamistischen Gruppen, die die Männer festhielten» hätten sie wieder auf freien Fuss gesetzt, sagte ein Sprecher der kurdischen Partei PYD der Nachrichtenagentur Reuters in einem Telefonat am Montag.
Nach Angaben eines Vertreters des Bezirks Kobani hatte der Al-Kaida-Ableger Nusra-Front die 300 Kurden am Sonntagabend entführt. Es habe sich um «Männer und junge Leute» gehandelt. Frauen und Kinder hätten die Extremisten zurückgelassen. Die Kurden waren auf dem Weg von Afrin nach Aleppo gewesen.
Auch die der Opposition nahestehende Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte (SOHR) teilte mit, die Kurden seien freigelassen worden. Allerdings sprach die Organisation, die ihren Sitz in Grossbritannien hat, von rund 200 Entführten, die an mehreren Kontrollposten im Laufe der vergangenen zwei Tage verschleppt worden seien.
Die Nusra-Front ist der Al-Kaida-Flügel in Syrien und kämpft in dem Bürgerkriegsland gegen die Führung von Präsident Baschar al-Assad. Zudem kämpfen Nusra-Front und Kurden um Gebiete, die sie beide beanspruchen.
Im Norden und anderen Teilen Syriens sowie im Nachbarland Irak ist zugleich die radikal-islamische IS-Miliz aktiv. Sie hat grosse Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht. Kurdische Peschmerga-Kämpfer hatten Anfang des Jahres die IS-Miliz aus der Stadt Kobani nach wochenlangen heftigen Gefechten vertrieben.
Auch eine Gruppe syrischer Frauen und Kinder wurde nach über einem Jahr in der Hand dschihadistischer Kämpfer im Austausch in die Freiheit entlassen. Die 10 Kinder und 15 Frauen aus der Provinz Aleppo seien von der radikal-islamischen Dschaisch al-Mudschahidin festgehalten worden.
Im Gegenzug hätten Damaskus-treue Milizionäre den Dschaisch-Kommandanten Jussef Sawaa freigelassen. Der Austausch habe am Sonntagabend stattgefunden, teilte die SOHR mit. Gemäss den Angaben der in Grossbritannien ansässigen Organisation – die nicht überprüft werden konnten – vermittelte der militärische PYD-Arm YPG den Austausch.
Im Bürgerkriegsland Syrien werden immer wieder Unbeteiligte als Geiseln genommen. Ende Februar hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Nordosten nach Angaben von Aktivisten mindestens 220 assyrische Christen verschleppt. In den Wochen davor waren vom IS mehr als 160 kurdische Zivilisten unter dem Verdacht als Geiseln genommen worden, sie würden der PYD angehören. (sda/afp/reu)