Bundesrat Alain Berset will offenbar schon heute einen Plan vorlegen, wie bereits in wenigen Wochen Grossanlässe möglich sein sollen.
Der Plan sieht drei Phasen vor, wie der Tagesanzeiger schreibt: Ab Mitte Mai sollen Events bis 1000 Besucherinnen und Besucher möglich sein. Ab dem 1. Juli sollen Veranstaltungen mit 5000 Personen durchgeführt werden und ab 1. September mit 10'000. Wie der Öffnungsplan tatsächlich aussieht und inwiefern er an die epidemiologische Lage geknüpft ist, wird der Bundesrat voraussichtlich am späteren Nachmittag bekannt geben.
Wie das alles gehen könnte, hat man im Ausland bereits in Testreihen untersucht, insbesondere in Holland und Barcelona. Die Resultate fielen positiv aus, doch es gibt einige Hürden.
Dass die Sehnsucht nach Veranstaltungen gross ist, zeigt eine Reihe von Testversuchen in Holland. Die Tickets für die «Back to Live»-Veranstaltungen wie etwa Festivals, Konzerte oder Aufführungen für rund 15 Euro waren alle in kürzester Zeit ausverkauft.
Hinter den Events steckt die Organisation Fieldlab, ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern des niederländischen Gesundheitsministeriums und Personen der Event-Branche. Gemeinsam testen sie, ob und unter welchen Voraussetzungen Grossveranstaltungen in Corona-Zeiten durchgeführt werden können.
Neun der Veranstaltungen mit jeweils unterschiedlich vielen Besuchern sind bereits über die Bühne gegangen. Ein Ticket alleine reichte nicht, um an einer der Grossveranstaltungen teilzunehmen.
Das Tracing-Armband funktioniert ähnlich wie die SwissCovid-Tracing-App. Es misst die Zeitdauer und den Abstand zu anderen Besuchern und zeichnet auf, wenn ein enger Kontakt stattgefunden hat.
Nach dem Einlass-Prozedere konnten sich die meisten der Besucher frei bewegen. Einige durften ausnahmsweise mal auf die Abstandsregel sowie auf die Maskenpflicht pfeifen. Allerdings nur für wissenschaftliche Zwecke und in klar abgegrenzten Bereichen.
Bei einer der neun Veranstaltungen mit insgesamt 1300 Teilnehmern fanden gleich sechs verschiedene Versuche statt. Jeweils rund 250 Personen sind in verschiedene Gruppen eingeteilt worden:
Jede Gruppe hatte ihre eigene Toilette sowie einen separaten Ein- und Ausgangsbereich. An gewissen Orten gab es sogar eine Bar, die Alkohol ausschenken durfte. Nach vier Stunden war dann Schluss. Fünf Tage später mussten die Probanden nochmals zum PCR-Test antraben.
Laut den Veranstaltern taten dies nur 82 Prozent der Besucher. «In den Niederlanden kann man die Leute nicht dazu zwingen, sich nachträglich testen zu lassen. Das System ist nicht 100 Prozent wasserdicht, aber es ist ziemlich anständig», sagt, sagt Andreas Voss, Professor für Infektionskontrolle.
Nun, nach den ersten neun Veranstaltungen im Rahmen dieser Testreihe liegen die ersten Resultate vor. Von den insgesamt 17'000 Besuchern an den neun Events wurden:
Das erste Fazit fällt denn auch positiv aus. «Es besteht immer ein kleines Risiko. Aber die ersten neun kleineren Feldlabore in den vergangenen zwei Monaten haben tatsächlich gezeigt, wie gut ein Test im Vorfeld funktioniert», sagt Andreas Voss, Professor für Infektionskontrolle. Ob sich die Personen bei der Veranstaltung angesteckt haben, ist schwer zu beantworten. Sie könnten sich auch kurz nach dem Event infiziert haben.
Für die finale Auswertung sei es noch etwas zu früh, aber die Resultate seien sehr positiv, sagt Veranstalter Pieter Lubberts. «Wir denken, dass Sommerfestivals in den kommenden Monaten stattfinden können. Wie gross und mit wie vielen Leuten, das ist die grosse Frage».
In einer ersten Auswertung kommen die Veranstalter zum Schluss, dass bestuhlte Grossveranstaltungen auch während Corona sicher stattfinden können, solange man eine Reihe von Sicherheitsmassnahmen treffe. Dazu gehören neben dem testen auch eine gute Belüftung sowie eine begrenzte Kapazität. Lubbers und sein Team empfehlen eine maximale Auslastung von fünfzig Prozent.
Für eine weitere Testparty mit 10'000 Leuten am niederländischen Nationalfeiertag «Koningsdag» erhielt Lubberts und sein Team während der Vorbereitungen eine Absage. Die Mitarbeiter des nahe gelegenen Krankenhauses fanden die Pilotveranstaltung angesichts der Spitalüberlastung als «Schlag ins Gesicht des Gesundheitswesens». Ein weiterer Streitpunkt sind die 925 Millionen Euro, welche für die Testzentren der Testveranstaltungen freigemacht wurden.
Auch in Barcelona wurde bereits geprobt, wie ein Comeback von Massenveranstaltungen noch diesen Sommer möglich sein könnte. 5000 Personen konnten sich ein Ticket für das Pilotprojekt-Konzert der Indie-Pop-Band Love of Lesbian ergattern.
Sämtliche Konzertbesucherinnen und -besucher mussten sich vor dem Konzert einem Coronatest unterziehen. Dafür wurde von den Organisatoren, einem Team aus der Event-Branche und einem Krankenhaus, drei wegen der Pandemie geschlossene Diskotheken extra zu Testzentren umfunktioniert.
Wer positiv getestet wurde, durfte nicht zum Konzert und erhielt sein Geld zurück.
Der Antigen-Schnelltest sowie die obligatorische FFP-Maske, die während des ganzen Konzertes getragen werden musste, waren im Ticketpreis von 23 Franken inkludiert. Für die Konzerthalle Palau Sant Jordi ist für diesen Anlass extra eine besondere Lüftungsanlage installiert worden.
Die 5000 Personen wurden in drei Gruppen eingeteilt, bei denen es eigene Eingänge, Sanitäranlagen und Bars gab. Drinks durften jedoch nur ausserhalb des Konzertsaals konsumiert werden. Ansonsten war alles gleich wie vor Corona. Die Leute feierten dicht an dicht, sangen und schwenkten ihre Hände. «Wir haben vergessen, wie sich das anfühlt. Es ist, als wäre es mein erstes Konzert», sagte ein Konzertbesucher.
Das Fazit fiel auch in Barcelona positiv aus. Bei sechs Personen fiel der Test im Vorfeld positiv aus. Sie wurden nach Hause geschickt und ihnen wurde der Ticketpreis zurückerstattet. Anders als in den Niederlanden war fünf Tage nach dem Konzert kein Test verlangt worden. Man wurde aber gebeten, während den darauffolgenden14 Tagen auf seinen Gesundheitszustand zu achten und keine Risikopatienten zu treffen. In der Folge waren keine Coronainfektionen registriert worden.
Die Kosten für die Veranstaltung beliefen sich auf 200'000 Euro, wovon jedoch nicht einmal die Hälfte davon wieder eingenommen werden konnte.
Dieser Pilotversuch zeige, dass das Nachtleben mit Sicherheitsmassnahmen sicher sei, sagte Joaquim Bordas, Präsident des Arbeitgeberverbandes. Er habe die Absicht, in absehbarer Zeit einen Pilotversuch in verschiedenen Restaurants und Nachtclubs in Barcelona durchzuführen. Um sich Zugang zu Restaurants und Clubs zu verschaffen, sollen die Probanden einige Stunden vorher einen Schnelltest machen.
Nachdem die Engländer ihre Biergärten wieder geöffnet haben, testen sie bereits Anfangs Mai, wie Veranstaltungen mit Zuschauern in diesem Sommer wieder ermöglicht werden können.
5000 Leute dürfen dafür gemeinsam ein Open-Air-Festival ohne Maske und ohne Abstände besuchen. Einzige Bedingung für den Einlass: ein negatives Schnelltest-Ergebnis. «Wir kommen einem Sommer voller Live-Events einen kleinen Schritt näher», sagt der euphorische Kulturminister Oliver Dowden zu CNN.
Wieso nicht endlich mal in Szenarien denken, abhängig von gewissen Kriterien, die dann für alle nachvollziehbar sind?