Schweiz
Rassismus

Rassismus in der Schweiz – viel mehr Fälle im Jahr 2024

Menschen demonstrieren an einer von der Sans-Papiers-Kollektive und der Anlaufstelle fuer Sans-Papiers Basel organisierten Kundgebung mit dem Motto Nein zu Rassismus! Ja zur Regularisierung! in Basel, ...
Eine Kundgebung gegen Rassismus in Basel im letzten Jahr. (Archiv)Bild: keystone

Viel mehr Rassismus in der Schweiz – Ausländer und Schwarze am stärksten betroffen

2024 haben Betroffene in der Schweiz 40 Prozent mehr rassistische Vorfälle als im Vorjahr gemeldet.
27.04.2025, 06:2227.04.2025, 06:22
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Die meisten Vorfälle gab es in der Schule, am Arbeitsplatz und im öffentlichen Raum. Am häufigsten ging es um Fremdenfeindlichkeit und Rassismus gegen Schwarze.

Der Anstieg der Meldungen beim Beratungsnetz für Rassismusopfer hält seit Jahren an, wie die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR), die Organisation Humanrightswatch und das Beratungsnetz am Sonntag mitteilten. Im vergangenen Jahr gab es demnach 1211 dokumentierte Fälle, 335 oder knapp 40 Prozent mehr als 2023.

Für den starken Anstieg sind den Angaben zufolge einerseits die Polarisierung der öffentlichen Meinung und die geopolitische Lage ausschlaggebend. Andererseits sind auch die Beratungsstellen bekannter geworden, und die Opfer suchen schneller Hilfe.

Rassismus an Schulen

Nach Lebensbereichen geordnet erhielt das Netzwerk mit 19 Prozent am meisten Meldungen aus der Bildung und dabei vor allem von der obligatorischen Schule. So meldete eine Mutter die Ausgrenzung ihres Sohnes in der Klasse, Hitlergrüsse und rechtsextreme Symbole.

Die Lehrerschaft und die Schulsozialarbeit reagierten mit Hilfe der Beratungsstelle. Gemäss Medienmitteilung tut Aufklärungsarbeit an Schulen Not, und die Lehrpersonen sollten sich weiterbilden.

Mit 35 Prozent die am häufigsten genannten Motive für eine Diskriminierung waren Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit (426 Fälle). 30 Prozent oder 368 Meldungen entfielen auf Rassismus gegen Schwarze. Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit traten am meisten am Arbeitsplatz auf, der Anti-Schwarzen-Rassismus dagegen am häufigsten an obligatorischen Schulen.

Im Vergleich zum Vorjahr wuchs der antiislamische Rassismus mit 17 Prozent Gesamtanteil und 209 Fällen am stärksten. Der Antisemitismus blieb mit 66 Fällen konstant hoch.

Gesellschaftliche Gefahr

Rassismus zu erfahren, löst bei den Betroffenen viel Leid aus und kann im schlimmsten Fall schwere gesundheitliche Folgen haben, wie das Beratungsnetz, die EKR und Humanrightswatch weiter mitteilten.

Er führt zu einem Vertrauensverlust in Institutionen und gegenüber Mitmenschen. Rassismus ist damit eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und muss als solche erkannt sowie bekämpft werden, hielten die Organisationen fest. (sda)

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179 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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closer2edit
27.04.2025 09:16registriert September 2023
Auch ein Bespiel das Teil diese Zahl ist: Aus Balkan stammender Mitschüler lästert konstant und lautstark über seine neue Heimat ab. Kind meines Freundes fragt ihn anständig, ob er dann nicht lieber in seinem Herkunftsland leben möchte.

Zaaaaack: Elternbrief, Elterngespräch, Elterngespräch mit Kind...

Kann jetzt jeder Kuh- oder Käseschweizer selber entscheiden, wie sie oder er diese Geschichte beurteil.
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Allwissend
27.04.2025 08:53registriert Januar 2020
Als ich noch zur Schule ging, wurden jeweils Schweizer von den neu eingewanderten Kosovo-Albaner fertig gemacht. Ist das nicht mehr so? Wieso kommt jedes Jahr eine Rassismus-Untersuchung heraus, aber nie eine Untersuchung, was Schweizer alles so erfahren und erleiden dank dem Multikulturismus?
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StellaStracciatella
27.04.2025 09:06registriert Juni 2020
Ich bin weder poc, noch habe ich einen fremdländisch klingenden Nachnamen und bin Atheistin. Trotzdem erlebe ich häufig (es fällt mir jedenfalls auf) wie oft andere Menschen - ob jetzt absichtlich oder nicht - mit Worten oder Sätzen beleidigt oder zumindest herabgewürdigt werden. Also wenn es mir sogar als unbeteiligte Person auffällt, wird ja wohl was dran sein… wir Menschen könnten ruhig etwas aufmerksamer im Umgang untereinander sein. Keiner von uns ist besser oder schlechter als der andere, bloss aufgrund Hautfarbe, Geschlecht oder Religion. Sollten mittlerweile eigentlich alle wissen…
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