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US-Firma Clearview sammelte Milliarden Fotos für Gesichtsdatenbank

US-Firma sammelte Milliarden Fotos für Gesichtsdatenbank

19.01.2020, 22:22
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Eine obskure US-Firma hat laut einem Bericht der «New York Times» rund drei Milliarden Bilder von Menschen aus dem Internet zusammengestellt, um eine umfassende Datenbank zur Gesichtserkennung zu entwickeln.

Im vergangenen Jahr sei der Zugang dazu mehr als 600 Behörden als Service angeboten worden, schrieb die Zeitung am Wochenende unter Berufung auf das Unternehmen namens Clearview. Angaben dazu, welche Behörden das waren, macht Clearview nicht. Auf ihrer Website lässt die Firma allerdings auf die Aufklärung von Sexualverbrechen spezialisierte kanadische Ermittler lobend zu Wort kommen.

Für die Datenbank seien öffentlich zugängliche Bilder bei Plattformen wie Facebook und YouTube oder dem US-Bezahlservice Venmo eingesogen worden, hiess es. Eine Sammlung in dieser Dimension würde bisher bekanntgewordene Datenbanken zur Gesichtserkennung übertreffen. In den USA etwa prüfen die Behörden die Identität der Einreisenden per Gesichtserkennung - greifen dabei aber auf die Bilder zurück, die speziell dazu aufgenommen wurden.

Die zuvor praktisch unbekannte Firma Clearview trat erst durch die Recherchen der «New York Times» an die Öffentlichkeit. Ein früherer Geldgeber war US-Milliardär Peter Thiel.

Der Paypal-Mitgründer und Facebook-Investor ist für seine libertären Ansichten und als einer der wenigen erklärten Unterstützer von Präsident Donald Trump im Silicon Valley bekannt ist. Sein Sprecher sagte der Zeitung, Thiel habe Clearview im Jahr 2017 mit 200'000 Dollar unterstützt und dafür einen Anteil bekommen. Er sei ansonsten nicht beteiligt.

Gründer von Clearview ist der 31 Jahre alte Hoan Ton-That, der aus Australien in die USA kam. Zuvor hatte er einige wenig erfolgreiche Geschäftsideen gehabt, wie etwa eine App, mit der sich Nutzer auf ihren Fotos Trumps charakteristische Frisur verpassen konnten. Er habe zwischenzeitlich an eine Karriere als Model gedacht, dann aber beschlossen, ins Geschäft mit der Gesichtserkennung einzusteigen, sagte er der «New York Times».

Der Bericht löste schon am Wochenende erste politische Reaktionen aus. US-Senator Ron Wyden, Mitglied der Demokratischen Partei, zeigte sich besorgt und forderte, Amerikaner müssten wissen, ob ihre Fotos heimlich in einer privaten Datenbank landen. (sda/dpa)

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8 Kommentare
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Scaros_2
19.01.2020 23:31registriert Juni 2015
Nichts das einem erstaunt. So wie Leute auf Instagram, FB, Ticktock etc. ihre Visage hinstellen ist dies ein gefundenes fressenfür die ganzen Firmen.

Es ist wirklich nichts, dass mich erstaunt. Dabei ist es vollkommen egal ob die Firma aus China, den USA, Russland oder woher auch immer kommt. Am ende sind es Datenkraken die ihre Feeds ziehen.
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ROBERTO_SO
19.01.2020 22:51registriert Oktober 2019
Im Bereich Datenschutz und Compliance, erlaubt das Gesetz viele Grauzonen. Natürlich hat die EU mit der Einführung der DSGVO/GDPR vieles richtig gemacht, jedoch scheitert es an der Umsetzung durch Firmen, die personenbezogene Daten, nicht Ordnungskonform schützen.
Also sollte man sich immer 2x Mal überlegen, ob man dies ins Internet stellen möchte. Einmal im Internet für immer im Internet.
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_stefan
19.01.2020 23:41registriert September 2015
Verstehe diese Pseudo-Empörung nicht ganz. Denken die Leute etwa, dass "öffentlich zugängliche Bilder" privat bleiben?

Es gibt tausende Firmen, welche alles verfügbare speichern. Einfach nur, weil sie hoffen, dass sie damit mal ein gewinnbringendes Geschäftsmodell entwickeln können.

Vor Kurzem hat Facebook ihre öffentliche Graph API geschlossen. Wohl auch, weil sie die Bilder, Likes und Kommentare ihrer Nutzer nicht mehr kostenlos abgeben wollen...
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