Digital
Schweiz

Schweizer Parlamentarier von chinesischen Staatshackern attackiert

epa11131873 Chinese Vice President Han Zheng meets with Swiss Federal Councillor and Foreign Minister Ignazio Cassis in Beijing, China, 06 February 2024. EPA/XINHUA / YUE YUEWEI CHINA OUT / UK AND IRE ...
Der stellvertretende Staatspräsident Han Zheng mit Bundesrat Ignazio Cassis. China nimmt Regime-Kritiker ins Visier. Bild: keystone

Schweizer Parlamentarier von chinesischen Staatshackern attackiert – das wissen wir

Eine Gruppe chinakritischer Politikerinnen und Politiker geriet in den Fokus einer grossangelegten Cyberattacke des Regimes in Peking. Nun erhielten die Opfer Infos von der US-Bundespolizei FBI zum Angriff.
04.05.2024, 15:15
Christoph Bernet / ch media
Mehr «Digital»

Schweizer Parlamentarierinnen und Parlamentarier sind von einer Hackergruppe mit engen Verbindungen zum chinesischen Staatssicherheitsministerium angegriffen worden.

Der Angriff war Teil einer gross angelegten, jahrelangen Operation Chinas gegen kritische Stimmen und Dissidenten auf der ganzen Welt. Dies geht aus einer Anklageschrift des US-Justizministeriums von Ende März hervor.

Die US-Behörden haben Anklage gegen sieben Mitglieder einer Hackergruppe erhoben, die in Cybersicherheitskreisen als Advanced Persistent Threat 31 (APT 31) bekannt ist. Zwei von ihnen sind von den USA und Grossbritannien auf Sanktionslisten gesetzt worden.

Wer wurde attackiert?

In einer Aktion, die Teil der chinesischen Grossoperation war, nahmen die Hacker im Winter 2021 insgesamt 122 Politikerinnen und Politiker in Europa ins Visier, darunter auch solche aus der Schweiz.

Die Betroffenen gehören alle der «Inter-Parliamentary Alliance on China» (Ipac) an. Diesem überparteilichen Zusammenschluss gehören Parlamentarierinnen und Parlamentarier aus allen Kontinenten an, die dem Regime in Peking kritisch gegenüberstehen.

Angriff auf die Parlaments-Mail-Konten

Vor wenigen Tagen wurden die Ipac-Mitglieder per Mail über den systematischen Angriff der Hacker im Dienste des chinesischen Machtapparats unterrichtet. Gemäss der dänischen Zeitung «Politiken» stützt sich die Ipac auf Informationen, welche sie von der amerikanischen Bundespolizei FBI erhalten hat. Das FBI war führend an den Ermittlungen beteiligt, welche in den USA zur Anklageerhebung gegen die sieben chinesischen Hacker geführt haben.

SP-Nationalrat Fabian Molina (ZH) steht gemeinsam mit Mitte-Präsident Gerhard Pfister (ZG) der Ipac-Gruppe in der Schweizer Bundesversammlung vor. Er bestätigt gegenüber CH Media, dass die Ipac-Mitglieder letzte Woche über die Erkenntnisse des FBI über den systematischen chinesischen Hackerangriff von 2021 ins Bild gesetzt worden seien.

Fabian Molina, SP-ZH, spricht waehrend einer Sondersession des Nationalrats, am Dienstag, 16. April 2024, im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Nationalrat Fabian Molina (SP/ZH).Bild: keystone

Die Hacker hätten versucht, mithilfe von gefälschten E-Mails und Tracking-Links (sogenanntes Phishing) Zugriff auf die offiziellen Mail-Konten der Parlamentsmitglieder zu erhalten. Die Schweizer Ipac-Mitglieder seien bereits damals von den Parlamentsdiensten über den Angriff informiert worden, der erfolglos geblieben sei. «Dass dieser Angriff Teil einer systematischen Hackeroperation Chinas war, wissen wir jedoch erst seit kurzem», so Molina.

Der für Spionageabwehr zuständige Nachrichtendienst des Bundes (NDB) wollte auf Anfrage keinen Kommentar zum Vorfall abgegeben: «Der NDB äussert sich öffentlich nicht zu seinen operationellen Vorgehensweisen und Tätigkeiten und auch nicht zu konkreten Fällen.»

Quellen

(aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Chinas heimliche Propaganda-Armee: westliche Influencer
1 / 13
Chinas heimliche Propaganda-Armee: westliche Influencer
Die Kommunistische Partei Chinas, respektive das Regime in Peking, nutzt ausländische Influencer, um mit Staatspropaganda heimlich in die Mainstream-Medien im Westen einzudringen und die eigene Bevölkerung zu belügen.
quelle: ap / ng han guan
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Gehen Russland die Panzer aus? Jetzt kommen «chinesische Särge» zum Einsatz
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
25 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Schlaf
04.05.2024 15:38registriert Oktober 2019
Schade ist die Beziehung zu China 1999 nicht in die Brüche gegangen, als Jiang Zemin erzürnt über die Proteste für Tibet in der CH gesagt hat, die Schweiz habe einen guten Freund verloren.

"Freunde" wie China und Russland, brauchen wir bestimmt nicht!
586
Melden
Zum Kommentar
avatar
Optimus_Maximus
04.05.2024 15:55registriert Juni 2023
Macht nichts. Das Blocherprinzip besagt: Nicht protestieren, nichts dagegen unternehmen. Die profitablen Geschäfte dürfen nicht gefährdet werden. Pfaffensöhne wissen das.
565
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ökonometriker
04.05.2024 16:44registriert Januar 2017
Phishing-Mails ist das beste, was angeblich staatliche chinesische Hacker zustande bringen? Komische Geschichte.

Man wundert sich, wie viele dieser Parlamentarier sich jetzt in Sicherheit wiegen und ihre Geschäfte auf ihren Handys und Laptops made in China erledigen.

Es wäre Zeit, dass Europa aufwacht und zumindest für sicherheitsrelevante Bereiche eigene, in Europa gefertigte Hard- und Software einsetzt...
363
Melden
Zum Kommentar
25
Tram-Typ sucht Backblech-Girl: Dies ist vermutlich die beste Liebesstory aus Zürich
Noah* hat sich im Tram in eine junge Frau verguckt, sich aber nicht getraut, sie anzusprechen. Mit diesem Brief versucht er es jetzt doch – und geht damit viral.

Junge Menschen, die heutzutage daten, greifen meist erst zum Handy. Scrollen auf Tinder und Co. scheint dabei um einiges einfacher zu sein, als einen Partner oder eine Partnerin im realen Leben kennenzulernen. Aber nur weil Dating-Apps existieren, heisst das noch lange nicht, dass es keine romantischen Begegnungen in der realen Welt mehr gibt. Genau so eine erlebte nämlich Noah* (Name geändert) Anfang Mai im Tram in Zürich. Daraus hat sich nun eine Liebesstory entwickelt, die die ganze Stadt begeistert. Wir haben mit Noah* gesprochen.

Zur Story