Schweiz
Gesundheit

Homosexuelle Männer sollen Blut spenden dürfen – wenn sie ein Jahr keinen Sex hatten

Homosexuelle Männer sollen Blut spenden dürfen – wenn sie ein Jahr keinen Sex hatten

20.06.2016, 10:0620.06.2016, 10:20
Mehr «Schweiz»

Homosexuelle Männer sollen in der Schweiz Blut spenden dürfen. Die Organisation Blutspende SRK Schweiz will in den nächsten Tagen bei der zuständigen Aufsichtsbehörde Swissmedic einen entsprechenden Antrag stellen.

Homosexuelle sollen Blut spenden dürfen – unter bestimmten Bedingungen.
Homosexuelle sollen Blut spenden dürfen – unter bestimmten Bedingungen.
Bild: KEYSTONE

Ab 2017 sollen Männer, die jemals Sex mit Männern gehabt haben, Blut spenden dürfen, wie es in einer Mitteilung von Blutspende SRK Schweiz vom Montag heisst. Voraussetzung für die Zulassung zur Spende ist allerdings eine sexuelle Abstinenz von zwölf Monaten.

Kein grundsätzlicher Ausschluss mehr

Heute dürfen Männer wegen der Gefahr einer Übertragung von Krankheiten kein Blut spenden, wenn sie nach 1977 je Sex mit einem Mann gehabt haben. Homosexuelle empfinden diese Regelung als diskriminierend. Sie würden pauschal als Sicherheitsrisiko angesehen, machte die Schwulenorganisation Pink Cross dazu geltend.

Ein Jahr sexuelle Abstinenz – du so?

Blutspende SRK Schweiz will Schwule künftig nicht mehr grundsätzlich vom Spenden ausschliessen. Auch in anderen westlichen Staaten können Männer, die Sex mit Männern haben oder hatten, unter bestimmten Auflagen Blut spenden.

Überlebenswichtig: Blutkonserven.
Überlebenswichtig: Blutkonserven.Bild: KEYSTONE

Längerfristig soll nun auch in der Schweiz Sex mit einem Mann kein Grund mehr sein, kein Blut spenden zu dürfen. Stattdessen sollen alle Spendewilligen zu ihrem sexuellen Verhalten befragt werden. Auf Grund des konkreten Risikoverhaltens sollen sie zugelassen werden oder nicht, ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung.

Restrisiko bleibt

Ausschlüsse gäbe es zwar noch, aber meistens nur noch temporär, wie es im Communiqué heisst. Umsetzen lässt sich diese Praxis laut Blutspende SRK Schweiz jedoch frühestens ab 2018. Die Erarbeitung der Zulassungskriterien sei komplex, schreibt die Organisation. Auch müssen die zuständigen Behörden zustimmen.

Obwohl Spenderblut auf Krankheiten wie HIV oder Hepatitis getestet wird, bleibt für Patienten ein Restrisiko, über Bluttransfusionen mit einer dieser Krankheiten angesteckt zu werden. Grund ist das diagnostische Fenster: In den Tests lassen sich manche Krankheiten erst mehrere Tage nach der Ansteckung im Blut nachweisen.

Diese diagnostischen Fenster sind laut Blutspende SRK Schweiz dank moderner Tests zwar kleiner geworden, aber es gibt sie nach wie vor: Bei HIV ist der Zeitraum bis zu sieben Tage lang. Bei Hepatitis B sind es 20 Tage und bei Hepatitis C ungefähr fünf Tage.

Mehr zum Thema

Gesundheit
AbonnierenAbonnieren

Blutstammzellspende demnächst möglich

Blutstammzellen spenden sollen homosexuelle Männer dagegen bereits ab kommendem Mittwoch spenden dürfen. Von diesem Tag an gelten für die Blutstammzellspende neue, risikobasierte Zulassungskriterien. Hetero- und Homosexuelle werden allein auf Grund ihres persönlichen Sexualverhaltens einer von vier Risikogruppen zugeordnet.

Mehr zum Thema

Gender
AbonnierenAbonnieren

Nach Sex von Männern mit Männern werde gar nicht mehr gefragt, hält Blutspende SRK Schweiz fest. Dass Schwule zur Blutstammzellspende zugelassen werden können, liegt daran, dass Blutspende SRK Schweiz die Ausschlusskriterien auf Grund der unterschiedlichen gesetzlichen Grundlagen in eigener Kompetenz festlegen kann.

(sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
35 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
w'ever
20.06.2016 13:30registriert Februar 2016
ich hatte seit zwei jahren keinen sex mehr. kann ich jetzt mein blut teurer verkaufen?
374
Melden
Zum Kommentar
avatar
Incendium
20.06.2016 11:19registriert Februar 2016
Warum nicht gleich Analtests wie in Kenya um auch ja ganz sicher zu gehen? -.-

Was für ein ausgewachsener quatsch! Ich behalt mein blut.
4113
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sir Jonathan Ive
20.06.2016 13:16registriert Januar 2015
Werden denn die Leute nicht auf Krankheiten geprüft? Dann kommt es doch überhaupt nicht darauf an, ob eine Person Homosexuell ist oder nicht. Dass nicht nur Schwule AIDS haben ist ja lange bewiesen.
369
Melden
Zum Kommentar
35
«Improtheater ist ein Tanz an der Klippe» – die Schweiz glänzt an der Impro-EM!
Die Schweiz hat sich an der Improtheater-Europameisterschaft für den Halbfinal qualifiziert. Du fragst: Was haben wir? Die Improvisateur:innen Simone, Björn und Romeo vom Improensemble «anundpfirsich» erzählen mehr dazu.

Ja, es gibt sie. Die Europameisterschaft im Improvisationstheater. Seit dem 18. April duellieren sich 54 Improvisateur:innen in 3er-Teams aus 18 Ländern in München. Mit dabei ist auch die Schweizer Gruppe vom Ensemble «anundpfirsich»: Simone Schwegler, Björn Bongaards und Romeo Meyer. Die drei schafften am vergangenen Samstag in der Vorrunde gegen das bulgarische Team den Einzug ins Halbfinale am 17. Mai.

Zur Story