Die Gerüchte schleichen schon länger durch den Tennis-Zirkus: Rafael Nadal soll von der ATP gefordert haben, den Stuhlschiedsrichter Carlos Bernardes nicht mehr für seine Spiele einzusetzen. Eine schwere Anschuldigung, dachten viele.
Nach Nadals lockerem Auftaktsieg an den French Open gegen den französischen Teenager Quentin Halys hat an der anschliessenden Pressekonferenz ein mutiger Reporter nachgefragt, und vom Spanier die deutliche Antwort erhalten: «Ja, ich habe die ATP danach gefragt.»
So geschehen kurz nach seiner Halbfinal-Niederlage in Rio de Janeiro diesen Februar. Nadal forderte, «zumindest eine zeitlang» nicht mehr unter den Augen von Bernardes spielen zu müssen. Und die ATP ist dieser Bitte offensichtlich nachgekommen – in den folgenden drei Monaten sind sich die beiden auf dem Court nämlich nicht mehr begegnet.
Man mag sich an das ausschlaggebende Match gegen Fognini in Rio erinnern, und mit den schicksalschweren Worten schloss: «Ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder ein Spiel von mir leitest.» als der Stier von Manacor die Nerven verlor, Bernardes zusammenstauchte
Der Grund für den Wutausbruch? Bernardes hat Nadal zweimal wegen Zeitspiels verwarnt. Zu Recht.
Zeitspiel und Nadal, das ist definitiv keine Liebesbeziehung. In fast keinem Match bleibt der Mallorquiner im Durchschnitt unter den geforderten 25 Sekunden zwischen zwei Ballwechseln. Gegner und Fans regen sich schon seit Jahren über die eigenwillige Regelauslegung der aktuellen Weltnummer 7 auf.
Einige wenige Schiedsrichter verwarnen Nadal deswegen hin und wieder selbst, weiter hat sich aber selten einer gewagt. Bis auf Bernardes. Der Brasilianer hat entschieden, seine Matches streng nach Regelbuch zu führen und hat Nadal deswegen konsequenterweise mehrmals verwarnt.
Seitens der ATP meint man zwar, mehrere Fakten würden in die Schiedsrichterzuteilung einfliessen, doch abstreiten kann sie nicht, dass Bernardes seit dem Eklat keine Nadal-Matches mehr arbitrierte.