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Sika-Streit: Köppel stellt sich hinter Erben – stehender Applaus für Verwaltungsräte

Sika-Streit: Köppel stellt sich hinter Erben – stehender Applaus für Verwaltungsräte

12.04.2016, 14:1312.04.2016, 15:45
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Der Verwaltungsrat des Bauchemieherstellers Sika beschränkt die Stimmrechte der Familienholding auch an dieser Generalversammlung bei entscheidenden Fragen auf fünf Prozent. Dies teilte Verwaltungsratspräsident Paul Hälg an der Generalversammlung in Baar ZG mit. Damit wird sich die Erbenfamilie bei Fragen, welche die Übernahme betreffen, nicht durchsetzen können.

Verwaltungsratspräsident Paul Hälg an der Generalversammlung in Baar ZG.
Verwaltungsratspräsident Paul Hälg an der Generalversammlung in Baar ZG.
Bild: KEYSTONE

Sika-Chef Jan Jenisch hat sich an der heutigen Generalversammlung bei den unabhängigen Verwaltungsräten, die sich gegen eine Übernahme der Kontrollmehrheit durch Saint-Gobain wehren, bedankt. Die Verwaltungsräte ernteten stehenden Applaus vom Publikum.

Verwaltungsräte werden nicht bezahlt

Er werde vielfach gefragt, wie Sika solch gute Resultate erzielen könne, in der derzeit schwierigen Situation, sagte Jenisch in der Waldmannhalle in Baar ZG. Dies liege an den beiden Stützen des Unternehmens: Den Mitarbeitenden und den sechs unabhängigen Verwaltungsräten.

«Seit einem Jahr werdet ihr ja für eure Arbeit nicht mehr bezahlt», richtete sich Jenisch an die Verwaltungsräte. Es sei ihm unverständlich, dass die Verwaltungsratsmitglieder derart attackiert würden.

Dass die Verwaltungsräte derzeit gratis arbeiten, liegt daran, dass die Aktionäre deren Vergütung an der Generalversammlung im April vor einem Jahr abgelehnt hatten. An der darauffolgenden ausserordentlichen Generalversammlung im Juli bestätigten sie dieses Verdikt.

Roger Köppel stellt sich hinter Erbenfamilie
Nationalrat Roger Köppel hat sich an der Generalversammlung von Sika hinter die Erben des Firmengründers gestellt. Die Verwaltungsräte und Kaderangestellten, die sich gegen den Verkauf der Kontrollmehrheit an Saint-Gobain wehren, führten sich auf «wie entfesselte Hausbesetzer», sagte Köppel. Sie wollten die eigentlichen Hausbesitzer «mit nahezu erpresserischen Drohungen» um deren Recht bringen, sagte Köppel.
Es gehe darum, ob wir die Rechte der Eigentümer in der Schweiz noch ernst nähmen, oder ob wir es plötzlich achselzuckend duldeten, wenn sich Verwaltungsräte aufführten wie die Mehrheitsaktionäre eines Unternehmens. (sda)

Einziger Erfolg der Erbenfamilie

Das Nein zu den Vergütungen war praktisch der einzige Erfolg, den die Erbenfamilie an den vergangenen Generalversammlungen erzielen konnte. Denn bei diesen Abstimmungen wurde die Stimmkraft der Erbenfamilie nicht beschränkt. Dies deshalb, weil es bei diesen Anträgen nicht direkt um die Übernahme ging.

Sika-Verwaltungsratspräsident Paul Hälg hatte das Nein zur Vergütung der Verwaltungsräte in einem Interview mit der «Schweiz am Sonntag» als Zermürbungsstrategie der Besitzerfamilie Burkard bezeichnet. Er hatte sich zuversichtlich gegeben, dass man am heutigen Dienstag eine Entschädigung einfordern werden könne.

Jenisch sagte am Dienstag, das Management stehe geschlossen hinter den unabhängigen Verwaltungsräten. Er betonte, dass keiner von Sikas Senior Managern in den letzten sechzehn Monaten – so lange dauert der Übernahmekampf bereits – gekündigt habe. (whr/sda)

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fumo
12.04.2016 14:55registriert November 2015
DAS ist mal ein Verwaltungsrat den man applaudieren kann und muss!
Während andere nur an ihren eigenen Profit denken und lieber ihren Konto bereichern während die Firma zugrunde geht treffen die ihre Entscheidungen gratis. Respekt!
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Robert K.
12.04.2016 16:11registriert Februar 2015
Hr Köppel vergisst, dass sich die "Erben" mit einem Stimmrechtsvorteil die Interessen der Kapitalmehrheit verletzen, auch das ist störend. Es sind vielmehr die wild gewordenen Erben, sie sind bereit ein florierendes Unternehmen, Sinne des Shareholder Values, an die Wand zu fahren.
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moontraveller
12.04.2016 18:50registriert April 2016
Köppel und Vogt, beide sind Mitglieder der Schweizerischen Volkspartei. Eine energische Verfechterin von Schweizer Werten und Gegner des "Ausverkaufs der Heimat".Gewählte Vertreter des einfachen Volks und der Büezer. Beide setzen sich dafür ein, dass ein gesundes Traditionsunternehmen aus Geldgier weniger nach Frankreich verschachert wird. Bin ich der einzige der denkt, dass das ein enormer Widerspruch ist? Hey SVP-Wähler, das sind 1900 einheimische Arbeitsplätze. Und es sind auch eure Arbeitsplätze!
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