Vom Bundesrat zum «Briefträger»: Christoph Blocher sah seine Rolle in der Affäre Hildebrand eher klein. Er habe lediglich Bundesrätin Micheline Calmy-Rey über die heiklen Dollardeals im Umfeld des Nationalpräsidenten in Kenntnis gesetzt.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft ermittelte trotzdem gegen den damaligen SVP-Nationalrat – wegen der Gehilfenschaft zur Verletzung des Bankgeheimnisses. Nach vier Jahren wurde das Verfahren eingestellt. Blocher erhielt 133'000 Franken Schadenersatz zugesprochen.
Wie der Tages-Anzeiger nun aber berichtet, gab es auf dem Höhepunkt der Hildebrand-Affäre einen intensiven Kontakt zwischen Blocher und dem «Weltwoche»-Herausgeber Roger Köppel: Vom 3. bis 11. Januar 2012 sind über 100 Telefon- und SMS-Kontakte zwischen den beiden verzeichnet; rund die Hälfte dauerte weniger als eine Minute lang, andere waren deutlich länger. Der «Tagi» bezieht sich auf bisher unbekannte Verfahrensunterlagen.
Bereits vor der Hildebrand-Sache haben Köppel und Blocher viel Kontakt gehabt; im November 2011 telefonierten sie 37 Mal zusammen und 55 SMS gingen vom einen zum anderen. Im Dezember lief dieser Draht noch heisser.
Anfang Dezember weiss Blocher über die Devisenspekulationen via Philipp Hildebrands Konto bei der Bank Sarasin Bescheid. Der Bankmitarbeiter Reto T. und SVP-Kantonsrat Hermann Lei haben den alt Bundesrat informiert, dieser wiederum unterrichtet Calmy-Rey.
Alles «haltlose Gerüchte», heisst es am 23. Dezember von Seiten der Nationalbank.
Am 24. Dezember ruft Blocher den «Weltwoche»-Journalisten Urs Paul Engeler an, am Weihnachtstag klingelt bei Köppel das Telefon. Über den Inhalt dieser Gespräche ist nichts bekannt. Das Bundesgericht hat der Staatsanwaltschaft untersagt, die vorhandenen Mails oder SMS auszuwerten.
Am 27. Dezember ruft der Thurgauer Kantonsrat Lei Blocher ein zweites Mal an. Dessen Combox-Nachricht wird ausgewertet.
Am 31. Dezember telefoniert Blocher abermals mit Engeler, der daraufhin beim Thurgauer Kantonsrat Lei eine Nachricht hinterlässt:
In der Silvesternacht erscheinen die Vorabmeldungen der Sonntagspresse. Die «SonntagsZeitung» und die «NZZ am Sonntag» schreiben, Blocher habe Hildebrand bei Calmy-Rey angeschwärzt. Blocher und Köppel tauschen sechs SMS aus.
Am Neujahrsmorgen schreibt Engeler dem Kantonsrat Lei:
Und Engeler schickt Fragen. Aber da der Bankmitarbeiter Reto T. nicht antworten will, übernimmt Lei es selbst.
In den folgenden Tagen tauscht sich Blocher rege mit Köppel, Engeler und Lei aus. Am 4. Januar bittet er Lei um einen Rückruf.
Kurz darauf schreibt Lei gemäss dem «Tagi» an Reto T.:
Dieses Jobangebot wird jedoch von Lei und Blocher bestritten. In der Strafuntersuchung behaupten sie, sie hätten Reto T. weder einen Job noch einen kostenlosen Anwalt in Aussicht gestellt.
Doch als am 5. Januar die SVP-Neujahrstagung am Bodensee stattfindet, trifft sich Blocher gemäss dem «Tages-Anzeiger» mit Lei in einem Hotelzimmer. Keine Stunde später informiert Lei den Bankmitarbeiter T., er würde ihm einen Anwalt besorgen: Die Finanzierung sei «absolut gesichert». Währenddessen verteidigt sich Hildebrand vor der Presse. Wenige Tage später tritt er zurück.
Bis zu Hildebrands Auftritt habe er mit Köppel nie über die Sache geredet, sagt Blocher gegenüber dem «Tages-Anzeiger» rückblickend. Danach habe es Kontakte mit «Weltwoche»-Journalisten gegeben, aber auch mit anderen Medienschaffenden. Zudem sei zu bedenken, dass es zu vielen Kontakten kommen könne, wenn man den Gesprächspartner nicht auf Anhieb erreiche. Roger Köppel beruft sich derweil auf den Quellenschutz.
(rof via Tagesanzeiger)
Einziger Verliererin in dieser Geschichte ist die Schweiz, wir haben einen sehr fähigen Mann an die Amis verloren.
Besten Dank Christoph!