Psychologie ist in unserem menschlichen Dasein Alltag: Dauernd werden wir von irgendwelchen Trieben gesteuert, permanent lässt sich unser Hirn manipulieren.
Wir sind quasi wie von Sinnen, was findige Detailhändler nutzen, indem sie uns mit fieser Fahrstuhlmusik willenlos machen, die günstigen Produkte im untersten Regal platzieren oder ihre eigene Farbenlehre ins Spiel bringen: «Brillantes, weisses Licht betont das frische Grün von Gemüse, während wärmere Farben in Rot und Orangetönen solche Obstsorten wie Äpfel oder Apfelsinen besonders attraktiv aussehen lassen», heisst es in der Beschreibung eines Leuchtmittel-Fabrikanten.
Und wenn wir an der Kasse noch etwas Schoggi und ein paar Billigbatterien gekauft haben, reibt der Filialleiter sich grinsend die Hände, während sich hinter einem emotionslos surrend die automatische Türe zuschiebt. Da hilft nur eins: Erkenne den Feind, erkenne dich selbst! Wie gut, dass die Reddit-Community der modernen Manipulation ein F gegeben hat: Die erstaunlichsten Psycho-Tricks für den Alltag haben wir für Sie herausgesucht, evaluiert und blumig bebildert. or u m
Ein kluger Trick für all jene da draussen, die im Beruf auch mal in den Nahkampf müssen: «Ich habe das vor einigen Wochen gelernt», beginnt der Tippgeber.
«Wer in der Kundenbetreuung arbeitet, soll am Schalter hinter sich einen Spiegel anbringen. So müssen sich erboste Kunden selbst darin sehen und die Chance, dass sie sich irrational verhalten, sinkt automatisch. Schliesslich will sich niemand dabei zugucken, wie er sich wie ein Volltrottel benimmt.»
Ein Reddit-User mit dem klangvollen Namen IntravenousVomit ergänzt: «Aus diesem Grund sind an vielen Bars Spiegel installiert. Und damit der Barkeeper jederzeit sieht, wer wo ist und ob sich etwaige Kunden nähern.» Was für ein Budenzauber! Als hätten es in einer Bar jemals schon mal einen Kampf ... Oh, stimmt ja ....
«Hier ist meine Lieblings-Lebenshilfe als (früherer) Lehrer: Erwische ein Kind dabei, wenn es etwas anstellt. Schaue einige Sekunden weg», beginnt dieser Reddit-Rat aus dem Klassenzimmer. «Während du vom Kind wegschaust (oder noch besser: deinen Rücken ganz wegdrehst), rufe ihn deswegen zur Ordnung. Wer die ‹ruhig, aber total verängstigend›-Stimme benutzt, bekommt Bonuspunkte.»
Der Tunichtgut soll so aber nicht gequält oder eingeschüchtert werden, erläutert der Tippgeber: «Jedes Kind im Raum wird denken, dass du wahnsinnig gut beobachten kannst. Ich habe Siebtklässler unterrichtet, die dankbarerweise das Konzept des peripheren Sehens noch nicht kannten.»
«Mein Favorit, wenn Leute böse auf mich sind: Wenn ich ruhig bleibe, werden sie sogar noch wütender», lautet ein gut gemeinter Rat. Also, auch wenn Sie am liebsten ausflippen wollen ...
... und Sie aus der Haut fahren könnten ...
Ein Arzt erläutert das Prinzip der offenen und geschlossenen Fragen. Erstere sorgen dafür, dass der «Kunde» sein Leiden in eigenen Worten beschreibt und ihm nicht – wie bei letzterer Alternative – eine bestimmte Antwort suggeriert wird.
«Wenn ich vermute, dass eine Patient stechende Brustschmerzen hat, frage ich nicht: ‹Haben Sie stechende Brustschmerzen?› Sondern: ‹Wo haben Sie Schmerzen? Können Sie sie für mich beschreiben? Wo sind sie genau?› Einige weitere Beispiele: ‹Magst du die Red Hot Chilli Peppers?› (geschlossen) ‹Welche Band magst du?› (offen) ‹Magst du deinen Job?› (geschlossen) ‹Was magst du an deinem Job?› (offen)» Und wer jetzt sagt, Ja-Nein-Fragen gehören in die geschlossene, der hat natürlich recht!
«Wenn du erstmals jemanden triffst, versuche dir die Augenfarbe zu merken, während du sie gleichzeitig anlächelst. Vielleicht liegt es daran, dass man sie ein, zwei Sekunden länger ansieht, aber nach allem, was ich sagen kann, reagieren die Menschen wirklich drauf.» Eine Erkenntnis von User LilbbyLibbyLibby.
«Leute lieben es, beim Namen genannt zu werden. Es schafft von Anfang an ein Gefühl von Vertrauen und Freundschaftlichkeit.» Es sei angezeigt, den Namen des Gegenüber sowohl nach einer Vorstellung wie auch bei der Verabschiedung zu wiederholen, erläutert der Reddit-User.
Ein Hinweis aus der Kategorie: einfach, aber einleuchtend: «Sei immer ehrlich. Damit die Leute dir glauben, wenn du lügst», steckt uns WhiteDove21. Anders ausgedrückt: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, der Zweck heiligt die Mittel und teil dir deine Kräfte gut ein.
-eDgAR- wirft folgende These in den Hut: «Achte auf die Füsse der Leute. Wenn du dich zwei Leuten näherst, die in einer Konversation stecken und sie drehen bloss ihre Oberkörper und nicht die Füsse, wollen sie nicht, dass du dich an dem Gespräch beteiligst. Ähnlich funktioniert es andersrum: Wenn du mit einem Kollegen sprichst und er dir den Oberkörper, aber nicht die Füsse zuwendet, will er nicht reden.»
Zugegeben, das hört sich an, als würde jemand den Verstand mit Füssen treten, doch der Verfasser jener Zeilen beruft sich auf Autorin Carol Kinsey Goman, die das Buch «The Nonverbal Advantage» verfasst hat.
«Als Navy-Berufssoldat wurde mir die Methode ‹Gesehen, gemacht, gelehrt› beigebracht. Der letzte Schritt ist der wichtigste für das Verstehen. Wenn dir bei der Arbeit etwas Neues beigebracht wird, lernen die meisten die Aufgabe und erledigen sie dann. Aber wenn du einen Angestellten findest, dem du beibringst, was du gerade gelernt hast, geht es viel schneller und du behältst die Information viel länger. Immer wenn ich einen Neuen einarbeite, bitte ich ihn, dem anderen Kollegen die Aufgabe zu erklären, die er gerade gelernt hat», schreibt einer bei Reddit.
«Ich empfehle, vor dem Bewerbungsgespräch die innere Einstellung zu ändern», so Boo_tang. «Sag dir: ‹Ich kenne diese Leute seit der Kindheit. Wir sind alte Kumpel, die sich wiedersehen. Ich kann es gar nicht erwarten, sie zu sehen.› Führe dir diese Erfahrung vor Augen, schüttel Hände, halte Augenkontakt, führe Gespräche. Behalte eine offene Haltung, stelle die Beine auseinander, Hände auf die Hüften, Schultern zurück und LÄCHELN. Das hört sich vielleicht nach Klischee an, aber so bleibt man Herr seiner Psyche. Die Kraft der Suggestion ist stark.»
«Wenn eine Gruppe von Personen lacht, schauen die Leute instinktiv auf diejenigen der Gruppe, denen sie sich am nächsten fühlen», weiss Manticorp. «Du willst wissen, wer mit wem? Schau auf wen sie gucken, wenn alle lachen.»
NoContradicitions hat allerdings einen berechtigten Einwand: «Wenn jemand anderes diesen Trick kennt und dich ansieht, während du dich umschaust, glaubt ihr beide, ihr mögt Euch.» Deshalb immer auch mal ein Auge zudrücken!
«Wenn du beim Verkauf ein Angebot gemacht hast, sag nichts mehr. [Mein Vorarbeiter] sagte, dass wenn der ganze Smalltalk vorbei ist und ich den Preis nenne, die Person verliert, die zuerst redet. Das hört sich nicht grossartig an, aber es funktioniert. Oft gab es lange Momente peinlicher Stille, bevor die Person sich eine Ausrede einfallen liess, aber normalerweise haben sie bei mir gekauft. Es war genau genommen recht eindrucksvoll», berichtet TheDudeksMooth. Im richtigen Moment ein Schweigen zu ertragen, ist also manchmal mehr wert als viel Lärm um nichts.
Dieser Rat ist so einfach wie weise: «Lerne Umgangsformen. Es mag sich dumm anhören, aber es ist die Basis allgemeiner Geschäftsbeziehungen. Und es macht sehr wohl einen Unterschied.»
Grosses Vorbild für jeden Mitteleuropäer muss dabei Butler James sein, den Freddie Frinton in «Dinner For One» so kongenial verkörpert: Er ist der Inbegriff von Anstand und Aufopferung.
«Wenn Du so breit grinst wie du kannst, fühlst du dich automatisch besser», weiss ein Diskussionsteilnehmer. Damit Sie, lieber Leser, beim langfristigen Lächeln keine Lähmung im Gesicht bekommen, haben wir diese These überprüft. Nun ja, wir haben genauer gesagt etwas von Jemandem gefunden, der dieser Behauptung auf den Grund gegangen ist.
Aus der Wissenschaft: «Das herzliche Lachen benutzt andere Nerven und andere Muskelgruppen: Beim gekünstelten Lachen lacht nicht das ganze Gesicht - es ist auf die linke Gesichtsseite konzentriert. Ausserdem lachen die Augen nicht mit, der Musculus orbicularis oculi, der Augenringmuskel, bleibt passiv.»