Die Meinungen gingen auseinander, ob das Turnier aufgrund der Corona-Pandemie stattfinden soll. Fakt ist, dass mit Tschechien, den USA und Kap Verde gleich drei Teams stark vom Virus betroffen sind, weshalb erstere beide Mannschaften gar Forfait erklärten.
Profiteurin davon ist die Schweiz, die als zweite Equipe nach Nordmazedonien nachgerückt ist. Das Team von Trainer Michael Suter wird am Mittwoch nach Ägypten reisen und am Donnerstag gegen Österreich erstmals spielen. Die weiteren Gegner in der Gruppe E sind Norwegen und Frankreich.
Es ist für die Schweizer die erste WM-Teilnahme seit 1995 und der verdiente Lohn für die Entwicklung unter Suter. Zuvor waren sie wegen der Absage der WM-Playoffspiele gegen Island um die Chance beraubt worden, sich für die WM zu qualifizieren. Der Frust wurde noch grösser, als mit Polen und Russland zwei Teams eine Wildcard erhielten, die an der letztjährigen EM klar schlechter klassiert waren als die SHV-Auswahl. Nun wendete sich das Blatt doch noch zum Guten.
Die Mannschaften befinden sich in einer Blase und die Beteiligten sollen während des Turniers mindestens alle 72 Stunden getestet werden. Das Personal darf die Hotels während der WM anscheinend nicht verlassen. Doch reicht das alles? Immerhin sind nun doch keine Zuschauer erlaubt. Die Verantwortlichen wollten solche bis kurz vor dem Start des Turniers zulassen, zuletzt waren 20 Prozent der Hallen-Kapazitäten angedacht. Sie kamen jedoch zur Vernunft, nachdem sich die Captains von 14 europäischen Teams in einem Brief an den Weltverband-Präsidenten Hassan Moustafa gewendet und sich dagegen ausgesprochen hatten.
Beim deutschen Team führte die kritische Haltung aufgrund des grassierenden Coronavirus dazu, dass unter anderen Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler und Steffen Weinhold freiwillig auf die Teilnahme verzichten – das Trio hat Ende Dezember mit Kiel die Champions League gewonnen. «In dieser immer noch besonderen Situation hat es sich einfach nicht richtig angefühlt, im Januar vier Wochen weit weg von zu Hause zu sein», sagte Wiencek stellvertretend.
Die Absagen der Kieler führten bei DHB-Keeper Andreas Wolff zu Unmut, er sieht sie «sehr, sehr kritisch». Darauf konterte Bundestrainer Alfred Gislason, der im vergangenen Februar Christian Prokop abgelöst hatte: «Ich bin nicht zufrieden, dass es diese Diskussion gibt.»
Die Favoriten auf die Goldmedaille sind die üblichen Verdächtigen: Titelverteidiger und Olympiasieger Dänemark, Europameister Spanien, Rekordweltmeister Frankreich, Norwegen und Kroatien. Für die Dänen und die Franzosen ist nach dem Vorrunden-Ausscheiden an der letztjährigen EM Wiedergutmachung angesagt.
Allerdings muss die «Equipe tricolore» ohne Starspieler Nikola Karabatic auskommen, der sich im Oktober einen Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie zugezogen hat. Für die Norweger wäre ein Titelgewinn an einem grossen Turnier überfällig: 2017 und 2019 holten sie jeweils WM-Silber, vor einem Jahr gewannen sie EM-Bronze. Angeführt wird die Mannschaft von Sander Sagosen, dem aktuell wohl besten Handballer der Welt.
Die WM findet erstmals mit 32 Teams statt – zuvor waren es 24 – und zum zweiten Mal nach 1999 in Ägypten. Erstmals dabei sind Uruguay, Kap Verde und DR Kongo. Die Schweiz ist im «Land der Pharaonen» auch durch die Schiedsrichter Arthur Brunner und Morad Salah, die zum dritten Mal in Folge an einer WM pfeifen, sowie durch Felix Rätz vertreten. Letzterer wird das Turnier als Technischer Delegierter überwachen. (ram/sda)