Die US-Wirtschaft steuert wegen der Coronavirus-Krise auf eine tiefe Rezession zu. Im ersten Quartal ging die Wirtschaftsleistung bereits deutlich zurück, obwohl sich die Pandemie dort erst im März zugespitzt hatte. Experten warnen, dass der grössten Volkswirtschaft der Welt dieses Jahr der stärkste Wachstumseinbruch seit der Weltwirtschaftskrise vor fast 100 Jahren droht.
Von Januar bis einschliesslich März ging die US-Wirtschaftsleistung auf das Jahr hochgerechnet im Vergleich zum Vorquartal um 4.8 Prozent zurück, wie das Handelsministerium am Mittwoch mitteilte. Es war die grösste Konjunkturdelle seit der globalen Finanzkrise. Bei den Daten handelt es sich um die erste Schätzung, der Wert könnte daher Ende Mai oder Ende Juni noch korrigiert werden. Im vierten Quartal 2019 war die US-Wirtschaft noch mit soliden 2.1 Prozent gewachsen.
Viele Bundesstaaten hatten ab Mitte März damit begonnen, die Wirtschaft belastende Ausgangsbeschränkungen zu verhängen. Seither haben in den USA mehr als 26 Millionen Menschen ihren Job verloren. Experten gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote inzwischen bei etwa 15 Prozent liegen dürfte. Die Regierung befürchtet für das zweite Quartal einen dramatischen Wirtschaftseinbruch - womöglich sogar ein Schrumpfen um bis zu 30 Prozent.
In den USA werden Wachstumszahlen für die Quartale stets auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben damit an, wie sich die Wirtschaft entwickeln würde, wenn das Wachstumstempo ein Jahr lang anhielte. In Europa wird auf diese Methode verzichtet, weshalb die Zahlen nicht unmittelbar miteinander vergleichbar sind.
Einzelne US-Bundesstaaten beginnen bereits mit der Lockerung der Corona-Beschränkungen. US-Präsident Donald Trump hofft daher auf eine rasche Erholung der Wirtschaft im dritten und vierten Quartal. Die meisten Analysten erwarten jedoch für 2020 eine schwere Rezession - was Trump ausgerechnet im Wahljahr höchst ungelegen kommen dürfte. Bis Februar brummte die Wirtschaft noch, die Arbeitslosenquote etwa lag mit 3.5 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten.
US-Kongress und Regierung haben wegen der Pandemie bereits Konjunkturpakete in Höhe von rund 2.7 Billionen Dollar auf den Weg gebracht, um den Anstieg der Arbeitslosigkeit und das Einbrechen der Konjunktur abzubremsen. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wiederum hat ihren Leitzins bereits auf fast Null gesenkt und Notprogramme in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar aufgelegt, um Finanzmärkte und Wirtschaft zu stabilisieren. (aeg/sda/awp/dpa)