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Minneapolis: CNN-Reporter wird vor laufender Kamera festgenommen

CNN-Reporter Omar Jimenez wird am Freitagmorgen in Minneapolis festgenommen.
CNN-Reporter Omar Jimenez wird am Freitagmorgen in Minneapolis festgenommen.

CNN-Reporter wird in Minneapolis vor laufender Kamera festgenommen – er reagiert ruhig

29.05.2020, 14:3929.05.2020, 15:06
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Bei den Protesten in der US-Grossstadt Minneapolis ist ein Team von Journalisten des Nachrichtensenders CNN während einer Live-Übertragung festgenommen worden.

Polizisten nahmen nach Ausschreitungen am Freitagmorgen (Ortszeit) zunächst Korrespondent Omar Jimenez fest, dann seine Kollegen. «Sowas habe ich noch nie gesehen», sagte ein CNN-Moderator zu der Szene.

In der Live-Aufnahme war zu sehen, wie Jimenez die heranrückende Polizei wiederholt fragte, ob das Team seinen Standort ändern solle. «Wir können dahin zurückgehen, wohin ihr wollt. Wir sind gerade live. Wir sind zu viert, wir sind ein Team», sagte Jimenez, der schwarzer Hautfarbe ist. Kurz darauf wurde er ohne Angabe von Gründen festgenommen, dann auch sein Team. «Wir sind alle von CNN», sagte jemand zu den Polizisten.

Jimenez zufolge berichtete das Team von einem Ort, wo Demonstranten ein Gebäude in Brand gesetzt hatten. In den Live-Aufnahmen waren Dutzende Polizisten in voller Montur zu sehen, inklusive Schutzausrüstung, Gasmasken, Helmen und Schlagstöcken. CNN forderte in einer Stellungnahme die sofortige Freilassung des Teams. Dessen Festnahme stelle eine Einschränkung der Pressefreiheit dar.

Auf der Webseite des Senders hiess es weiter, ein weisshäutiger CNN-Kollege, Josh Campbell, der sich mit einem anderen Team in dem Gebiet befand, sei von der Polizei respektvoll behandelt und nicht festgenommen worden.

CNN-Präsident Jeff Zucker sprach mit dem Gouverneur von Minnesota, Tim Walz. Dieser entschuldigte sich für das, was passiert war. Walz sagte, die Verhaftungen seien «inakzeptabel», das CNN-Team habe jedes Recht, dort zu sein.

Mittlerweile wurde Jimenez wieder freigelassen. Nach seiner Festnahme sagte der Reporter zu CNN, es habe «Verwirrung» darüber gegeben, wo sie sich aufhalten durften. Jimenez blieb wie schon während der Festnahme cool und machte den Polizisten keine Vorwürfe: «Sie haben sich die ganze Zeit sehr herzlich verhalten.» Im Gespräch habe er versucht herauszufinden, wo sie in Zukunft drehen dürfen. Der für ihn zuständige Polizist antwortete: «Das kann ich Ihnen nicht sagen, ich befolge hier nur meine Befehle.»

In Minneapolis war der Afroamerikaner George Floyd am Montag infolge eines brutalen Polizeieinsatzes ums Leben gekommen. Seither kommt es in der Stadt zu Protesten. Wegen Plünderungen und Brandstiftungen ist dort inzwischen auch die Nationalgarde aktiviert worden. Der Fall Floyds hat in den USA Entsetzen hervorgerufen. Die vier an dem Einsatz beteiligten Polizisten sind entlassen worden. Die Bundespolizei FBI untersucht den Vorfall. (cma/sda/dpa)

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Proteste in Minneapolis
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Proteste in Minneapolis
Minneapolis brennt: Nach dem Tod von George Floyd sind in den ganzen USA Proteste ausgebrochen.
quelle: keystone / john minchillo
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Dieses Video zeigt die Ausschreitungen in den Strassen von Minneapolis
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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hans Jürg
29.05.2020 14:52registriert Januar 2015
Wäre das in China oder einer andere Diktatur passiert, wären wir ja nicht so überrascht. Aber in einem Staat, in dem angeblich Pressefreiheit herrscht und deren Präsident sich gerade so vehement für die Meinungsfreiheit (seine eigene...) einsetzt, hätten wir das jetzt nicht unbedingt erwartet. Zumindest nicht, dass so so öffentlich und offensichtlich gemacht wird.
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ChillDaHood
29.05.2020 15:13registriert Februar 2019
Trumps America!

Hat er nicht was gebrabbelt von wegen, make it great again? Szenen wie aus dem letzten Drittweltland.

Nun ja. Viele haben gefragt, ob Amerika 4 Jahre Trump überlebt. Er hat noch ein paar Wochen - was für ein Schlussspurt...
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David Rüegg
29.05.2020 15:14registriert März 2017
Hm... Nachdem der Tod eines Schwarzen bei einem fragwürdigen Polizeieinsatz zu Demonstrationen (und leider auch Ausschreitungen) führt wird bei der Berichterstattung über eben diese ein dunkelhäutiger Reporter unter wiederum fragwürdigen Umständen (durch die Polizei) festgenommen... Da fragt man sich ja schon, was diese Leute wohl für Kriterien erfüllen müssen um bei der Polizei einen Job zu bekommen... und welche Kultur in den Corps wohl gepflegt wird.
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