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Sechs Wochen und mehr bis die Postkarte ankommt – Schweizer Briefmarken in spanischen Ferienorten sind eine Mogelpackung

Sechs Wochen und mehr bis die Postkarte ankommt – Schweizer Briefmarken in spanischen Ferienorten sind eine Mogelpackung

Rolf Rüegg will Postkarten aus Spanien verschicken, in die Schweiz und ins Ausland. Der örtliche Kiosk verkauft ihm «Swiss-Post-Marken» ohne Wertangabe, das sei eine Aktion der Post, alles «sin problema!», sagt die Verkäuferin. Die Adressaten warten noch immer.
11.03.2015, 14:58
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Rolf Rüegg*, in eigenen Worten Normalo-Tourist in Calpe an der spanischen Costa Blanca, will von seinen Ferien Postkarten verschicken. Er schlendert ins örtliche Tabaklädeli, fragt nach Marken und erhält: «Swiss-Post-Marken», ohne Wertangabe, mit der Aufschrift «P. P.» 

Die Marke der Swiss Post
Die Marke der Swiss Postbild: rolf rüegg

«Ich fragte die Verkäuferin, was das solle, zwei der Karten müssten nicht mal in die Schweiz», erinnert sich Rüegg. Doch sie beschwichtigt; das sei eine Aktion der Schweizer Post, alles «sin problema!». Das war Ende Januar. 

Als Mitte Februar noch keine der Karten ausgeliefert ist, beschwert sich Rüegg beim Customer Service der Post. Und erhält folgende Erklärung: 

«In Zusammenarbeit mit unserer Filiale in Spanien werden in einigen touristischen Orten Briefmarken der Schweizerischen Post verkauft, damit die Sendungen über das Logistiknetz von Swiss Post an die Empfänger verschickt werden können.»

Dienstleistung ausgelagert

Diese Dienstleistung wird über Swiss Post International abgewickelt und ist an die Lieferfirma Asendia ausgelagert; ein Joint Venture, das zu je einer Hälfte der schweizerischen Post und der französischen La Poste gehört. Asendia schliesst Verträge mit Hoteliers und Tourismusverbänden ab, die wiederum Briefmarken verkauft. Asendia profitiert vom Geschäft, die Schweizerische Post konkurrenziert die ortsansässige Post Correos.

Der Haken für den Kunden: Die Postkarten müssen in speziell gekennzeichnete Briefkästen von Swiss Post eingeworfen werden. Das hält die Post offenbar für ein prima System. Im Brief an Rolf Rüegg schreibt sie weiter:

«Dadurch profitiert der Absender von der Qualität der Dienstleistungen der Schweizerischen Post und kann die Briefmarken bequem im Hotel kaufen und dort direkt einwerfen.»

«Vereinzelte Fälle» von Verspätungen

Doch die Qualität der Dienstleistung liegt nicht in den Händen der schweizerischen Post, sondern in jenen der Asendia. Deren Sprecher Simon Denoth gibt zu: «Vereinzelt sind Fälle aufgetreten, in denen uns die Kunden längere Versandzeiten mitgeteilt haben». Gemessen am Volumen der verarbeiteten Postkarten müsse aber mit solchen Vorfällen gerechnet werden.

Rüegg ärgert sich. Alle vier Postkarten seien bis heute – rund sechs Wochen nach dem Abschicken – nicht angekommen. «Das ist ein Schildbürgerstreich!» Er habe mit seiner Freundin noch eine Wette abgeschlossen, dass er sicher an sie denken werde. Rüegg: «Und jetzt? Wette verloren!» (dwi)

*Name geändert

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