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Kein Schweizer Hockeyunternehmen ist in den letzten Jahren so erschüttert worden wie die Kloten Flyers. Mehrmals – im Sommer 2012 und im Frühjahr 2016 – drohte sogar der Konkurs und damit der Rückzug aus der NLA. Der Traditionsverein (seit 1962 in der NLA, länger als jeder andere Klub) ist dank dem Unternehmer und SVP-Politiker Hans-Ulrich Lehmann gerettet worden. Er hat Kloten von den fremden Vögten aus Kanada befreit. Mit ihm beginnt eine neue Ära der Bescheidenheit. Das Unternehmen heisst wieder EHC Kloten, die «Flyers» sind Vergangenheit.
Der einstige Hauptsponsor Swissair (deshalb vor 16 Jahren die Bezeichnung «Flyers») ist längst untergegangen, Klotens Hockeykultur aber lebt weiter – aber auf bescheidenem Niveau. Das Budget ist um rund 30 Prozent gesenkt worden. Spät, aber vielleicht nicht zu spät, positionieren sich die Klotener als Alternative zu den grossen, mächtigen ZSC Lions. Sie versuchen nicht mehr, den grossen Rivalen herauszufordern. Die Klotener sind vom meisterlichen Grössenwahn – eine Spätfolge der Jahre des Ruhmes mit vier Titeln zwischen 1993 und 1996 – geheilt.
In den letzten Jahren ist von Philippe Gaydoul und seinen kanadischen Nachfolgern viel dorfpolitisches und sonstiges Geschirr zerschlagen worden. Es blieb nur der Weg zurück in die wirtschaftliche und damit sportliche Bescheidenheit. Die grosse, die bange Frage ist, ob es dem neuen Besitzer gelingt, sein Unternehmen so in der Umgebung zu verankern, wie Ambri und Langnau, die erfolgreichen Gegenentwürfe zu Lugano und Bern. Das ist die Voraussetzung, um die Zuschauer zurückzuholen und schwarze Zahlen zu schreiben.
Zur neuen Bescheidenheit gehört der Verzicht auf grosse Namen auch beim Trainer. Pekka Tirkkonen hat in Finnland nie bei den grossen Hockeyunternehmen gearbeitet und sich in der Provinz einen exzellenten Ruf erarbeitet. Er ist so etwas wie ein Arno Del Curto des armen Mannes. Und es ist ein Vorteil, dass er – anders als sein Vorgänger Sean Simpson – weiss, wie es ist, mit wenig Geld und Talent zu arbeiten. Als Trainer von SaiPa operierte er mit dem kleinsten Budget der Liga und trotzdem führte er die Mannschaft zuletzt dreimal hintereinander in die Playoffs.
Der neuen Sportchef Pascal Müller hat mit einem knappen Budget eine erstaunliche Transferbilanz erzielt. Er hat mit Michael Liniger und Peter Guggisberg nur zwei wichtige Spieler verloren und dafür mit Tim Ramholt Zug einen der besten Schweizer Verteidiger ausgespannt und aus Ambri den Powerflügel Daniele Grassi geholt.
Die logische Schlussfolgerung wäre also eine sichere Playoff-Qualifikation. Aber Kloten ist neben dem HC Davos das zweite NLA-Team mit einem Torhüterproblem. Auf den ersten Blick scheint diese Behauptung reichlich absurd. Martin Gerber ist ein Stanley Cup-Sieger und Luca Boltshauser ein Nationaltorhüter. Aber Gerber ist bereits 41 Jahre alt und der 18 Jahre jüngere Boltshauser verdankt seinen Nationalspieler-Status einem einzigen Länderspiel mit fünf Gegentreffern in Schweden. Martin Gerber zu alt und Luca Boltshauser noch nicht gut genug für die NLA? Dann schafft Kloten die Playoffs nicht. Martin Gerber der beste alte, Luca Boltshauser der beste junge Goalie der Liga? Dann gibt es eine sportlich sorgenfreie Saison.
In Kloten ist fast alles eine Frage der Goalies.
Gut gehalten
Maximal
Die Saison zu viel für Martin Gerber?