Fussballprofis gehören zu den bestbezahlten Sportlern. Doch nach der Karriere versiegt der Geldstrom meist, und so mancher Ex-Profi landet in der Schuldenfalle. Der clevere Kicker sorgt daher vor – so wie Mathieu Flamini. Der französische Fussballprofi in Diensten von Arsenal London hat vor einigen Jahren in ein Biotechnologie-Unternehmen zur Erforschung eines Öl-Ersatzstoffes investiert.
Wie der 31-Jährige kürzlich in einem Interview mit dem Boulevardblatt The Sun verriet, hat er das Unternehmen bereits 2008 kurz nach seinem Engagement beim AC Milan mit dem Geschäftspartner Pasquale Granata gegründet.
Die GF Biochemical – so lautet der Name des Unternehmens – hat sich auf die Produktion von Lävulinsäure spezialisiert, eine Chemikalie, die als Nebenprodukt von Zucker entsteht. GF ist nach eigenen Angaben die einzige Firma, die diesen Stoff in industriellem Massstab herstellen kann. Von Biokraftstoffen über Plastik bis hin zu Pharmazeutika könnte Lävulinsäure ein breites Anwendungsgebiet finden – und Flamini zu einem reichen Mann machen.
Auf 20 Milliarden Pfund wird das Marktvolumen geschätzt. Wissenschafter hatten im Rahmen eines EU-Forschungsprojekts vergeblich versucht, Biomasse in Lävulinsäure umzuwandeln. Flamini glaubt nun, die Erfolgsformel gefunden zu haben – obwohl er selbst gar keine Ahnung von Chemie habe, wie er offen einräumte. Jedenfalls muss er so überzeugt gewesen sein, dass er mehrere Millionen Pfund in die Unternehmung gesteckt hat. Seiner Familie und seinen engsten Vertrauten habe er davon nichts erzählt. Auch sein Trainer Arsène Wenger wusste von nichts. Seine Eltern habe er erst vor einem Jahr in die Pläne eingeweiht.
Es ist schon eine kuriose Karriere: ein Fussballer als Start-up-Gründer. Zwar gehörte der dreimalige französische Nationalspieler nicht zu den Topverdienern in der Premier League, doch sein geschätzter Jahresverdienst von 3.4 Millionen Pfund müsste bei einer einigermassen konservativen Anlagestrategie für einen auskömmlichen Lebensabend als Fussballrentner reichen.
Doch Flamini reizte das Risikoinvestment. «Wir sind Pioniere. Wir treten in einen neuen Markt ein», sagte er. «Es war eine Flucht. Eine Fussballkarriere ist von Aufs und Abs geprägt. Es machte meinen Kopf frei und half mir, über etwas anderes nachzudenken.» Der Mittelfeldmotor will in dem Milliarden-Markt um Öl-Ersatzstoffe kräftig mitmischen.
Laut «Sun» beschäftigt die Firma insgesamt 400 Mitarbeiter, 80 Angestellte tüfteln in den Labors von Caserta in Kampanien. In Los Angeles hat die GF Biochemical ihren Öl-Ersatzstoff offiziell patentieren lassen. In den USA soll demnächst auch eine eigene Dependance eröffnet werden. Von dort aus plant Flamini nicht weniger als die Revolution des Kraftstoffmarkts.
Der Arsenal-Profi könnte bald der Fussballer mit dem grössten Kontostand sein und Topverdiener wie Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi in den Schatten stellen. Wenn er jetzt ein milliardenschwerer Unternehmer sei, könne er doch gleich den FC Arsenal aufkaufen und die Öl-Scheichs zum Teufel jagen, twitterten Fans im Scherz.
No more Sheikh Mansour in future. It will be Sheikh Flamini 😂
— Clancy (@clancyclancy9) 21. November 2015
Um Geld gehe es ihm jedoch nicht, sagte Flamini. «Ich habe mich schon immer für die Natur interessiert und mich um Umweltschäden, den klimatischen Wandel und die globale Erwärmung gesorgt.» Mit 31 Jahren scheint der Mittelfeldmotor nun seine endgültige Berufung gefunden zu haben.